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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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kein Wässerchen trüben könnte. Blumenumkränzt saß sie in ihrem rosa Kleidchen in der Schaukel, streute rosa Rosen und sang: „Rosen riechen gut, aber Rosen haben Dornen, Papa.“ Eine Rosenknospe fiel Joe, der getreu der Regieanweisung gebannt nach oben starrte, vor die Füße. Er hob sie auf und steckte sie an seine Trachtenjacke, die heute gelb, aus grobem Leinen und ohne Hirsch war. Allemal ein Fortschritt. Joe half dem Mädchen aus der Schaukel, professionell nahm es schräg vor einem Kornmandl seinen Platz auf der Bühne ein und sang das Lied zu Ende. „Eine Rose hat er mir geschenkt, Papa, weil er so sehr an mir hängt, Papa. Doch ein Dorn tat mich schmerzen, und ich sagt’ in meinem Herzen, bleibst der Erste du, Papa.“ Der kurze, weit schwingende Rock des Kleidchens wippte, in die Zöpfe waren golden schimmernde Bänder gebunden. Und in der Nacht ließ Susi Sommer den blassen Regieassistenten zu sich ins Zimmer. Oh, wenn du wüsstest, Papa.
    Abgesehen von einem gezerrten Fußgelenk, das sich der Elvis-Verschnitt bei einem gewagten Sprung zuzog, verlief die Show ohne besondere Vorkommnisse. Einmal mehr machte das Fernsehpublikum die Coolen Kerle aus den Bergen zu den Siegern der Hitparade. Susi Sommer wurde knapp Zweite, mit strahlendem, aber schmallippigem Lächeln nahm sie einen riesigen rosa Blumenstrauß entgegen. Der dritte Platz ging an die Frohsinn-Mädel. Das Zirkuslied war an die Herzen gegangen. Gemeinsam mit allen sang Joe das Schlusslied und winkte in die Kamera mit dem Rotlicht. Susi Sommer bedachte den Leadsänger der Coolen Kerle mit einem bitterbösen Blick und warf dann Kusshändchen ins Publikum. Frenetischer Applaus, Stars umringt von Autogrammjägern, die auch von den Sicherheitsleuten nicht abgehalten werden konnten, die Bühne zu stürmen. Strahlende Gesichter bei den Fans, zufriedene Gesichter bei den Mitwirkenden. Es war, als hätte es die Morde nie gegeben.
    Sollte ich dem Chefredakteur vom Liebesleben der kleinen Sommer erzählen? Solche Geschichten werden gerne gelesen. Sie hatte mich und Joe verpetzt – also wäre es nur logisch, wenn ich jetzt sie … Wollte ich mich wirklich mit diesem rosaroten Kinderstar und seinem spätpubertären Liebhaber auf eine Stufe stellen? Außerdem war noch gar nicht heraußen, ob es wirklich Susi gewesen war, die den Chefinspektor angerufen hatte. Aber was sonst hatte ich dem Magazin zu bieten? Gut, da war die Sache mit den Kosten der Hitparade und den sinkenden Zuschauerzahlen. Aber das würde den Chefredakteur nicht vom Hocker reißen. Und die Leserschaft wohl auch nicht.
    Ich hatte keinerlei Lust auf die Feier nach der Show und verließ die Halle. Der Parkplatz war von zerknüllten Servietten, Taschentüchern und Werbeprospekten übersät. Fast wäre ich auf eine Autogrammkarte von Joe getreten. Ich hob sie mit spitzen Fingern auf. Ich nahm sie mit. Warum auch nicht? Ich habe nun einmal etwas gegen die Verschmutzung öffentlicher Plätze.

[ 14. ]
    Einen Tag Ruhe. Wie lange war es schon her, dass ich in meiner Hängematte am Balkon gelegen war? Auf einem Teller lagen die letzten Brösel der Blätterteigpastetchen, mit denen ich mich verwöhnt hatte. Die eine Hälfte war mit einer Mischung aus Crème fraîche, Trüffelpastete und Eidotter gefüllt gewesen, die andere mit faschierten Shrimps und Frischkäse. Kurz im heißen Rohr überbacken, lauwarm nach und nach aufgegessen. Es war Sonntag, ausnahmsweise schien die Sonne, und am Tag zuvor hatte es keinen Mord gegeben. Gismo seufzte vor Zufriedenheit und rollte sich vorsichtig wie selten auf meinem Bauch ein. Ich las in einem Kochbuch aus dem 19. Jahrhundert. Altösterreichische Rezepte. Der Kriminalroman, den ich schon vor einigen Wochen begonnen hatte, lag am Boden. Momentan hatte ich genug von derartigen Dingen. Joe war für drei Tage nach Berlin geflogen.
    Kein Stress, keine Verwirrung der Gefühle oder sonstige Anstrengungen. Einfach Frieden und etwas Sonne. Ich hatte den Anrufbeantworter eingeschaltet. Wer mich auch erreichen wollte, ich würde nicht zum Telefon gehen. Ich wollte an nichts anderes als an interessante alte Kochrezepte denken. Irgendwann musste ich eingeschlafen sein.
    Von fern hörte ich das Telefon läuten. „Hallo, hier ist der Anschluss von Mira Valensky. Ich bin zurzeit nicht zu Hause.“ Zufrieden drehte ich den Kopf zur Seite und döste weiter.
    Hämmern. Hemmungsloses Pochen an die Tür. Ich fluchte, noch bevor ich richtig wach war. Gismo stieß sich von meinem

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