Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
Clara weinend auf mich zustürzt. »Er schickt mich ins Internat. In das, wo Natascha früher auch war. Ich will das nicht, Mamam, bitte! Lass mich bei dir bleiben. Warum kommst du nicht endlich wieder nach Hause.« Clara so leiden zu sehen, bringt mich aus der Fassung. Ich versuche sie zu beruhigen und sage: »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Du kommst bestimmt nicht ins Internat. Sicher hast du Papa wieder auf die Palme gebracht und er hat es im Streit zu dir gesagt. Er würde dich nie fortgehen lassen.«
»Doch, gleich nach den Osterferien. Er hat es schon unterschrieben und den Brief weggeschickt.« Natascha nickt. Sie schickt die Kleine zur Eisbar, damit sie mit mir in Ruhe sprechen kann.
»Tobias wird unserem Vater immer ähnlicher. Die beiden haben sich zusammen getan. Ich soll wieder auf die Uni und Clara ins Internat. Sie halten es für die beste Idee. Ich kann mich wehren. Aber für Clara musst du eintreten.«
Ich fahre noch am gleichen Abend ins Haus. Mit meinem Sender öffne ich das Tor und klingel einmal kurz an der Haustür. Tobias sieht mich prüfend an.
»Hat René Eigenbedarf für sein Liebesnest angemeldet oder warum kommst du nach Hause?«
»Ich bin nicht gekommen um zu streiten, sondern mit dir über Clara zu sprechen. Was ist das für eine absurde Idee mit dem Internat?«
»Clara hat nur noch mich. Aber aus beruflichen Gründen kann ich mich nicht ausreichend um sie kümmern. Also was spricht gegen eine Unterbringung in einem Internat? Dort erhält sie Bildung, Erziehung und ihr wird anständiges Benehmen beigebracht.«
»Lass dein aufgesetztes, geschwollenes Getue. Wir reden hier über unsere Clara. Du wirst es nicht zulassen, dass aus ihr so ein angepasstes, fettleibiges Kind wie Natalie wird. Was ist das mit euch Martin Männern? Zwei Kinder werden im Heim groß. Ein Sohn bekommt eine Ziehmutter. Die nächsten Kinder werden ins Internat abgeschoben. Tobi, du bist doch nicht Paul. Du hast doch ein Herz und du liebst sie doch.«
»Was geht es dich an. Du bist nicht ihre Mutter. Oder hast du sie adoptiert?« Ich schlucke. Fast wäre ich wegen dieser Gemeinheit ausgeflippt. Aber ich bleibe betont ruhig.
»Tobi, komm doch zur Vernunft. Ich liebe Clara und ich kümmere mich seit Jahren um sie, so als wäre sie mein leibliches Kind. Sei doch jetzt nicht ungerecht. Wenn du zustimmst, dann kaufe ich dir deine Hälfte des Hauses wieder ab und ich wohne zusammen mit ihr hier. Du kannst sie jederzeit besuchen. Lass uns keinen Rosenkrieg führen, wir beide hatten uns doch mal gern.« Über die Worte »hatten uns doch mal gern« schüttelt er bestürzt den Kopf.
»Und eines Tages erwachst du und dir fällt ein, dass du sie nicht mehr liebst. Dann sagst du ihr, dass es aus und vorbei ist. So wie du es mir wie aus heiterem Himmel vor die Füße geknallt hast. Ja Marie, ich weiß, dass du sie liebst. Gerade deshalb wirst du sie nicht bekommen. Und das Haus auch nicht!«
»Kratzt es an deinem Ego, dass ich mich getraut habe, das auszusprechen, was offensichtlich ist. Unsere Liebe ist vorbei. Würde es dir besser gehen, wenn du mir einen Tritt geben könntest? Dann bitte!«
»Unsere Liebe ist nicht vorbei. Das geht gar nicht!«
»Dann haben wir unterschiedliche Auffassung von Liebe. Wenn du Clara und mich lieben würdest, hättest du nie so gehandelt.«
»Sie ist das einzige Druckmittel, das ich gegen dich habe. Ich will, dass du wieder nach Hause kommst.«
»Clara ist dein Druckmittel? Jetzt begreife ich, warum du bei der Adoption so lange gemauert hast. Aber ich habe auch etwas, was nur mir gehört. Mató! Die Marke gehört mir ganz allein. Du hast dein Franchise Imperium auf meinem Namen aufgebaut. Wenn du willst, dass dein Prunkschuppen in Cannes weiterhin den Namen Mató trägt, dann machst du den Blödsinn mit dem Internat wieder rückgängig. Wenn nicht, kannst du ab nächste Woche deine Kunden mit Butterschmalz aus dem Supermarkt massieren. Von mir kriegst du nämlich nicht einen Tiegel Ware mehr!« Ich habe mich in Rage geschimpft und triumphiere. Amüsiert über meinen impulsiven Wutausbruch grinst er über das ganze Gesicht. Er steht noch immer breitbeinig in seiner Anzughose vor mir und hat beide Hände in den Hosentaschen verschränkt.
»Du willst dich mit mir anlegen? Damit machst du mich richtig scharf. Dabei hätte ich eine viel bessere Idee, wie du dein Temperament an mir auslassen könntest.«
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