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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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telefonieren zu wollen.

Während ich mich ausschlafen darf, bringt Tobi Clara morgens mit seinem neuen Wagen in die Schule. Wenn er mittags zurück kommt, hält er stets eine Einkaufstasche in der Hand. Sein Schrank zählt am Valentinstag zehn Armani Anzüge. Die neuen Hemden, Krawatten und Schuhe müssen teilweise in meinem Bereich Platz finden. Ich werde zum Tag der Verliebten mit einer protzigen Uhr überrascht. Und ich bin tatsächlich überrascht und frage mich, ob sein Kaufrausch eine vorübergehende Phase darstellt oder ob sich hier ein dauerhaftes Problem auftut. Für den Abend bestellt er Natascha. Sie soll auf Clara aufpassen, damit er mich ausführen kann.
   »Ein bisschen eleganter solltest du dich für den Anlass schon anziehen. Ich führe dich heute sehr nobel aus.« Ich schlucke bei dem Wort »nobel«. Es ist mittlerweile Tobis Lieblingswort und es kommt in jedem dritten Satz einmal vor. Ich verfolge seine Wandlung mit Besorgnis. Lange werde ich mir sein Gebaren nicht mehr stillschweigend mit ansehen. An der Mautstelle der Autobahn verbindet er mir die Augen mit einem schwarzen Tuch. »Lass dich von mir überraschen. Nur noch ein paar Minuten Geduld. Dann hast du es geschafft.« Mir wird übel. Seine rasante Fahrweise ist schon mit geöffneten Augen eine Mutprobe. Ich presse die Lippen fest zusammen und zähle lautlos immer wieder bis hundert. Endlich kommt der Wagen zum Stehen und ich darf das Tuch abnehmen. Helles Neonlicht blendet meine Augen und ich habe keinen Schimmer, wohin er mich gebracht hat. Er öffnet die Beifahrertür und zieht mich vom Wagen weg, hinüber zu einem Fahrstuhl. Als sich die Tür schließt, drückt er den Nothalt. Er sieht mir tief in die Augen während seine Hand unter meinen Rock greift. Er stöhnt leise und fordert mich auf, ihm zu flüstern, wie lieb ich ihn habe. Als ich seinem Wunsch entspreche, setzt er den Lift wieder in Bewegung. Die Tür öffnet sich im Erdgeschoss. Es ist stock dunkel und ich kann nichts erkennen. Tobias tastet die Wand nach dem Lichtschalter ab und erleuchtet die Etage. Ich traue meinen Augen nicht. Ich stehe vor einem runden Tresen und starre auf eine helle Wand mit dem metergroßen Mató Beauty & SPA Logo.
   »Es ist fertig geworden. Die Handwerker haben Tag und Nacht gearbeitet, damit ich es dir heute zeigen kann.« Tobias führt mich durch das SPA Nummer 3. Die neun Behandlungskabinen haben alle Blick aufs Meer.
   »Wir haben Räume für Paare und Einzelpersonen, teils mit Wannenbad, teils mit Dusche.« Er rennt vorweg und öffnet jede Tür. Im oberen Bereich hat er eine Lounge eingerichtet. Auf noblen Liegen können hier Gäste bei leiser Musik und Drinks entspannen.
   »Komm mit, Marie. Jetzt zeige ich dir das Highlight.« Er fährt mit mir in die dritte Etage und zeigt ein voll möbliertes Appartement. Büro, Schlafzimmer, Küche und Bad. »Hier werden wir unsere Pausen verbringen und die ein oder andere Nacht, wenn es zu spät wird, um nach Hause zu fahren. Ich will heute mit dir das Bett einweihen. Ich bin so scharf. Komm schnell her zu mir.« Ich komme nicht, sondern gehe drei Schritte zurück und ringe nach Luft.
   »Du hast es tatsächlich gekauft«, sage ich nüchtern. »Heimlich! Obwohl du wusstest, wie ich dazu stehe. Du hast die ganze Planung ohne mich gemacht. Alles hinter meinem Rücken. Das ist kein Mató, das ist ein tó! Herzlichen Glückwunsch. Ich hoffe, du findest bald einen Käufer für diesen noblen Prunkpalast.«
   »Das erste Jahr sollten wir es selbst betreiben. Deshalb habe ich die Wohnung gleich mit dazu genommen. Marie freust du dich gar nicht?«
   »Ich bin entsetzt! Wie konntest du mich so hintergehen?«
   »Ich habe unser Haus nicht beliehen. Es wurde alles mit Bertas Erbe finanziert. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
   »Bist so naiv oder stellst du dich nur so? Weißt du wie viele Mitarbeiter du für ein SPA dieser Größenordnung brauchst? Sag mir nicht, wie viel Geld du neben dem utopischen Kaufpreis auch noch in den Ausbau und das Equipment gesteckt hast. Die Rechnung wird nie aufgehen. Du hättest Bertas Erbe besser dem Roten Kreuz überlassen. Dann wäre wenigstens etwas Sinnvolles damit passiert.«
   »Du bist derartig negativ. Was ist der Grund? Gönnst du mir den Erfolg nicht?«
   »Tobi, du hast die Bodenhaftung verloren. Das Erbe ist dir zu Kopf gestiegen. Nur weil du jetzt Armani Anzüge trägst und ein protziges Auto fährst, bist noch kein SPA

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