Ausgelacht
normale Wasser ging ja nicht.
«Ich hab auch aufgeräumt», sagte der Harald. «In dem einen kleinen Gehege sah es gar nicht gut aus. Da wurde wohl ewig nicht sauber gemacht.»
«Unfug. Tante Dora hat immer sauber gemacht», sagte Britt. «Was soll denn da gewesen sein? Und in welchem Gehege überhaupt?»
«Na, in dem mit den kleinen grauen Viechern. Die mit den langen Schwänzen, hahaha. Sie sehen aus wie Ratten.»
Britt glotzte ihn an. «Was haben Sie denn da gemacht in dem Gehege?»
«Na, sauber», sagte der Harald. «Sagte ich doch schon. Die Dreckklumpen entsorgt.»
Britt ahnte Schreckliches. «Welche Dreckklumpen? Da waren keine Dreckklumpen, als ich das letzte Mal reingeschaut habe.» Sie stand vom Sofa auf und raste wie eine Besessene in den Raum, in dem die Opossums wohnten.
«Nein», sagte sie dann und deutete auf Herta und Valentino. Herta war nicht mehr so dick wie vorher. «Herta hat Junge bekommen. Das waren die Dreckklumpen. Was haben Sie mit den Jungen gemacht?»
Harald starrte sie verzweifelt an. «Ojemine. Das ist glaub ich jetzt ein bisschen unglücklich gelaufen.»
«Wie meinen Sie das?», fragte Britt argwöhnisch. «Ist was nicht in Ordnung mit den Jungen?»
«Ich wusste ja noch nicht mal, dass es Junge sind», sagte Harald. «Ich dachte ja, es sei Schmutz.»
«Herrje, war es aber nicht.» Nun mischte Julian sich ein. «Können Sie uns jetzt bitte sagen, was sie mit den Jungtieren angestellt haben?»
«Ich hab sie im Klo runtergespült», sagte der Harald. «Jetzt ist im Kasten kein Wasser mehr. Für einmal ziehen war noch welches drin.»
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siebzehn
«Oh mein Gott, oh mein Gott!», schrie Britt. «Das ist jetzt nicht wahr, oder? Sie haben nicht die jungen Opossums ins Klo gespült?»
«Äh», machte der Harald.
«Das ist ja entsetzlich! Die armen Tiere! Was soll ich denn Tante Dora sagen, wenn sie zurückkommt?»
«Das weiß ich jetzt auch nicht», versuchte der Harald zu helfen.
«Wann war das?», wollte Julian wissen und stand auf.
«Na, eben gerade. Also vor ein paar Minuten.»
«Warum schlafen Sie eigentlich nicht?»
«Wie soll man denn bei dem Lärm schlafen. Außerdem war ja noch gar nicht abgemacht, dass ich hier schlafen kann.»
«Ich hatte fest damit gerechnet», sagte Britt.
«Vielleicht kann man die Tiere noch retten.» Julian ging Richtung Toilette.
«Vielleicht sollte ich doch eben einen Klempner rufen», sagte Britt fünf Minuten später.
«Nein.» Julians Kopf war so rot wie eine Chilischote. «Es sind nur diese Schmerzen. Ich glaube, ich habe mir die Schulter ausgerenkt. Habt ihr es nicht knacksen gehört?»
Er steckte mit dem linken Arm komplett in der Kloschüssel, und mit einem Mal war es nicht mehr weitergegangen.
«Da kann mir auch kein Klempner helfen. Aber ich spüre was. Da ist was. Aber was, weiß ich nicht. Wie denn auch, ich kann ja nichts sehen.»
«Was soll ich denn jetzt tun?», fragte Britt verzweifelt.
«Nichts. Lass mich hier einfach hocken. Irgendwann wird es schon besser werden. Ah, ah, ah!» Er biss die Zähne zusammen. «Scheiße, ich muss niesen!»
«Brauchst du ein Taschentuch?» Britt wollte irgendwas tun.
«Nein, diese Schmerzen, ha – ha – hatschi!» In diesem Moment flog Julian zurück, der Arm kam aus der Schüssel raus und noch etwas mit ihm mit. Julian lag auf dem Boden und versuchte, nicht allzu laut zu schreien, was ihm aber nicht gelingen wollte.
Vor Britt auf dem Boden lag der vermeintliche Dreckhaufen und zuckte sachte vor sich hin. Im Nebenzimmer schrien die beiden anderen Opossums um die Wette.
Es waren etliche Junge, vielleicht zwanzig Stück, und jedes von ihnen war ungefähr ein Zentimeter groß. Aus welchen Gründen auch immer hatten sie eine Art Knäuel gebildet und sich aneinander festgehalten. Britt hoffte, dass das alle waren. Sie nahm das Häufchen Leben und trug es rüber zu Herta.
Wenigstens dieses Problem war gelöst. ‹Mein Bedarf an Problemen ist gedeckt›, dachte Britt und dachte mit Entsetzen daran, was sie alles regeln musste. Dabei war sie so müde, so entsetzlich müde. Und dann noch dieser Harald. Wo sollte sie denn mit dem hin? Und Julian mit der verrenkten Schulter.
Aber am allerschlimmsten war das mit dem Geld. Für Britt war es immer selbstverständlich gewesen, dass genügend davon da war, und das, seitdem sie denken konnte. Es war völlig klar gewesen, dass sie immer alles bekommen hatte, was ihr gefiel, ob es nun Klamotten waren oder das Auto oder
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