Ausgelacht
war ich für ein Schaf», sagte Gerhard Wildenburg. «Dass mir das passieren konnte.» Er schüttelte den Kopf. «Wie konnte ich nur auf dubiose Briefkastenfirmen hereinfallen und mein Geld für so einen Mist hinauswerfen. Ich hätte es merken müssen. Ich bin ein erfahrener Geschäftsmann.»
«Ach, es gibt für alles ein erstes Mal», sagte der Professor. «Und wofür haben wir den Lolli?»
«Wer ist der Lolli?», fragte Britt und stellte das Sherryglas vor den Professor.
«Den Lolli hab ich mal verteidigt. Er ist im Frankfurter Bahnhofsviertel ein gefürchteter Mann. Der kennt kein Pardon. Und er tut mir jeden Gefallen, weil das alles damals mit einem Freispruch endete. Hätte der Staatsanwalt sich durchgesetzt, der Lolli hätte für mindestens zehn Jahre ins Gefängnis gemusst. Aber Viktor Peukert hat alles geregelt.»
«Was hat der Lolli denn angestellt?» Britt war neugierig.
«Ach, das willst du gar nicht wissen, Kindchen», wiegelte der Professor ab. «So, Gerhard, aufs Geschäft. Ein bisschen was haben wir ja retten können, nicht wahr?»
«Dank Ihnen, Viktor, dank Ihnen. Trotzdem fehlt mir dieses Geld jetzt in der Kasse. Verdammt noch mal.» Er schlug auf den Tisch.
«Nein», sagte Professor Peukert.
Gerhard sah ihn an. «Wie meinen Sie das?»
«So wie ich es sage. Nein. Sie wissen noch nicht, dass Ihre Tochter von ihrer Tante reich bedacht worden ist.»
«Nein», sagte Gerd. «Wie darf ich das verstehen?»
«Es gibt unter anderem ein beträchtliches Barvermögen, das Britt bekommen hat.»
«Was habe ich damit zu tun?» Gerhard Wildenburg verstand überhaupt gar nichts.
«Es gehört Ihnen», sagte der Professor.
«Was?» Gerhard wurde blass.
«Es gehört dir. Also Mama, dir und der Firma. Es ist für euch.» Britt strahlte ihren Vater an und merkte, dass sie sich total freute.
«Wo ist meine Tochter?», fragte Gerhard Wildenburg.
«Hä?»
«Da spricht nicht meine Tochter, sondern ein fremder Mensch mit Charakter», sagte Gerhard und fing an zu lächeln. «Meine Güte. Was ist los, Britt?»
«Auch ich kann Fehler einsehen und nicht mehr machen beziehungsweise sie wiedergutmachen», erläuterte Britt hoheitsvoll. Die Tür ging auf, und ihre Mutter kam rein.
«Ich weiß es schon», sagte sie zu ihrem Mann.
«Ich fasse es nicht», sagte Gerhard und schüttelte ungläubig den Kopf.
«Ich habe ja die Mieteinnahmen von den Häusern», sagte Britt. «Und dieses hier. Professor Peukert meinte, die beiden anderen Häuser müssten unbedingt saniert werden. Das werde ich in Angriff nehmen. Und ich werde mich bald in der Uni einschreiben. Eine Wohnung brauche ich ja jetzt nicht mehr in Frankfurt, ich kann ja hier wohnen. Ich muss mich ja auch um die Tiere kümmern. Und Papa, ich werde alles dafür tun, dass ich dich bald in der Firma unterstützen kann.»
«Nach deinem Studium», sagte Gerhard. «Das Geld bekommst du natürlich mit Zinsen zurück.»
«Nein», sagte Britt. «Letztendlich ist es doch für mich, weil du die Firma damit wieder auf Vordermann bringst.»
«Sehr gut», nickte der Professor.
«Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, man hätte dir etwas gespritzt», sagte Gerhard.
«Aber eins müsst ihr mir versprechen. Lasst euch nie mehr mit so komischen Geldmenschen ein, und Mama, denk du nie mehr, dass Papa was mit einer anderen hat. Das war ganz schön kindisch.»
«Das stimmt», sagte Nora. «Aber was das Kindischsein betrifft, da kenne ich noch eine andere Person.»
«Das ist jetzt vorbei», sagte Britt. «Ich muss mal eben kurz zur Moni, bin gleich wieder da.»
«Hoffentlich hält das an», sagte Gerhard, nachdem Britt die Küche verlassen hatte.
«Ich glaube schon.» Nora klopfte ihm auf die Schulter. «Letztendlich ist sie doch unsere Tochter. Manchmal dauert’s halt ein bisschen, bis man auf den richtigen Weg kommt.»
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vierundzwanzig
«Das ist nicht dein Ernst.» Die Moni war blass. «Das kann nicht sein.»
«Doch», nickte Britt. «Du fährst nach Paris, ich bleibe hier und kümmere mich um deine Mutter, damit dein Vater seine Fortbildung machen kann. Ich habe mir alles genau überlegt.»
«Das ist nicht dein Ernst», wiederholte die Moni.
«Glaub es mir doch endlich.»
«Warum?»
«Weil ich beschlossen habe, zufrieden zu sein», sagte Britt. «So einfach ist das.»
«Aha», ertönte da eine Stimme.
Britt drehte sich um.
Julian stand da und schaute sie ungläubig an. «Ich bin wieder da. Und wie darf ich das
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