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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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werd mir Augen im Hinterkopf zulegen.«
    »Das habe ich mir auch schon tausend Mal gesagt, aber eigentlich weiß ich gar nicht, wie das gehen soll.«
    Clevenger schmunzelte. »Es wird schon alles gut gehen. Ruf mich an, wenn du irgendwas herausfindest.«
    »Wird gemacht, Kumpel.«
    Clevenger traf um 10 Uhr 50 in Jet Hellers Büro ein. Ein halbes Dutzend Patienten saß im Wartezimmer. Sascha Monroe arbeitete am Computer. Clevenger trat an den Schreibtisch. »Hallo«, begrüßte er sie.
    Sie blickte auf. »Hallo.«
    Wie kam es, dass man ausgerechnet von jemandem
, den man kaum kannte, erwartete, er könne möglicherweise die Antwort auf alle Probleme sein, die einen plagten? Wo führte einen die
Lovemap
letztlich hin – zu Ekstase, Zufriedenheit oder Enttäuschung, Verrat? Wenn er Sascha Monroe zu einem Teil seines Lebens werden ließ, wenn er sie als wirklichen und vollständigen Menschen kennen lernte, würde er sie dann immer noch in seine Fantasien einbauen, sie verehren können?
    »Ich bin etwas zu früh«, sagte er.
    »Er hat sich noch nicht gemeldet«, sagte sie, und es klang beunruhigt.
    »Ist das ungewöhnlich?«
    »Für Jet? Normalerweise ruft er mindestens fünf Mal durch, bevor er hier zur Tür hereinkommt. ›Besorgen Sie mir die und die Akte.‹›Rufen Sie den und den Patienten an.‹›Drucken Sie die Untersuchungsergebnisse aus.‹«
    »Aber heute haben Sie nichts von ihm gehört?«
    »Kein Wort. Ich habe bei ihm zu Hause angerufen. Keine Antwort. Auf seinem Handy meldet sich auch niemand.«
    Das klang in der Tat seltsam. »Ist das typisch für ihn, wenn er einen Patienten verliert?«, fragte Clevenger leise, damit keiner der Patienten es hören konnte.
    »Das kommt nur sehr selten vor. Wenn es passiert, ist er eine Zeit lang nicht er selbst, aber er verschwindet nicht von der Bildfläche.«
    »Es ist noch nicht elf.«
    »Ich weiß. Aber trotzdem.«
    »Lassen Sie uns abwarten und sehen, was passiert.«
    Sascha nickte. Aber sie war sichtlich beunruhigt.
    Clevenger setzte sich ins Wartezimmer, nahm sich eine
Time
und blätterte die Zeitschrift durch. Fünf Minuten verstrichen. Zehn. Fünfzehn. Zwei weitere Patienten kamen herein. Ein Mann, aus dessen Schädel ein Shunt ragte und der schon länger wartete, sah auf die Uhr und schüttelte verärgert den Kopf. Clevenger warf einen Blick zu Sascha und sah, dass sie ihn ihrerseits anschaute. Sie sah jetzt ernsthaft besorgt aus. Er stand auf und ging zu ihr.
    »Irgendetwas stimmt nicht«, sagte sie. »Ich kann es fühlen.«
    »Soll ich zu ihm nach Hause fahren und mal sehen, ob ich ihn finden kann?«
    »Würden Sie das tun?«
    »Sicher doch. Wo wohnt er?«
    »Chestnut Street fünfzehn. In dem Penthouse. Apartment drei.«
    Das war in Beacon Hill, nicht mal eine Meile entfernt. »Wenn er dort ist, sage ich ihm, er soll Sie anrufen.«
    Clevenger ließ seinen Wagen im Parkhaus des Mass General stehen. Zur Chestnut Street waren es nur knappe zehn Minuten zu Fuß, und die Luft war kühl, aber nicht unangenehm. Die Sonne schien. Es war windstill. Einer von den Tagen, die Besucher von Boston, die die kopfsteingepflasterten Straßen entlangschlendern, dazu verleiten, ihre Zelte abzubrechen und hierher zu ziehen.
    Er kam zur Chestnut Street fünfzehn, einem hoch aufragenden, dreistöckigen Patrizierhaus. Er öffnete die massive Eichentür zur Eingangshalle und entdeckte Hellers Namen eingraviert auf einem Messingschild neben der Klingel für Apartment 3. Er klingelte und wartete. Keine Antwort. Er klingelte noch einmal. Nichts.
    Er ging wieder nach draußen und zur Rückseite des Gebäudes. Es gab drei Stellplätze. Auf dem Stellplatz für Apartment 3 stand ein roter Aston Martin. Einhundertfünfzigtausend Dollar. Das musste Hellers Wagen sein. Er blickte an der Fassade hinauf und sah, dass die Fensterläden von Hellers Apartment geschlossen waren.
    Clevenger ging wieder zur Vorderseite des Gebäudes, trat in den Windfang und drückte den Klingelknopf von Apartment 1.
    Einige Sekunden verstrichen, dann meldete sich eine Frau mit einem ausländischen Akzent: »Ja? Kann ich Ihnen helfen?«
    »Paketlieferung«, sagte Clevenger.
    »Für Mrs. Webster?«
    »Paketlieferung«, wiederholte Clevenger. Wenn Leute etwas Einfaches tun können, um Ärger zu vermeiden – zum Beispiel einen Knopf drücken oder einen Riegel öffnen –, dann tun sie es für gewöhnlich. Deshalb müssen Wohnungsdiebe so selten Türen aufbrechen. »Paketlieferung«, sagte er noch

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