Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)
Und das will doch eigentlich keiner.
Wie also kommt man da raus?
Die einzige Lösung, ob für Unternehmen oder für Konsumenten, ist die unbequeme Lösung: Stellen Sie sich auf verlorenen Posten! Erkennen Sie, wo der Mainstream hintrottet und stellen Sie sich woanders hin, laufen Sie in eine andere Richtung. Hören Sie, was alle sagen, und sagen Sie dann etwas anderes. Beobachten Sie, was alle machen, und tun Sie dann etwas anderes!
Die Frage ist nur: Wohin sollen Sie stattdessen laufen? Was sollen Sie stattdessen sagen? Was sollen Sie stattdessen tun?
Aufrecht bleiben
Um zu seinem eigenen Standpunkt zu finden, braucht es immer sowohl eine abstoßende als auch eine anziehende Kraft. Sowohl ein Von-weg-Motiv als auch ein Hin-zu-Motiv. Eine Bewegung weg von der bequemen Mehrheitsmeinung und eine Bewegung hin zum eigenen Standpunkt. Um das Richtige zu tun, braucht es also zuerst den Willen, das Falsche nicht mehr zu tun. Und dazu ist ein gewisser Stolz erforderlich.
Ich wünsche mir, dass mehr und mehr Menschen sagen: Ich habe es nicht nötig, mich von vierfarbigen Schweinebauchanzeigen in Zeitungsbeilagen in die Supermärkte schicken zu lassen. Die Aktionstage bei Aldi laufen ohne mich. Ich bin stolz genug, die Hammerrabatt-Tage bei XXXXXL-Möbel mit Lock-Würstchen und Hüpfburg einfach auszulassen und trotzdem ein schönes Wochenende zu haben.
Das ist die Von-weg-Bewegung. Was dann passiert, ist immer gleich: Es wird Gegenwind geben. Wer sich von der Mehrheit absetzt, bekommt Widerstand zu spüren. Das ist normal. Wer aber dann das Rückgrat hat, dem Widerstand die Stirn zu bieten, nicht mehr zurückzuweichen und sich nicht mehr in die Herde zurückbeißen zu lassen, der beginnt, sich Respekt zu verschaffen.
Die Kunden von Manufactum sind beispielsweise mehrheitlich der Überzeugung, dass der Klimawandel durch zu hohen CO 2 -Ausstoß menschengemacht ist und nun vom Menschen gestoppt werden muss. Thomas Hoof war anderer Meinung. Und er war selbstbewusst genug, seine Meinung offensiv zu vertreten. Im Frühjahr 2005 schrieb er in den
Manufactum- Hausnachrich
ten
:
»An der derzeitigen Klimaaufregung ist vielerlei bemerkenswert, u. a. der Mut, mit dem die öffentlich bestallten und mit mehreren Milliarden Dollar wohlversorgten Klimatologen ein für sie zeitlich und funktional völlig unüberblickbares System in einem Modell einfangen, das vergangene Ereignisse nur schwer erklären kann, zukünftige aber mit hoher Wahrscheinlichkeit prognostizieren will. Und das nur kurz, nachdem die Komplexitätswissenschaften uns mit ihrem volkstümlich gewordenen Spruch vom afrikanischen Schmetterling, dessen Flügelschlag in der Karibik einen Hurrikan verursache, darüber belehrt haben, dass es völlig illusorisch sei, aus einem derart (in Wechselwirkungen, positiven und negativen Rückkopplungen, Verstärkungen und Auspendelungen) verschlungenen und mit Oszillatoren, Auslösungs-, Sprung- und Übersprungpunkten durchsetzten Kräftespiel eine Wirkungskette herauslesen zu wollen – erst recht nicht beim ›Klima‹, auf das Kräfte einwirken, die nur in Zyklen von 10 000, 25 000 oder – auf der Reise der Sonne durch die Spiralnebel ihrer Galaxie – gar in 1 000 000 Jahren wiederkehren. (…)
Der öffentliche Mensch unserer Tage besteht darauf, dass das Klima allein an ihm zuschanden ward und allein er in tätiger Reue es nun zu schützen habe, womit er abermals jene merkwürdige Mischung von Größenwahn und Dauerzerknirschung offenbart, aus der die Psychologen eine narzisstische Störung diagnostizieren. Und so wird denn das Klima in Obhut genommen, unter großer öffentlicher Anteilnahme in den Berliner Zoo verbracht, bekommt den schönsten Käfig gleich neben einem kleinen Eisbären, und der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit übernimmt die Patenschaft. Und alles wird knut. Auch das Klima.«
Danach sind die Zuschriften wäschekorbweise ins Haus geflattert. Und der Tenor war: Empörung. Wie kann er nur! Viele Kunden fühlten sich durch diese vom Mainstream abweichende Haltung des Manufactum-Gründers verraten. Einige kehrten dem Unternehmen erbost den Rücken und wollten keine Kunden mehr sein. Diese Aktion hat ihn wohl einen sechsstelligen Betrag gekostet.
Aber das war ihm egal. Denn er hatte schlicht eine andere Meinung als die meisten, und sein Stolz verbot es ihm, damit hinter dem Berg zu halten. Er stellte sich ins Abseits. Weil er es richtig fand. Koste es, was es wolle. Aus dieser
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