Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
Moderation übernehmen will.«
»Das ist ja der Hammer!« Sarah verspricht, sich das Ganze einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Ein festes monatliches Einkommen ist ja nicht zu verachten.
Noch immer trage ich das starke TV Make-up im Gesicht. Ich versuche bereits zum zweiten Mal, mich von Camouflage, Puder und Rouge zu befreien, als es an ihrer Hotelzimmertür klopft. Sarah war zum Telefonieren mit ihrer Liebsten auf den Flur gegangen. Nun steht sie wieder vor mir und sagt: »Anke meint, ich sollte zusagen.«
»Dann höre auf das, was sie sagt. Stell dir doch mal vor, wir beide zusammen. Wir werden ein unschlagbares Team sein. Das wird der WAHNSINN.« Ich bin in unvorstellbarer Hochstimmung.
»Hast du deinen Mann auch schon angerufen?«
»Nein!« Es ist zu spüren, dass diese Frage das vorläufige Ende meiner Euphorie bedeutet. Ganz private oder gar intime Gespräche fanden zwischen uns beiden bisher nie statt. Ich überlege deshalb genau, ob ich Sarah von meinen Problemen mit Steffen erzählen soll. Ich entscheide mich, kein Geheimnis daraus zu machen und berichte ihr in allen Einzelheiten. Für einen Zug durch die Berliner Kneipen ist es mittlerweile zu spät. Wir beschließen, den Rest des Abends gemütlich auf dem Doppelbett kauernd zu verbringen, die Minibar zu leeren und zu quatschen, was das Zeug hält. Sarah spricht das erste Mal offen über das Scheitern ihrer Ehe. Es war nicht so, dass sie den Vater ihres einzigen Sohnes nicht liebte. Sie liebte ihn als Freund, Kumpel und Weggefährten. Aber leidenschaftliche Gefühle konnte sie zu diesem Mann nicht aufbringen. Zu keinem Mann. Deshalb entschieden die beiden, sich in aller gebotenen Ehrlichkeit und Freundschaft zu trennen.
»Empfindest du denn noch Lust auf deinen Steffen?«
»Schon.« Die Erfahrung mit Thomas hat mir deutlich vor Augen geführt, dass ich bei Steffen in besseren Händen war. Steffen wusste immer genau, welche Knöpfe er bei mir drücken musste, um mich schwach zu machen. Allerdings machte er im Laufe der letzten Jahre zunehmend weniger Gebrauch davon. Früher liebte ich es, wenn er die Richtung und das Tempo vorgab. In Alltagsfragen hatte ich den Hut auf. Beim Sex bestimmte er.
»Er hat mich so verletzt. Ich weiß nicht, ob ich ihm verzeihen kann.«
»Die Zeit wird es zeigen.«
Am übernächsten Morgen läuft der Fernseher. Ich habe den QHS Kanal angeschaltet, sitze im Schneidersitz vor der Glotze und löffel eine Pampelmuse. Gebannt lausche ich der Vorführung einer Haarpflege Serie. Der schmierige WAHNSINNIGE ist wohl in der Entzugsklinik, vermute ich. Statt seiner führt eine nette Frau durch die Sendung. Aber ihr ständiges Kichern, geht mir schon nach fünf Minuten auf den Geist und ich stelle den Ton leiser. Frederik fährt vor und hat für einen frisch Getrennten erstaunlich gute Laune. Er überrascht mich und seine Tante mit neuen Nachrichten. Er soll befördert werden.
»Mehr Verantwortung sprich mehr Gehalt.« Er verschweigt zunächst den Haken an der Sache, muss aber meinem Blick entnehmen, dass er mich nicht länger auf die Folter spannen darf.
»Ich werde vom nächsten Ersten an in Düsseldorf arbeiten. Klar, die Kinder kann ich dann nur an den Wochenenden sehen. Da ich aber ab sofort unterhaltsverpflichtet bin, bleibt mir nur dieser Weg.«
»Wollt ihr es nicht noch einmal zusammen probieren?«
»Mama, das ist eine ganz klare Sache für mich. Ich weiß, dass sie mich betrogen hat und daher ziehe ich nur meine Konsequenzen.« Natürlich macht es mich traurig, dass die Ehe der kleinen Juniors nun bald Geschichte sein soll. Aber ich kann meinen Sohn auch gut verstehen. Schließlich habe ich ihn mit genau diesen Moralvorstellungen erzogen.
»Düsseldorf ist nicht aus der Welt. Am Wochenende bin ich immer hier in Hamburg. Nicht traurig sein.« Frederik nimmt mich fest in den Arm.
Seit zwei Tagen drücke ich die Anrufe des Mistkerls nicht mehr weg. Schließlich hält er mich über den Fortschritt der Ausräumarbeiten auf dem Laufenden.
»Besenrein reicht doch? Ich habe noch zwei Umzugskartons mit ganz persönlichen Sachen von uns zusammen gepackt. Die wollte ich der Spedition nicht übergeben. Da sind unsere Fotoalben, Papiere und andere wichtige Unterlagen drin. Entscheide du, ob du sie mitnehmen willst oder ich sie bei Hanna und Karl unterstellen soll.«
»Wir können uns vor dem Notar Termin noch einmal im Haus treffen. Dann sehe ich
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