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Ausgelacht

Ausgelacht

Titel: Ausgelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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nächsten Wochenende Stadtteilfest und im «Schober» am Freitag diese Ibiza-Schaumparty. Wie furchtbar.
    Und dann bekam Britt keine Luft mehr, und zwar in dem Moment, als sie umblätterte und zum zweiten Teil der Lokalnachrichten für Bad Nauheim kam.
    Das durfte ja wohl nicht wahr sein.
    Sie stand langsam auf und ging in Richtung Wohnzimmer. Julian saß auf einem Stuhl und knöpfte sich gerade das Hemd zu. «Na», sagte er. «Hast du mir einen Kaffee mitgebracht?»
    Sie knallte die Zeitung vor ihn auf den Tisch. «Kannst du mir mal sagen, was das zu bedeuten hat?»
    «Was denn?» Er wirkte total ahnungslos.
    «Was denn, was denn», äffte Britt ihn nach. «Das weißt du ganz genau.»
    «Gar nichts weiß ich.» Er griff nach der Zeitung. «Oh», machte er dann.
    «Ja, oh», keifte Britt. «Lies es dir nur in Ruhe durch.»
    WIR GEBEN DIR

NEN TRITT
,
BRITT ! lautete die Schlagzeile.
    Da denkt man, hier in unserem schönen Städtchen ist man vor arroganten Menschen halbwegs sicher. Nein, nein. Das Gegenteil ist leider der Fall. Seitdem die
20
-jährige Britt W. hier ist, um die Wohnung ihrer Tante zu hüten, geht so ziemlich alles drunter und drüber
.
    Davon mal ganz abgesehen, dass die Münchnerin ein Ausbund an Arroganz und Überheblichkeit ist, beleidigt sie die Bürger dieser Stadt und schreckt auch vor Handgreiflichkeiten nicht zurück. So wie gestern Abend im Gasthaus «Zum Prinzen». Die dort anwesenden Gäste konnten miterleben, wie Britt W. einen weiblichen Gast wegen dessen Gewicht beleidigte – das Ganze endete in einem Handgemenge. «Die Stimmung war sehr aufgeheizt», so Richard Z., der ebenfalls anwesend war. «Die junge Dame hat auch den Kellner beleidigt. Wenn man mich fragt, gehört ihr mal so richtig der Arsch versohlt.»
    Und so ging es weiter. Der Artikel endete mit den Worten: «Du solltest zurück nach Bayern eiern – von hier kommt keiner mit, Britt!» Das Ganze wurde dann noch von drei Fotos begleitet, die Britt und diverse Gäste sowie herumfliegendes Essen und Geschirr zeigten, und natürlich sah Britt so aus, als wäre sie eine Furie und würde die Leute fast umbringen.
    «Hast du das angeleiert?», fragte Britt, die stinksauer war.
    «Du spinnst wohl», sagte Julian. «Warum sollte ich das denn tun?»
    «Damit ich von hier verschwinde zum Beispiel», sagte Britt.
    «Quatsch. Wenn ich das wollte, würde ich es sagen und nicht eine Zeitung bemühen. Außerdem will ich doch gar nicht, dass du verschwindest. Warte mal …», er schien nachzudenken. «Christof», sagte er dann. «Der Kellner. Der arbeitet freiberuflich für den Bad Nauheimer Kurier. Hundertpro hat der das angezettelt, weil er so sauer auf dich war.»
    «Und wer hat die Fotos gemacht?»
    «Hallo? So ein iPhone ist ja wohl sehr klein, das kann jeder gemacht haben.»
    «Das ist ja ganz toll», sagte Britt. «Jetzt kann ich mich hier nirgendwo mehr blicken lassen. Alle werden mich böse anschauen.»
    «Das haben sie doch vorher schon getan», sagte Julian. «Beliebt hast du dich nicht gerade gemacht, seitdem du hier bist. Sorry, aber das muss auch mal gesagt werden.»
    «Schönen Dank auch.» Britt wandte sich ab und ging aus dem Zimmer.
    Und da kamen auch schon die Handwerker.
    «Ei, heut stelle mer des Wasser widder an, gell», sagte der Vorarbeiter.
    «Wie nett», sagte Britt. «Wir würden nämlich alle gern duschen.»
    «Jajaja», sagte der Vorarbeiter. «Mer müsse nur noch e paar Kleinischkeite mache, un dann geht’s schon los, gell.»
    «Können Sie nicht endlich damit aufhören, gell zu sagen?»
    «Ei warum dann? Was soll isch dann sonst sache?»
    «Keine Ahnung, irgendwas anderes halt.»
    «Isch kenn nix anneres für gell, gell?»
    Britt drehte sich um. Hier war Hopfen und Malz verloren.
    Da klingelte es an der Tür.
    «Soll ich aufmachen?», rief der Harald aus der Küche.
    «Nein, ich gehe schon», sagte Britt und beschloss, nicht gleich aufzumachen. Nicht dass der Mob vor der Tür stand und sie schlagen oder mit brennenden Reisigbündeln aus der Stadt treiben wollte. Zum Glück hatten sie hier eine Gegensprechanlage.
    «Hallo?»
    «Ich bin’s.»
    «Wer ist ich?»
    «Dein Vater. Erkennst du meine Stimme etwa nicht?»

***
    «Ich bin am Ende.» Gerhard Wildenburg saß am Küchentisch wie ein armer Sünder. Unrasiert, das Hemd zerknittert, Dreitagebart, verschmierte Brille. Seine Haare standen nach allen Richtungen ab.
    «Möchten Sie vielleicht einen Schnaps?», fragte Julian, der mittlerweile auch gekommen

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