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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Juden.«
    Reacher sah sich in dem Raum um. Sah die Schulterklappen an. Montana Militia, Montana Militia, Montana Militia. Er nickte langsam. Ein nagelneues Land.
    »Wo haben Sie Holly hingebracht?«, fragte er Fowler.
    Fowler ignorierte ihn. Er war immer noch mit Loder befasst.
    »Sie werden morgen vor Gericht kommen«, erklärte er ihm. »Sondertribunal. Unter Vorsitz des Kommandanten. Die Anklage lautet auf Gefährdung der Mission. Ich vertrete die Anklage.«
    »Wo ist Holly?«, wiederholte Reacher seine Frage.
    Fowler zuckte die Schultern. Ein kühler Blick.
    »In der Nähe«, sagte er. »Machen Sie sich um sie keine Sorgen.«
    Dann hob er den Kopf etwas an, sah über Reacher hinweg und sprach zu den Wachen.
    »Legt Loder auf den Boden«, sagte er.
    Loder leistete keinerlei Widerstand. Er ließ sich einfach von dem jüngeren Mann mit der Narbe festhalten. Der ihm am nächsten stehende Wachmann drehte seinen Karabiner um und hieb Loder den Kolben in den Bauch. Reacher hörte, wie die Luft aus ihm herausgepresst wurde. Der jüngere ließ ihn
fallen und stieg dann über ihn hinweg. Verließ die Hütte, allein, Auftrag erledigt. Die Tür knallte laut hinter ihm zu. Dann wandte Fowler sich wieder Reacher zu.
    »Jetzt wollen wir über Sie reden«, sagte er.
    Seine Stimme war immer noch ganz leise. Leise und selbstsicher. Aber es war auch nicht schwer, selbstsicher zu sein, wenn man mitten im Niemandsland mit sechs bewaffneten Untergebenen einen mit Handschellen gefesselten Mann auf einem Stuhl gegenübersaß. Einem mit Handschellen gefesselten Mann, der gerade Zeuge nackter Brutalität und Machtausübung geworden war. Reacher sah ihn mit einem Schulterzucken an.
    »Was ist mit mir?«, sagte er. »Meinen Namen kennen Sie. Ich habe ihn Loder gesagt. Das hat er Ihnen sicherlich gemeldet. Wahrscheinlich hat er das richtig mitbekommen. Viel mehr gibt es zu dem Thema nicht zu sagen.«
    Stille. Fowler dachte darüber nach. Nickte.
    »Das ist eine Entscheidung für den Kommandanten«, sagte er.
     
    Was sie schließlich überzeugte, war die Dusche. Darauf baute sie ihre Schlussfolgerungen auf. Ein paar gute Nachrichten und ein paar schlechte. Ein nagelneues Bad, billig, aber sorgfältig ausgestattet, so wie es eine mit weltlichen Gütern nicht übermäßig gesegnete tüchtige Hausfrau in einem Wohnwagenpark vielleicht auswählen würde. Das Bad machte Holly einiges klar. Es bedeutete, dass sie eine Geisel war, dass man vorhatte, sie lange Zeit festzuhalten, dies aber immerhin mit einem gewissen Maß an Respekt tun würde, weil sie für irgendeinen geplanten Handel wertvoll war. Es sollte keine Zweifel hinsichtlich ihrer Sicherheit oder ihres alltäglichen Wohlbefindens geben. Das waren Faktoren, die aus der Verhandlung herausgehalten werden sollten. Faktoren, die als selbstverständlich gelten sollten. Sie war eine Gefangene mit einem gewissen Status. Wegen ihres Wertes. Weil sie die war, die sie war. Aber nicht, weil sie die war, die sie war, sondern weil ihr Vater der war, der er war. Wegen seiner Verbindungen. Man erwartete von ihr, dass sie in diesem bedrückenden,
mit Angst angefüllten Raum sitzen und die Tochter von jemandem sein sollte. Dasitzen und warten, während Menschen ihren Wert abwogen, so oder so. Während Menschen auf ihre Notlage reagierten und sich durch die Tatsache, dass sie eine Dusche zum alleinigen Gebrauch hatte, ein wenig erleichtert fühlen würden.
    Sie erhob sich langsam vom Bett. Zum Teufel damit, dachte sie. Sie würde nicht hier sitzen und zulassen, dass man über sie verhandelte. Die Wut stieg in ihr auf. Sie stieg in ihr auf, und Holly verwandelte sie in stählerne Entschlossenheit. Sie hinkte zur Tür und versuchte zum zwanzigsten Mal die Klinke niederzudrücken. Dann hörte sie Schritte auf der Treppe. Sie kamen klappernd über den Korridor näher. Hielten an ihrer Tür an. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Die Klinke in ihrer Hand bewegte sich. Sie trat einen Schritt zurück, und die Tür ging auf.
    Reacher wurde in den Raum gestoßen. Hinter ihm ein paar verschwommene Gestalten in Tarnkleidung, die ihn durch die Tür stießen und sie hinter ihm zuknallten. Sie hörte, wie wieder abgesperrt wurde und die Schritte sich entfernten. Reacher sah sich um.
    »Sieht so aus, als ob wir teilen müssten«, sagte er. »Die haben nur einen Gast erwartet«, fügte er hinzu.
    Sie gab darauf keine Antwort, sondern sah nur zu, wie seine Augen den Raum untersuchten. Sie wanderten über die Wände, den

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