Ausgeliefert: Roman (German Edition)
einen Schrei an, indem er schneller atmete.
Er musste zurück. Er krallte seine Fußspitzen in den rauen Untergrund. Drehte die Hände nach innen und presste die Daumen gegen den Boden. Zog mit den Fußspitzen und schob mit den Daumen. Er bewegte sich ein winziges Stück nach hinten, und dann presste das Felsgestein hart gegen seine Flanken. Um sein Gewicht rückwärts zu schieben, spannten sich seine Schultermuskeln und pressten dabei gegen das Felsgestein. Er atmete aus und ließ seine Arme schlaff werden. Zog mit den Fußspitzen. Doch sie scharrten wirkungslos am Boden. Er half mit den Daumen nach. Seine Schultermuskeln spannten sich und pressten sich erneut gegen die Felsdecke. Er bewegte seine Hüften ruckweise hin und her. Er hatte ein paar Zentimeter Bewegungsspielraum. Er presste die Hände in den Schieferboden und drückte nach rückwärts. Sein ganzer Körper verspannte sich wie ein Keil in einer Tür. Er kippte ein wenig zur Seite ab und schlug mit der Wange gegen die Decke. Zuckte zurück und scharrte mit der anderen Wange über den Boden. Das Felsgestein quetschte seine Rippen zusammen. Diesmal gelang es ihm nicht, den
Schrei zu unterdrücken. Er musste ihn hinauslassen. Er machte den Mund auf und stieß einen schreckerfüllten Klagelaut aus. Die Luft in seinen Lungen presste seine Brust gegen den Boden und seinen Rücken gegen die Decke.
Er konnte nicht sagen, ob seine Augen offen oder geschlossen waren. Er stieß sich mit den Füßen nach vorn und bewegte sich ein Stück vorwärts. Er streckte die Arme aus, tastete die Wand ab. Seine Schultern waren so fest eingezwängt, dass er die Hände kaum bewegen konnte. Er spreizte die Finger, tastete nach links und rechts, oben und unten. Massiver Fels vor ihm. So kam er einfach nicht weiter. Aber rückwärts ging es ebenfalls nicht.
Er würde eingeschlossen in dem Berg sterben. Er wusste es. Die Ratten wussten es. Sie schnüffelten jetzt dicht hinter ihm. Kamen näher. Er spürte sie an seinen Füßen. Er trat zu und jagte sie weg. Aber sie kamen zurück. Er spürte ihr Gewicht auf seinen Beinen. Sie schwärmten über ihn, wühlten sich bis zu seinen Schultern durch, glitten unter seine Achselhöhlen. Er spürte kalten, öligen Pelz an seinem Gesicht, als sie sich an ihm vorbeizwängten. Den Schlag ihrer Schwänze, als sie nach vorn rannten.
Wohin? Er ließ sie über seinen Arm laufen, um abzuschätzen, in welche Richtung sie rannten. Sie bewegten sich vor ihm in der Dunkelheit. Er tastete mit den Händen. Fühlte, wie sie nach links strömten. Die Luft bewegte sich dabei. Die Luft war kühl. Er spürte eine schwache Brise, spürte sie im Schweiß an seiner linken Gesichtsseite. Er presste sich mit aller Gewalt gegen die Wand an seiner rechten Hand und bewegte den linken Arm zur Seite, tastete nach vorn. Tastete nach der linken Wand. Sie war nicht da. Er steckte in einer Gabelung fest. Eine neue Spalte führte im rechten Winkel von der weg, in der er sich befand. Er arbeitete sich zurück, so weit seine Daumen ihn schieben konnten. Er schabte sich das Gesicht an der Wand auf und presste seine Flanke gegen den Felsen. Mit den Armen voraus schob er sich um die Ecke und zerrte die Beine hinter sich her.
Der neue Spalt war nicht viel besser. Er war nicht weiter. Die Decke nicht höher. Die Ratten zwängten sich an ihm vorbei.
Das Felsgestein riss an seinen Seiten und seinem Rücken. Aber immer noch wehte ihm eine leichte Brise ins Gesicht. Der Tunnel führte irgendwohin. Er keuchte und stöhnte. Er kroch weiter. Dann weitete sich die neue Spalte, war aber immer noch sehr niedrig. Eine flache, niedrige Spalte im Felsgestein. Er kroch erschöpft weiter. Fünfzig Meter. Hundert. Dann spürte er, wie die Decke über ihm aufstieg. Er stieß sich weiter, und plötzlich merkte er, wie die Luft sich veränderte, und er lag halb in der Fahrzeugkaverne. Er stellte fest, dass seine Augen weit offen standen und dass der weiße Econoline unmittelbar vor ihm in der Dunkelheit stand.
Er wälzte sich auf den Rücken und lag keuchend auf dem Boden. Zitternd und keuchend. Richtete sich taumelnd auf und sah sich um. Der Spalt war unsichtbar. Im Schatten verborgen. Er schaffte es bis zu dem weißen Lieferwagen und brach dann neben ihm zusammen. Das Leuchtzifferblatt seiner Uhr zeigte ihm, dass er beinahe drei Stunden in den Tunnels gewesen war. Die meiste Zeit eingeklemmt und in panischer Angst schwitzend. Ein dreistündiger Albtraum. Seine Hose und seine Jacke waren zerfetzt.
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