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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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Manager. Guck dich doch mal um. Das hier ist Disney World und hat mit dem normalen Leben überhaupt nichts mehr zu tun. Weißt du an wen du mich erinnerst? An Nane! Du schlägst genau ihren Weg ein. Einen Weg, den du kürzlich noch als abscheulich bezeichnet hast. Für wen machst du das? Für deinen Vater, um ihm zu imponieren oder brauchst du es tatsächlich für dein Ego?«
   »Ich habe es für dich gemacht!«
   »Nein Tobias, du lügst dir in die eigene Tasche. Ich habe so etwas nie gewollt. Das war nie meine Welt und es wird nie meine Welt. Und du hättest es wissen müssen.«
   »Heißt das, du steigst hier nicht mit ein. Du schulst die neuen Mitarbeiter nicht und stehst auch nicht als Leitung zur Verfügung?« Ich fasse mir an den Kopf.
   »Du drängst mich dazu, mein kleines Geschäft aufzugeben, um mehr Zeit für die Familie zu haben und jetzt soll ich diesen Palast leiten? Cannes ist über sechzig Kilometer von zu Hause entfernt. Kannst du mir bitte sagen, wie ich das mit Clara hinkriegen soll? Hast du dir überhaupt einmal Gedanken gemacht, wie das funktionieren soll?«
   »Wir werden eine Nanny und eine Haushaltshilfe fest einstellen.«
   »Eine im grauen Kleid und weißer Schürze? So wie bei Paul?« Ich schnaube tief durch. Ungläubig schüttele ich immer wieder den Kopf. »Lass uns nach Hause fahren. Ich muss hier schnellstens raus.«

Während der Autofahrt befrage ich ihn. »Wann wolltest du eröffnen?«
   »Mitte März. Da bleiben uns knapp vier Wochen für den Probelauf, bevor die Ostersaison anfängt.«
   »Du musst dich dringend um Personal kümmern. Am besten du schaltest gleich morgen Annoncen.«
   »Das ist schon passiert. Ich habe dir zwanzig Bewerbungen in den Schreibtisch gelegt. Ich hatte gehofft, du hilfst mir bei der Auswahl. Was ist Schatz, bist du mit dabei oder lässt du mich hängen?«
   »Hab ich dich je hängen lassen?« Er stoppt den Wagen. Mit beiden Händen umfasst er mein Gesicht und presst seine Stirn an meine.
   »Zusammen schaffen wir das. Ich bin mir ganz sicher!« Ich kann seinen Optimismus nicht teilen.

Ich trinke noch einen Tee mit Natascha und lasse mir den Streit, den sie mit ihrem Neuen hat in kurzen Worten erklären. Gern würde ich mit ihr tauschen. Alles Pillepalle gemessen an dem, was mir hier gerade geboten wird. Tobi hat seinen Armani Anzug gegen Calvin Klein Boxershorts getauscht. Mit freiem Oberkörper sitzt er vor dem Fernseher und wartet darauf, dass ich mir die Bewerbungen ansehe. Aus den zwanzig Mappen sortiere ich sechszehn aus.
   »Diese vier Bewerberinnen kannst du zum Gespräch einladen. Wenn du Glück hast, bleibt eine übrig und ist tatsächlich geeignet. Warum haben sich nur Frauen gemeldet? Du brauchst ein gemischtes Team, sonst ist der Ärger vorprogrammiert. Außerdem sind diese Mädchen alle viel zu jung und haben noch keinerlei Berufserfahrung. Wichtig ist, dass auch Fachkräfte dabei sind, die deine Kunden auf Augenhöhe behandeln. Eine reife Frau mit Cellulitis will sich nicht vor einer strammen und faltenlosen Achtzehnjährigen nackig machen.«
   »Also Claudine, Annabelle, Francoise und Antoinette. Was ist mit den beiden hier? Die fand ich recht gut.«
   »In einem SPA deiner Kategorie brauchst du Mitarbeiter, die wenigstens eine Fremdsprache beherrschen. Oder wie willst du deine internationale Kundschaft adäquat bedienen?«
   »Gut«, sagt er und legt seine beiden Favoritinnen beiseite. »Das war bisher kein wirklich schöner Valentinstag.«
   »Stimmt! Wir hatten schon bessere.« Ich gebe ihm einen Gutenachtkuss auf die Stirn und gehe allein ins Bett.

Der Anrufer, der mich bereits kurz nach sieben Uhr morgens aus dem Bett klingelt, ist der Masseur aus Lyon. Er sagt sein Interesse für das SPA Nummer Eins ab. Ich bin allein zu Hause und nach dem Gespräch bereits hell wach. Mit einer Tasse Kaffee mache ich mich ran und inseriere mein neu formuliertes Stellenangebot in verschiedenen Internet Jobbörsen. So haben Jean und ich auch zueinander gefunden. Gerade als ich an ihn denke, klingelt das Telefon wieder.
   »Du hast wohl telepathische Fähigkeiten.« Enttäuscht muss auch er absagen. Seine Freunde können ihm eine so hohe Summe nicht leihen. »Dann bleibt es für dieses Jahr wie abgesprochen. Du startest im März und über den Verkauf sprechen wir, wenn die Zeit reif ist.« Mit einer Mail an Frank wiederhole ich mein Angebot, ihn gern wieder einstellen zu wollen.

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