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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Jeder Muskel in seinem Körper brannte wie Feuer. Sein Gesicht, seine Hände, seine Ellbogen und Knie bluteten. Aber das alles war nur seiner Angst zuzuschreiben. Der Angst, nicht durchzukommen. Er spürte immer noch die Felsen, die gegen seinen Rücken pressten, gegen seinen Rücken und seine Brust. Er spürte den Druck immer noch an seinen Rippen. Schließlich richtete er sich auf und hinkte zum Tor. Schob es auf und stand im Mondlicht, die Arme ausgestreckt, die Augen vom Wahnsinn erfüllt, den Mund offen, atmete die süße Nachluft in mächtigen Zügen in sich ein.
     
    Er hatte die Senke zur Hälfte durchquert, bis er schließlich wieder anfing, klar zu denken, dann machte er kehrt und rannte in die Fahrzeughöhle zurück. Fand das, was er wollte. Fand es an der Schleppvorrichtung des Jeeps. Ein dickes Kabel, um einen Anhänger daran anzuschließen. Er riss es heraus und streifte die Isolierung mit den Zähnen ab. Lief zurück ins Mondlicht.
    Er hielt sich den ganzen Weg zurück nach Yorke dicht bei der Straße. Zwei Meilen, zwanzig Minuten, im langsamen, qualvollen Trab zwischen den Bäumen. Er schlug einen Bogen hinter dem halb zerfallenen nordöstlichen Block und näherte sich dem Gerichtsgebäude von hinten. Umkreiste es lautlos im Halbdunkel. Wartete und lauschte.
    Er versuchte wie Borken zu denken. Selbstgefällig. Zufrieden mit seinem Verteidigungsring. Ständige Information von seinem Maulwurf beim FBI. Reacher in die Strafhütte eingeschlossen, Holly in ihren Raum eingeschlossen. Würde er einen Posten aufstellen? Nicht heute Nacht. Nicht, wenn er morgen und an den Tagen darauf mit Kämpfen rechnete. Er würde wollen, dass seine Leute frisch und ausgeruht waren. Reacher nickte und setzte darauf, dass er Recht hatte.
    Er erreichte die Treppe des Gerichtsgebäudes. Verlassen. Er versuchte die Tür zu öffnen. Versperrt. Er lächelte. Niemand stellt einen Posten hinter eine versperrte Tür. Er bog den Draht zu einem Haken und tastete nach dem Mechanismus. Ein altes zweihebeliges Schloss. Acht Sekunden. Er trat ein. Wartete und lauschte. Nichts. Er ging die Treppe hinauf.
    Das Schloss an Hollys Tür war neu. Aber billig. Er arbeitete leise, und das hielt ihn auf. Er brauchte mehr als dreißig Sekunden, bis die letzte Zuhaltung klickend wegklappte. Dann zog er die Tür langsam auf und stieg auf den erhöhten Boden. Warf einen vorsichtigen Blick auf die Wände. Sie lag auf einer Matratze auf dem Boden. Angezogen und bereit. Sie war wach, beobachtete ihn. Riesige Augen, die im Halbdunkel leuchteten. Er bedeutete ihr mit einer Handbewegung, ihm nach draußen zu folgen. Drehte sich um und stieg hinunter und wartete im Korridor auf sie. Sie hob ihre Krücke auf und hinkte zur Tür. Stieg vorsichtig die Treppe hinunter und stand dann neben ihm.
    »Hallo, Reacher«, flüsterte sie. »Wie geht’s dir?«
    »Hab mich schon besser gefühlt«, erwiderte er im Flüsterton.
    Sie drehte sich um und sah in ihr Zimmer zurück. Er folgte ihrem Blick und bemerkte den dunklen Flecken auf dem Boden.
    »Die Frau, die mir das Essen gebracht hat«, flüsterte sie.
    Er nickte.
    Sie warf einen letzten Blick in den Raum und schloss dann leise die Tür. Folgte ihm durch die Dunkelheit und dann langsam die Treppe hinunter. Durch den Vorraum und durch die Doppeltüren hinaus ins lautlose helle Mondlicht.
    »Du großer Gott«, sagte. »Was ist denn dir passiert?«
    Er blickte an sich herab und musterte sich. Er war von Kopf bis Fuß grau vom Staub und Lehm. Seine Kleidung war zerfetzt. Er war mit Schweiß und Blut verschmiert. Immer noch zittrig.
    »Eine lange Geschichte«, sagte er. »Hast du jemanden in Chicago, dem du vertrauen kannst?«
    »McGrath«, antwortete sie, ohne nachzudenken. »Er ist mein Agent-in-Charge. Warum?«
    Sie überquerten die breite Straße Arm in Arm, sahen nach links und rechts. Schlugen einen Bogen um den Hügel vor dem zerfallenem Bürogebäude. Fanden den Weg, der nach Nordwesten führte.
    »Du musst ihm ein Fax schicken«, sagte er. »Sie haben Raketen. Du musst ihn warnen. Noch heute Nacht, weil die Leitung hier gleich morgen früh gekappt wird.«
    »Hat der Maulwurf ihnen das gesagt?«, fragte sie.
    Er nickte.
    »Wie?«, fragte sie. »Wie steht er mit ihnen in Verbindung?«
    »Kurzwellenfunk«, sagte Reacher. »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, weil man alles andere anpeilen kann.«
    Er schwankte und lehnte sich an einen Baum. Berichtete ihr, was er in Erfahrung gebracht hatte, alles, von Anfang bis

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