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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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wieder zurück zum Flughafen ging, flossen Tränen auf beiden Seiten. Während der einstündigen Rückfahrt heulte ich jedes Mal einen Sturzbach und Tobias musste mich lange und liebevoll trösten.

Ein weiteres Jahr später, auf den Tag genau, hätten Steffen und ich einen runden Hochzeitstag feiern können. Wie vor dreißig Jahren, ist es einer der heißesten Tage im Sommer und ich erinnere mich noch gut daran. Mit meinen jungen achtzehn Jahren machte mir damals die Hitze noch nichts aus. Seit Kurzem kündigen sich die Wechseljahre an und sich schwitze sogar in klimatisierten Räumen.
   »Heute hätte ein Freudentag sein können«, klagen Hanna und Karl in ihrer Mail. Steffens Eltern weigern sich strikt, das endgültige Aus zwischen uns zu akzeptieren. Hanna ist der festen Überzeugung, dass ich wieder zurück kommen werde, sobald dieser Bengel mich langweilt. Tobias ist weit davon entfernt, mich zu langweilen. Im Gegenteil. Er ist aufmerksam und lustbestimmt wie am ersten Tag. Ich verbringe den Tag mit fleißiger Arbeit im Garten meines eigenen Landhauses. Auf  Anhieb habe ich mich in das kleine Anwesen verliebt. Zwar ist es älteren Baujahres und der Innenbereich ist dunkel und stark verwohnt, aber die Lage und der freie Blick aufs Meer sind unbeschreiblich. Während der Besichtigung mit dem Makler hatte Tobias gesagt: »Du hast wirklich einen elitären Geschmack. Ich allein, könnte mir dieses Objekt nicht leisten. Aber ich sehe, wie es dir gefällt. Wenn es dich glücklich macht, verwandle ich es in dein Traumhaus.« Er hält sein Versprechen. Wenn er die Renovierungsarbeiten für zwei, drei Tage unterbricht, weil er für Foto Aufträge unterwegs ist, nutze ich die Zeit, meine Französisch Kenntnisse zu vertiefen. Unser unmittelbarer Nachbar Robert Martel, ein Schweizer Unternehmer im Ruhestand, unterrichtet mich an diesen Tagen mit Freuden. Zur Belohnung bewirte ich meinen Nachhilfelehrer und seine deutlich jüngere Frau Isabelle. Die Martels sind ein sehr ungleiches Paar. Optisch könnten sie gut und gerne Enkelin und Großvater sein. Aber ich mag die beiden. Belle ist für ihre 29 Jahre schon sehr reif und Robert mit seinen 69 Jahren überdurchschnittlich fit. Die ausgesprochene Liebe zu kulinarischen Genüssen brachte mir seit der Ankunft in Frankreich weitere 5 Kilo Mehrgewicht an Bauch, Busen und Po. Erst als die Kollegen vom Sender mich auf meine nicht zu übersehende Gewichtszunahme ansprachen, rang ich mich dazu durch, den Pfunden, den Kampf anzusagen. Mit Sport. Einer Betätigung, der ich seit Jahren erfolgreich aus dem Weg ging. Nun verabrede ich mich regelmäßig mit meiner Nachbarin zu morgendlichen Strandläufen. Mit dem Resultat, dass ich beim Frühstück einen noch größeren Appetit entwickel und sich nicht ein Gramm von mir trennen will. Unzufrieden über mein Äußeres betrachte ich mich im Spiegel und greife zur blau weißen Kombi. In Frankreich trage ich entweder einen blauen Jeans Shorts mit einer weißen Hemdbluse oder einen weißen Shorts mit einem hellblauen Jeanshemd, was zur Folge hat, dass meine Beine und Unterarme tief gebräunt sind und der Rest meines Körpers weiß wie eine Sahnetorte ist. Das alles kann Tobias nicht davon abhalten, mich leidenschaftlich zu lieben. Wenn ich von meinen monatlichen Sendungen zurück komme, verbringen wir beide den nächsten Tag bis zum späten Nachmittag im Bett. Am Abend führt er mich zum Essen aus. Wir gehen schon seit langer Zeit immer ins selbe Restaurant im Ort und sind dort als gern gesehene Stammgäste bekannt. Gegenüber den Touristen, die den Ort vornehmlich in den Sommermonaten Juli und August bevölkern, genießen wir den Residenten Status. Der bringt uns einen dauerhaft reservierten Stammplatz ein. Im Laufe der Zeit machten wir uns auch mit anderen Aussteigern bekannt. Wir fanden neue Bekannte aus England, den Niederlanden und den USA. In dieser Gesellschaft fühle ich mich besonders wohl. Denn meine englischen Sprachkenntnisse sind deutlich besser, als mein holpriges Französisch. Ich schaue gerade das Ende einer Politik Talk Show im deutschen Fernsehen an, als ich Tobias Wagen in die Auffahrt fahren höre. Rasch stelle ich den Fernseher aus und stecke die Kerzen auf dem großen Terrassentisch an. »Wie sehr hast du mich vermisst?«, fragt mich der Heimkehrer und schmiegt sich fest an mich. Er zeigt mir seine Fotostrecke auf dem Notebook und berichtet, dass ihm ein Folgeauftrag in Aussicht gestellt worden ist. Ich öffne eine

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