Ausgelacht
unglücklich und so hilflos aus.
Britt merkte, dass sie sich auch unglücklich fühlte. So einsam. Trotz des Geldes. Trotz der tollen Nachrichten. Es war komisch.
«Übrigens war Julian noch mal bei mir, bevor er weggefahren ist», sagte die Moni und holte ein neues Taschentuch aus der Packung.
«Warum das denn?»
«Wir kennen uns schon sehr lange», sagte die Moni und zog die Nase hoch. «Julian ist total enttäuscht von dir. Und er hat gesagt, da hätte was draus werden können.»
«Hat er gesagt.»
«Ja.»
Die Moni sah Britt an. «Julian ist ein feiner Kerl. Du bist ganz schön blöd.»
«Ich hab doch gar nichts gemacht.»
«Du hast das Falsche gemacht», korrigierte die Moni sie. «Du hast vom wahren Leben überhaupt keine Ahnung. Ich würde mich in Grund und Boden schämen an deiner Stelle. Mach doch endlich mal die Augen auf, Britt. Vielleicht kannst du dich dann wieder selbst achten.»
Das hat Julian auch zu mir gesagt, fiel es Britt ein.
«Du bist doch nicht glücklich und zufrieden», fuhr die Moni fort. «Du bist unglücklich und unzufrieden. Und du bist kalt, eiskalt. Weil du egoistisch bist und kein bisschen warmherzig. Weil dir noch nie wirklich jemand was bedeutet hat. Wusstest du übrigens, dass Julian am Anfang total von dir geschwärmt hat? Nein, wusstest du nicht. Einen besseren als Julian wirst du nicht finden. ER ist warmherzig und geht für seine Freunde durchs Feuer. Er weiß, was Freundschaft und Zusammenhalt bedeutet. Julian ist ein Mann für gute und schlechte Zeiten. Auf ihn ist Verlass. Durch und durch. Und du? Du bist nur eine leere Hülle, die materiell denkt und keine Gefühle hat. Arme, arme Britt. Ach so, und noch was.» Die Moni kam näher, holte aus und knallte Britt eine Ohrfeige ins Gesicht, die es in sich hatte. Sogar die Karpfen im Teich zuckten zusammen. Britt taumelte nach hinten und hielt sich die Wange.
«Die wollte ich dir noch zurückgeben», sagte die Moni. «Jetzt sind wir quitt, wenigstens was das betrifft.» Dann drehte sie sich um und ging.
Britt blieb stehen. Ihre Wange brannte, und ihr schossen Tränen in die Augen.
Die Moni hatte recht, mit allem, was sie gesagt hatte, das wurde ihr nach und nach klar.
Wenn sie an Julian dachte, wurde ihr heiß und kalt.
Er bedeutete ihr etwas, das merkte sie gerade. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl, das sie so gar nicht kannte. Dann machte sich ein anderes Gefühl in ihr breit, das man wohl schlechtes Gewissen nannte. Auf einmal brach ihr Panzer, und sie fing an zu weinen. Lauter und noch lauter. Sie rannte von der Brücke weg und kroch in ein Gebüsch am Teich, um noch mehr zu heulen. Woher das jetzt alles kam, wusste sie nicht.
Vielleicht lag es daran, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich verliebt war.
Und sie wollte Julian nicht enttäuschen, nein, sie wollte ihn zurück.
Eine Stunde später stand Britt auf, nahm ihre Unterlagen und wischte sich die Tränen vom aufgequollenen Gesicht.
Es war total komisch, aber seit ein paar Minuten war glasklar, was sie zu tun hatte.
Sie ging nach Hause und fütterte die Tiere, denen es gutging. Dann ging sie kurz mit dem Hund, schaute nach Emil, der gerade schlief, aber gesund aussah, und dann setzte sie sich mit den Unterlagen an den Küchentisch und breitete sie vor sich aus.
Sie las alles von vorn bis hinten, machte sie zum ersten Mal in ihrem Leben sinnvolle Notizen, dann packte sie alles zusammen, schaute auf die Uhr, sah noch einmal nach den Tieren und machte sich erneut auf den Weg zu Professor Peukert, der nur ein paar Straßen entfernt wohnte.
Als er öffnete und sie fragend ansah, reichte sie ihm den ganzen Packen Papiere.
«Bitte helfen Sie mir», sagte Britt und lächelte ihn an. «Alleine komme ich damit nicht klar.»
«Wie soll ich Ihnen helfen? Da steht doch alles drin. Die Urkunden von den Häusern und auf der Bank …»
«Ich will das nicht haben», sagte Britt. «Also ich will es schon haben, ein bisschen vielleicht, aber ich habe einen Plan. Sie sind ein Profi und müssen mir bitte helfen. Ich bezahle Sie natürlich.»
«Kommen Sie rein», sagte der Professor. «Ich bin sehr froh, dass Sie da sind.»
***
Ein paar Tage später
Gerhard Wildenburg und Professor Peukert kamen aus dem Wohnzimmer und setzten sich zu Britt in die Küche.
«Das wäre geklärt», sagte der Professor. «Gib mir einen Sherry, Kindchen.» Britt hatte ihn gebeten, sie zu duzen, weil sie es irgendwie unwürdig fand, dass ein so alter Mann sie siezte.
«Was
Weitere Kostenlose Bücher