Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
das Haus.
Das Telefon klingelt. Es ist Nane, die vom Polizeirevier anruft. Tobias stellt das Telefon auf laut, um mitzuhören.
»Norbert hat für die Zeit ein Alibi. Yannik hat an Eidesstatt erklärt, dass Norbert in der fraglichen Zeit in Hamburg war.«
»Da hat er ja einen glaubwürdigen Zeugen aus dem Hut gezaubert«, schimpft Tobias erbost dazwischen. »Die stecken doch beide unter einer Decke!« Nane gibt den Hörer an Clement weiter. Der Polizist klärt mich in kurzen Worten über die rechtliche Lage auf. »Marie, wenn Sie Anzeige erstatten, bleibt er hier. Wenn nicht, muss ich ihn gehen lassen.« Ich atme tief durch und sage: »Ich verzichte auf eine Anzeige« und lege den Hörer auf. »Es ist vorbei Tobi. Auch wenn er es war. Er hat jetzt keinen Grund mehr, weiterzumachen.«
Während Clara dem Glaser fasziniert dabei zusieht, wie er eine neue Scheibe einsetzt, unterschreibt Nane ihre Vereinbarung, die ihr fünf Millionen Euro und die Hamburger Villa zusichert. Sie wedelt mit einem Flugticket vor Norberts Nase und fragt, ob er es gegen seinen Wagen eintauschen will. Er will. Sie hat ihre Schlacht gewonnen.
Ich schmücke das Haus weihnachtlich wie in meinen besten Zeiten. Mit Clara zaubere ich eine heimelige Stimmung für unsere kleine Familie. Wir backen, basteln und verbringen die Abende gemütlich auf dem Sofa bei knisterndem Kaminfeuer.
»Es ist so wunderbar kuschelig hier mit uns«, schwärme ich.
»Ja es ist fast perfekt.«
»Was fehlt dir?«
»Dein Jawort!« Ich will auch nicht mehr länger warten.
»Lass uns gleich nach Weihnachten heiraten, gleich nachdem wir von der Familie zurück sind. Nur wir beide und Clara.«
Auch Sophies weiße Villa in Hamburg Blankenese ist üppig geschmückt. Tobi und ich bieten an, das Essen zuzubereiten und meine Schwester nimmt dankend an. Wir schneiden, rühren, passieren, filetieren zusammen in der Küche und sind voller Erwartung auf den Abend. Wir haben beschlossen, der Familie von unseren Heiratsabsichten zu erzählen. Gleich nach der Bescherung wollen wir die Neuigkeit verkünden. Unser zufriedenes Strahlen hat uns jedoch vorher verraten. Schon beim Essen fragt Steffen: »Habt ihr geheiratet, oder was sind das für Happy Vibrations, die hier den Raum füllen?«
»Wenn alles klappt, geben wir uns Silvester das Jawort«, sagt Tobias.
»Die große Feier holen wir im Sommer mit euch nach.« Ich habe gegenüber meiner Familie kein schlechtes Gewissen mehr. Ein Blick in die Gesichter meiner Lieben genügt und ich erkenne, dass sich alle für uns freuen. Frederik und Steffen sind geradezu erleichtert. Mit Tobi an meiner Seite, brauchen sie sich nicht länger um Mutter und Exfrau zu sorgen. Die Kinder packen zuerst ihre Geschenke aus. Ich muss bis zum Schluss warten. Gespannt öffne ich einen Karton. Mein Blick fällt auf unser Seidenpapier mit dem Mató Logo. Vorsichtig wickele ich zwei Stoffbahnen aus. Auf das weiße und hellblaue Tuch unserer neuen Sommer Kollektion hat Tobias eine wunderschöne Collage im Handprint Verfahren aufgebracht, die er mit handschriftlichen Liebensbezeugungen berühmter Dichter und Denker verziert hat.
»Gefällt es dir?«, fragt er vorsichtig.
»Es ist wundervoll!«, sage ich total überwältigt. Er ist froh. Nun kann er Stufe zwei einleiten. Er stellt sein Notebook auf den Tisch und zeigt mir Bilder meiner neuen Kollektion. Caro hat Tobis Mató Entwurf als Beuteltaschen, Gürtel oder Kragen auf Kleider, Jacken und Mäntel appliziert.
»Es ist nur ein Vorschlag«, sagt Tobias beunruhigt. Er ist sich gar nicht mehr sicher, ob er mit seiner Idee zu weit gegangen ist. Die Modelinie war mein Geschäft. Bisher hat er sich nie eingemischt.
»Es ist grandios! Jetzt sind es echte Matós, die ihren Namen verdienen.« Ich küsse meinen tó und Steffen verzieht sich angesichts dieser Hochstimmung in die Küche.
Am zweiten Weihnachtsabend kehren wir wieder nach Frankreich zurück. Tobi macht einen Plan für den nächsten Tag. Standesamt, Baumarkt und ein neues Kleid für Clara kaufen.
»Ob Caro mir auf die Schnelle ein Brautkleid aus der neuen Kollektion fertigen würde?« Tobias versteht die Frage nicht.
»Die ersten Entwürfe sind doch schon fertig. Caro braucht sie nur per Express versenden.« Ich lache.
»Unsere Entwürfe werden alle in Größe 36 geschneidert. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich da noch hinein passe.« Ich greife nach Tobis
Weitere Kostenlose Bücher