Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
sich eingespannt. Ich finde, jetzt bin ich dran. Wir werden im Januar eine Kreuzfahrt machen. Das habe ich mir von ihm zu Weihnachten gewünscht. Drei Wochen nur mit ihm. Keine Töchter und keine Enkelkinder. Ich finde, das ist wichtig. Gerade für eine Beziehung, die schon so lange anhält wie unsere Ehe. Ach Marie, was die kurze Trennung und der Einlauf von dir bewirkt haben, ist kaum zu glauben. Unsere Liebesbeziehung war schon vor Jahren eingeschlafen. Jetzt ist Timo Wachs in meinen Händen.«
»Ja, Christina, es gibt nichts Besseres als Versöhnungssex!« Es wird Zeit, Clara abzuholen. Zu dritt fahren wir ins Haus zurück. Der Stellplatz ist frei. Die Männer sind noch immer mit Timos Auto unterwegs. Es wird schon dunkel und ich werde immer unruhiger. Meine Angst prallt an Christina ab. Sie sitzt seelenruhig am Tisch und probiert sich durch die Mató Cremetiegel. Endlich erblicke ich das sehnlich erwartete Scheinwerferlich von Timos Wagen. Ich laufe den Männern entgegen und rufe: »Was habt ihr den ganzen Tag angestellt. Ich sterbe hier vor Sorge!«
»Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Es läuft alles wie geplant. Morgen ist der ganze Spuk vorbei«, sagt Tobi und legt schützend den Arm um mich. Auch Christina findet, dass sich die beiden recht lange Zeit gelassen haben.
»Gute Vorbereitung ist die halbe Miete, mein Schatz«, sagt der ältere Bruder und küsst den Hals seiner Frau. Vor dem knisternden Kamin bei einem Glas Cognac erhalte ich die Instruktionen für den nächsten Tag.
»Wir treffen uns morgen um elf Uhr im Notariat Laval. Vadim glaubt, dir die Eins für 250.000 Euro abkaufen zu können. Du wirst dich auf keine Provokationen mit ihm einlassen. Das ist wichtig, Marie. Halte dich morgen zurück. Nenne ihn nicht wieder Putin, oder ähnlich. Versprich es mir!« Ich verspreche es, obwohl ich die dreifache Ermahnung, mich zurückzuhalten, als übertrieben empfinde. Nach dem Abendessen verabschieden sich Timo und Christina ins Gästezimmer. Tobias setzt sich zu mir aufs Sofa.
»Marie, die Aktion morgen kostet ein bisschen Klimpergeld. Es kann sein, dass wir in deine Schwarzgeldkasse greifen müssen.«
»Wenn es hilft, den Kerl los zu werden, ist das schmutzige Geld gut investiert.
Wir machen uns um halb elf auf den Weg. Timo fährt uns in seinem Wagen zur Unterstützung hinterher, während Christina mit Clara im Haus zurückbleibt. Nach einem kurzen Zwischenhalt bei der Bank fahren wir weiter zum Notar. Ich gebe meinen schwarzen Aktenkoffer nicht aus der Hand. Vadim kommt allein. Nachdem Laval seine Mandanten begrüßt hat, bittet er ihn und mich, uns auszuweisen. Ich würdige den Russen keines Blickes. Auch auf seine Bemerkung, wie schön es ist, dass Mütterchen endlich zur Vernunft gekommen ist, entgegne ich kein Wort. Der Notar liest den Reisepass des Russen laut vor und legt ihn in seine Schublade. »Ich fürchte, Herr Sidorow, ich kann Ihnen den Kaufvertrag nicht beurkunden. Es ist eine Situation eingetreten, mit der ich vorher nicht gerechnet habe. Gegen Sie liegt ein Internationaler Vollstreckungshaftbefehl vor. Diese Red Notice verbietet es mir, für Sie tätig zu werden. Das örtliche Kommissariat hat mich soeben über diesen Umstand informiert. Commissaire Clement ist mit einem Auslieferungsantrag hierher unterwegs.« Laval schaut auf seine Uhr.
»In spätestens zehn Minuten sollte er hier eintreffen.« Vadim steht auf und will den Raum verlassen, aber Timo versperrt ihm den Weg. Tobias richtet das Wort an den Russen.
»Das Blatt hat sich gewendet, Vadim. Es gibt nur noch eine Möglichkeit hier rechtzeitig mit deinem Reisepass heraus zu kommen. Du bittest Herrn Laval ganz freundlich, den Kaufvertrag für Renés Haus zu beurkunden. Nenne uns einen fairen Preis und du kannst gehen.« Laval öffnet seine Unterschriftenmappe und zeigte den vorbereiteten Vertrag. Die Sirenen, der anrückenden Polizei, sind aus der Ferne zu hören.
»Zehn Millionen«, sagt Vadim und Tobias lacht.
»Ich biete dir eine in bar, reisefertig verpackt in diesem Koffer«, sage ich und halte mich nicht an mein Schweigeversprechen. Die Sirenen werden immer lauter. Ich klappe den Koffer auf und präsentiere die fein säuberlich gestapelten Geldbündel. Vadim greift in seine Jackentasche und zückt seinen Füllfederhalter. Er unterschreibt an den markierten Stellen des Vertrages, quittiert den Erhalt des Geldes, nimmt seinen Reisepass entgegen und verlässt mit
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