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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Burchardt
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stemmen. Nur ein Brocken wie VW oder Siemens kann Milliarden in Forschung und Entwicklung investieren und beispielsweise neue, ökologisch sinnvollere Antriebskonzepte entwickeln. Sie können der Gesellschaft großen Nutzen stiften. Beispielsweise ist ein sicheres, umweltschonend fahrbares Auto, das sich so gut wie jeder leisten kann, ein großer Nutzen für die Gesellschaft. Ein mittelständisches Unternehmen kann ein solches Projekt nicht stemmen.
    Und genau hier verläuft die Grenze: Wenn ein Konzern seine Größe und seine Macht einsetzt, um seinen Nutzen für die Allgemeinheit noch zu vergrößern, dann ist Größe ein Segen. Wenn aber ein Konzern nur noch groß ist und seine Größe nicht mehr für die Kunden nutzbringend einsetzt, dann setzt er im besten Fall Fett an, wird träge, bürokratisch, steif und sklerotisch und lässt seine Werte und Stärken degenerieren. Er wird mittelmäßig. Oder er setzt im schlimmeren Fall seine gesamte Macht dazu ein, sich immer noch mehr Vorteile im Markt zu verschaffen, um seinen Anteilseignern noch höhere Renditen und seinem Management noch höhere Boni auszuschütten. Er wird gemein und parasitär. Aber er läuft dann auch Gefahr, in nicht mehr allzu ferner Zeit von einer Gesellschaft, die es nicht mehr akzeptiert, ausgenutzt zu werden, einfach hinweggefegt zu werden.
    Es ist die Aufgabe der Vorstände der Großunternehmen, dafür zu sorgen, dass ihre Größe nutzbringend eingesetzt wird. Nutzbringend für die Gesellschaft, nicht für die Aktionäre. Denn »die gesellschaftliche Mission des Managers liegt nicht nur in der ökonomischen, sondern in der ganz allgemeinen Verpflichtung des Managers gegenüber den Belangen der res publica«, wie der ehemalige Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, schon 1972 formulierte.

»Unser Kundenzentrum ist nicht
rund um die Uhr und auch nicht
sonntags besetzt. Und jemand,
der seinen eigenen Kopf ausgiebig
bei der Arbeit benutzt, wird Ihnen
statt unverbindlicher Floskeln
vielleicht auch einmal westfälisch
direkt sagen, wenn eine Grenze
des Mach- oder Zumutbaren
erreicht ist.«
    Manufactum Hausnachrichten Herbst 2008

Kapitel 4

Wozu stolz? – Verbotene Kartoffeln
    Warum eigene Standpunkte besser sind als Anpassungsfähigkeit

    »Alle gehen doch heute zum Discounter!« – »Jeder spart, wo er kann!« – »Niemand bezahlt heute X Euro für ein Produkt Y!« – »Alle fahren doch los, wenn Brückentag ist!« Und dann ist eben Stau.
    So höre ich es immer wieder, auch im Freundes- und Bekanntenkreis. Auf der Unternehmensseite kommt das, was die Menschen sagen und denken, dann in Form von Nachfrageverhalten oder Marktforschung an. Und das übersetzt man dann so:
    »Der Kunde erwartet das so, das können Sie in jeder einschlägigen Marktstudie nachlesen.« – »300 Euro für einen Schuh? Bezahlt doch heute keiner mehr.« – »Dieses Produkt in Europa fertigen? Die ganze Branche fertigt heute nur noch in Fernost, da könnten wir dann preislich gar nicht mehr mithalten. Keine Chance.« – »Ein Lebensmittelhandelskonzept, das nicht mit Discounterpreisen mithalten kann? Das will doch niemand. Sehen Sie sich doch um.«

»Und du gehst Rüssel an Schwanz hinterher
Trampelpfade Hintermann was brauchst du mehr«,

    singt die Band »Wir sind Helden«. Genau so ist es.
    Das macht man so

    Alle, die im Leben irgendetwas erreicht haben, irgendeinen besonderen Erfolg gehabt haben, irgendetwas auf der Welt verändert haben, waren eigensinnige Regelbrecher. Alle anderen sind mit der Zeit gegangen, haben sich angepasst und getan, was man eben so tut, und sind irgendwann spurlos verschwunden.
    Aber schließlich kann nicht jeder ein Steve Jobs sein, ein Richard Branson, ein Henry Ford, eine Marie Curie, ein Thomas Edison, ein Werner von Siemens, eine Katharina II., ein Leonardo da Vinci. Man könnte sagen, dass es schließlich immer noch jedem selbst überlassen bleiben muss, ob er eine neutrale Rolle spielen will oder eine in irgendeiner Weise aktive Rolle. Man könnte den Spruch bringen, dass es nicht nur Häuptlinge geben kann, sondern dass es auch Indianer braucht. Man könnte behaupten, dass es sich nicht gehört, sich in anderer Leute Sachen einzumischen, solange sie nichts Verbotenes tun, sondern schlicht das tun, was jeder tut.
    Aber das ist nicht ganz richtig.
    Denn wer sich für die unauffällige Jedermann-Rolle entscheidet und um Anpassung bemüht ist, der lebt nicht wirklich neutral – egal, ob in einem Unternehmen oder

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