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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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René. Sein durchwühltes Bett steht in der Mitte des Raumes. Wie viele Frauen hat er in den letzten Jahren auf dieser Matratze beglückt? Ich wähle das Sofa, nehme seine dreckigen Kochklamotten runter und baue mir ein Bett direkt unter dem Fenster. Durch das geöffnete Fenster höre ich die Musik aus seinem Lokal und Essensdüfte kriechen in meine Nase. Im Liegen schaue ich durch das Fenster in einen Platanenbaum, der direkt vor dem Haus steht. Er trägt noch keine Blätter. Im Sommer muss dieser Platz unbeschreiblich schön sein. Ich lausche den Stimmen der vorbei gehenden Passanten. Zwischendurch wird die Ruhe durch lautes Hupen, knatternde Roller und rufende Jugendliche unterbrochen. Ich bin unendlich erleichtert darüber, die Nummer Eins nicht verkauft zu haben. Von Tobi werde ich meinen Anteil für das Haus bald erwarten können. Dafür werde ich mir ein Appartement in Strandlage kaufen. Statt im Pool gehe ich im Meer baden. Nicht mehr täglich kochen, sondern einfach bei René einkehren. Die Sommerabende mit Freunden auf seiner Terrasse verbringen. Ab und zu in Etappen mit ihrer Ente nach Hamburg fahren und die Familie besuchen. Und jetzt ein Glas Wein trinken. Ich schleiche vorsichtig in den Gastraum und halte Ausschau. René lacht herüber und sagt: »Er ist schon wieder weg. Er hat dich in der Eins gesucht und bei mir nur kurz in den Laden geguckt. Alles wieder gut?«
   »Alles bestens. Lass uns auf einen heißen Sommer trinken.«
   »Zuerst kommt der Frühling. Damit fangen wir beide an.«

Wenn Tobias mit Töchterchen morgens das Haus verlässt, fahre ich hinauf und gehe mit Balou spazieren. Natascha holt Clara täglich von der Schule ab und bringt sie zu mir in die Eins. Gemeinsam gehen wir Mittagessen und quatschen. Natascha versorgt Kind, Hund und Haushalt bis zum Abend. Es klappt alles ohne Absprache.
 

Poker Putin

Ein großgewachsener Mann mit stahlblauen Augen fragt nach einer Massage. In gebrochenem Englisch sagt er zu Jean, dass er sich nur von Frauen behandeln lässt. Schwule Hände haben auf seinem Körper nichts zu suchen. Ich bin kurz davor, diesen Unsympathen sofort vor die Tür zu setzen, als Natascha das SPA betritt und sich der heiklen Situation annimmt. In ihrer Muttersprache klärt sie den ungehobelten Russen über die Besitzverhältnisse auf und sein anfangs frostiger Blick, schmilzt auf die Temperatur von Eiswasser. »Dann mach du, Mütterchen«, sagt er auf Deutsch zu mir und mustert mich abfällig von unten bis oben. So ein unverschämtes Benehmen habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht einmal erlebt.
   »Pass auf Putin, mach dich hier ganz schnell vom Acker. Eine Massage kriegst du hier nicht. Das Einzige was das Mütterchen dir anbieten kann, ist ein kräftiger Tritt in deinen russischen Arsch!« So gut sind seine Deutschkenntnisse nun doch nicht und ich bitte Natascha um eine wortgetreue Übersetzung. Die steht jedoch laut lachend im Verkaufsraum und hält sich kreischend den Bauch. Immer wieder schüttelt sie den Kopf und sagt: »Das übersetze ich nicht. Auf keinen Fall.« Auch Jean kann sich das Lachen nicht verkneifen. Mittlerweile verliert der Russe die Geduld. Ich mache eine Handbewegung, als ob ich einen Schwarm Mücken verjagen will und rufe das einzige Wort, das ich auf Russisch sagen kann. »Dawai, dawai!« Ich wiederhole es so oft, bis er völlig konsterniert das SPA verlässt. René, der das laustarke Schauspiel von der Terrasse mit verfolgte, fragt nach, was passiert ist. Amüsiert über meinen erfolgreichen Rausschmiss sagte er: »Du weißt hoffentlich, wen du gerade vor die Tür gesetzt hast. Er heißt Vadim und ist ein neuer Resident in unserer Runde. Er zählt zu meinen umsatzstärksten Kunden. In Saint Tropez haben sie ihm kein Haus verkauft, obwohl er vor Geld stinkt. Jetzt gibt er es bei uns aus.« Natascha nickt. Sie kennt ihn von einem Segelcharter, den sie begleitet hat.
   »Nach einer Stunde hatte er Julian angeboten, ihm das Boot abzukaufen. Er hat Geld wie Heu. Und ist noch ledig!«, lacht sie.
   »Für alle Frauen auf der Welt kann ich nur hoffen, dass das noch lange so bleibt. So ein Ekel!« Der Vorfall war Hauptgesprächsthema des Tages. Claire kennt ihn auch schon. Bei ihr im Salon hat er sich ähnlich aufgeführt.
 
    Schon zwei Wochen habe ich Tobias nicht gesehen. Ich arbeite in der Eins, wenn Jean oder Frank frei haben und schlafe bei René auf dem Sofa unter dem Fenster. Alles läuft gut bis zu dem Mittag, als

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