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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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…“
    Ich wollte, er hatte keine Chance. Ich setzte ihn mit einem Glas Prosecco an den Esstisch. „Ich brauche maximal eine halbe Stunde, maximal.“
    Die Vorspeise war klar. Geräucherte Gänsebrust mit Mango. Die Gänsebrust war in gefrorenem Zustand ohnehin einfacher aufzuschneiden. Ich arrangierte hauchdünne Mangoscheiben mit ebenso dünnen Fleischscheiben auf zwei großen Tellern und bestreute sie mit etwas grobem Pfeffer. Das Nudelwasser stand bereits am Herd, das Fasanenfilet taute gemeinsam mit einigen Stücken Entenleber und einer Hühnerbrust in der Mikrowelle auf. Ich befettete ein Backblech, schnitt den Rest der Mango und den Prosciutto in dünne Scheiben. Verdammt. Ich wusste, warum ich die Mikrowelle nur im Notfall verwendete. Die Leber war noch etwas gefroren, die Spitze des Hühnerfilets dampfte bereits. Was soll’s. Ich holte von meinem winzigen Balkon einen Zweig Thymian, ein Lorbeerblatt und zwei Salbeiblätter. Dann ließ ich die Leberstücke in etwas Öl und fein geschnittenem Fett der Gänsebrust anschwitzen – eigentlich gehörte fetter Speck dazu, aber den hatte ich nicht. Dazu kamen Lorbeer und Thymian. Ich schnitt die Hühnerbrust in feine Scheiben und das Fasanenfilet in kleine Würfel. Eine Zwiebel wanderte in den Topf mit der Leber, dann drehte ich die Flamme zurück.
    In einem anderen Topf ließ ich die zweite Zwiebel, Knoblauch und einen Peperoncino anbraten und gab dann die Fasanenstücke dazu. Umrühren, salzen, Salbei untermischen.
    Auf das befettete Backblech legte ich dünne, gesalzene Mangoscheiben, darüber die Hühnerfiletscheiben und zum Schluss die Prosciuttoscheiben. Mit Öl bepinseln, pfeffern. Die Herdplatte, auf der der Topf mit der Leber stand, ausschalten, noch einmal durchrühren, einen Schuss guten Portwein beigeben, zudecken.
    Brot, ich hatte auf Brot vergessen. Zum Glück fand ich noch ein paar altbackene Semmeln die ich etwas salzte und in Öl goldgelb röstete. Das Essen konnte beginnen. Ich sah auf die Uhr. Zwanzig Minuten. Das war beinahe Rekord.
    Ich nahm die Teller mit der Gänsebrust und ging ins Wohnzimmer. Joe hatte sein Glas ausgetrunken, den Kopf auf den Tisch gelegt und schlief. Mein ganzer Auftritt war verpatzt. Wie konnte er schlafen, wenn ich gekocht hatte? Wahrscheinlich passten wir überhaupt nicht zueinander. Ich war in Fahrt, und er schlief. Ich stellte die Teller auf den Tisch, holte ein zweites Glas und die Semmelscheiben. Joe schlief immer noch. Was jetzt?
    Immerhin war es halb drei in der Früh, und er hatte einen anstrengenden Tag gehabt, aber irgendwie … Da rührte er sich.
    „Riecht das aber gut“, murmelte er und wollte sich auf die andere Seite drehen. Ich tippte ihm auf die Schulter. Fester.
    „Aufwachen, essen!“
    Er zuckte hoch und sah sich irritiert um.
    „Ich habe gekocht, erinnerst du dich noch?“
    „Ist es schon Morgen?“
    „Nein, aber Essenszeit.“
    Er schien wenig begeistert. „Köstlich“, meinte er dennoch und stopfte sich die tatsächlich köstliche Gänsebrust hinein, als handelte es sich um ein Stück Extrawurst. Mir jedenfalls schmeckte es. Ich würde mir den Appetit nicht verderben lassen. Prosecco nach so viel Whiskey war etwas eigenartig, aber vieles war heute eigenartig – gelinde gesagt. Jetzt nur nicht an den zerschmetterten Kopf denken.
    „Köstlich“, sagte Joe noch einmal.
    „Nun der zweite Gang“, kündigte ich an. Ich musste mich beeilen, sonst schlief er wieder ein. Ich brachte die lauwarme Entenleber in Portwein.
    „Du kannst wirklich kochen.“
    „Magst du Leber? Ich hätte dich fragen sollen …“
    „Ich liebe Leber.“
    Mir wurden die Augenlider auch schon schwer, aber bloß, weil mir nichts einfiel, was ich hätte sagen können. Nach einer Weile meinte ich: „An sich gehört etwas Speck dazu, aber ich hatte keinen, also habe ich den Fettrand der Gänsebrust genommen.“
    „Ach so? Schmeckt aber sehr gut.“
    Offenbar war ihm Essen nicht so wichtig. Es war ausgezeichnet, ich würde ab jetzt immer den Fettrand der Gänsebrust verwenden. Wenn ich für mich kochte – oder für Leute, die das zu schätzen wussten.
    Der nächste Gang.
    „Noch einer?“, fragte Joe, und das klang eher entsetzt als entzückt.
    „Magst du nichts mehr?“
    „Wie hast du das alles so schnell geschafft?“
    „Übung.“
    Ich ging wieder in die Küche. Die Papardelle brauchten nur drei Minuten. In dieser Zeit ließ ich die Fasanenbrustsauce noch einmal aufkochen, drehte den Herd ab und übergoss die

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