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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ging mit leisen Schritten auf die Tür zu und öffnete sie. Bedeutete ihr, dass sie ihm folgen solle. Sie hinkte hinter ihm her. Er sah die auf dem Boden liegende Abdeckplatte und schüttelte den Kopf. Griff nach der Armatur und drehte die Dusche an. Ließ das Wasser laut in die leere Wanne prasseln.
    »Sie haben Mikrophone«, sagte der Mann. »Sie belauschen alles.«
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte sie.
    Er kauerte sich auf den Boden und befestigte die Abdeckplatte wieder an der Wanne.
    »Keine Chance«, sagte er. »Es gibt hier keinen Weg nach draußen.«
    »Den muss es aber geben.«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Sie haben einen Probelauf gemacht«, sagte er. »Der Kommandant hat einen von den Leuten, die das hier gebaut haben, in diesen Raum reingesteckt. Er hat ihm gesagt, wenn er nicht rauskäme, würde er ihm die Arme abschneiden. Und deshalb nehme ich an, dass er sich wirklich alle Mühe gegeben hat.«
    »Und was ist passiert?«, fragte sie.
    Der Mann zuckte die Schultern.
    »Der Kommandant hat ihm die Arme abgeschnitten«, sagte er.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, wiederholte sie ihre Frage.
    »FBI«, erklärte der Mann. »Anti-Terroristen-Dezernat. Verdeckt tätig. Ich schätze, ich werde Sie hier rausholen müssen.«
    »Und wie?«, fragte sie.
    »Morgen«, erklärte er. »Ich kann einen Jeep besorgen. Wir werden es einfach versuchen müssen. Verstärkung kann ich keine anfordern, weil sie ständig nach meinem Sender scannen.
Wir besorgen uns einfach den Jeep, fahren nach Süden und hoffen, dass alles gut geht.«
    »Und was ist mit Reacher?«, fragte sie. »Wo haben sie ihn hingebracht?«
    »Den sollten Sie vergessen«, meinte der Mann. »Der ist bis morgen früh tot.«
    Holly schüttelte den Kopf.
    »Ich gehe hier nicht ohne ihn weg«, sagte sie.
     
    »Loder hat mich geärgert«, sagte Beau Borken.
    Reacher zuckte die Schultern und sah nach unten. Loder hatte sich mühsam ein Stück aufgerichtet und saß jetzt, ein wenig windschief halb an die Wand gepresst, da.
    »Hat er Sie geärgert?«, fragte Borken.
    Reacher gab keine Antwort.
    »Würden Sie ihm gern einen Tritt versetzen?«, fragte Borken.
    Reacher blieb stumm. Er konnte klar erkennen, wo dieses Spiel hinführen sollte. Wenn er ja sagte, würde man von ihm erwarten, dass er dem Mann ernsthaft weh tat. Dagegen hatte er zwar im Prinzip nichts einzuwenden, würde es aber vorziehen, in eigener Initiative zu handeln. Wenn er nein sagte, würde Borken ihn einen Feigling nennen, würde sagen, er habe keinen Sinn für natürliche Gerechtigkeit und keinen Selbstrespekt. Ein durchsichtiges Spiel, das er nicht gewinnen konnte. Also blieb er stumm; eine Taktik, die er schon tausend Mal benutzt hatte: Im Zweifel war es immer besser, den Mund zu halten.
    »Ins Gesicht?«, fragte Borken. »Oder vielleicht in die Eier?«
    Loder starrte Reacher an. Da war etwas in seinem Gesichtsausdruck. Reacher erkannte, was es war, und seine Augen weiteten sich überrascht. Loder flehte ihn an, ihm einen Tritt zu versetzen, damit Borken das nicht tun würde.
    »Loder, legen Sie sich wieder hin«, sagte Borken.
    Loder stieß sich mühsam mit der Hüfte von der Wand ab und ließ sich mit den Schultern auf den Boden fallen. Er krümmte und wand sich, bis er flach auf dem Rücken lag. Borken nickte dem ihm am nächsten stehenden Wachmann zu.
    »Ins Gesicht«, sagte er.
    Der Wachmann trat auf ihn zu und schob Loders Kopf mit der Stiefelsohle zur Seite, so dass sein Gesicht in den Raum blickte. Dann trat er einen Schritt zurück und trat zu. Ein heftiger Tritt mit einem schweren Stiefel. Loders Kopf flog nach hinten und krachte gegen die Wand. Blut quoll ihm aus der Nase. Borken sah eine Weile zu, wie er blutete, nur schwach interessiert. Dann wandte er sich wieder an Reacher.
    »Loder ist einer meiner ältesten Freunde«, sagte er.
    Reacher entgegnete nichts.
    »Das wirft zwei Fragen auf, nicht wahr?«, sagte Borken. »Frage eins: Warum bestehe ich auf so strikter Disziplin, selbst gegenüber meinen alten Freunden? Und Frage zwei: Wenn ich meine Freunde so behandle, wie zum Teufel gehe ich dann mit Feinden um?«
    Reacher sagte nichts. Im Zweifel den Mund halten.
    »Meine Feinde packe ich ein gutes Stück härter an«, sagte Borken. »So hart, dass Sie sich das gar nicht vorstellen sollten. Das sollten Sie wirklich nicht, glauben Sie mir. Und warum bin ich so streng? Weil wir nur noch zwei Tage von einem einmaligen Augenblick in der Geschichte entfernt sind. Dinge werden

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