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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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einmal.
    »UPS?«
    »Paketlieferung.«
    Der Summer ertönte. Clevenger drückte die Tür auf und stieg die Treppe zum zweiten Stock hinauf.
    Hellers Wohnungstür war nur angelehnt. Clevenger benutzte trotzdem den großen Messingklopfer. Keine Antwort. Er stieß die Tür auf und trat ein.
    Alle Fensterläden waren geschlossen, so dass von der spätvormittäglichen Sonne nur ein fahles Schummerlicht blieb. Die Ausstattung des Apartments war beeindruckend, es hatte einen hohen steinernen Kamin, kannelierte Säulen, blank gebohnerte Parkettböden. Aber es war so gut wie leer. Die einzigen Einrichtungsgegenstände in dem riesigen Wohnzimmer waren ein schwarzes Ledersofa und ein 50-Zoll-Flachbildfernseher, der an der Wand gegenüber angebracht war. An einer anderen Wand lehnte ein Mark-Rothko-Gemälde, mühelos eine halbe Million Dollar wert. Eine Skulptur aus Edelstahl stand auf der Kochinsel aus schwarzem Granit in der Küche.
    »Jet?«, rief Clevenger.
    Keine Antwort.
    Er bewegte sich weiter vorwärts, dichter an den Kamin, und vermeinte, eine Bewegung aus einem Flur zu hören, der anscheinend zu den anderen Zimmern führte. »Jet?«
    Das Geräusch verstummte.
    Er ging den Flur hinunter, an einer geschlossenen Tür vorbei und weiter auf eine offen stehende zu, mehrere Meter entfernt. Er hatte sie fast erreicht, als er Schritte hinter sich hörte und sich blitzschnell umdrehte.
    Heller stand im Flur. Er trug eine Jeans und ein graues Harvard-Sweatshirt, das zu einem V-Ausschnitt aufgerissen war. In der Hand hielt er eine Pistole. Er war blass, erschöpft und unrasiert. »Frank?«, fragte er. »Was machen Sie denn hier?« Er beugte sich in Clevengers Richtung und sah ihn forschend mit blutunterlaufenen Augen an. »Das hier ist meine Wohnung«, sagte er, aber es klang, als ob er sich da nicht ganz sicher wäre.
    Selbst aus der Entfernung konnte Clevenger den Scotch-Gestank riechen, den er ausdünstete. Er spannte seine Wade an, spürte die Pistole, die dort festgeschnallt war. »Die Wohnung ist ziemlich leer«, bemerkte er und rang sich ein Lächeln ab. »Ziehen Sie aus?«
    »Ich bin nie wirklich eingezogen«, sagte Heller. »Ich lebe auf der Arbeit.«
    Clevenger wusste, dass Heller die Wahrheit sagte. Er konnte sich ein fünf Millionen Dollar teures Penthouse-Apartment leisten, ohne Interesse daran zu haben, es einzurichten. Er lebte nur für die Neurochirurgie. »Ich bin bei Ihnen im Büro gewesen. Sascha hat versucht, Sie zu erreichen. Sie hat sich Sorgen gemacht, als Sie sich nicht gemeldet haben. Also bin ich hergekommen.«
    »Sie mag Sie.«
    »Sie ist ein sehr netter Mensch.«
    »Sehr nett? Sie ist eine elf auf einer Skala von zehn, Frank. Eigentlich hätten Sie sich alle zehn Finger nach ihr lecken müssen.«
    Versuchte Heller, ihn abzulenken? Und warum sprach er von ihm in der Vergangenheit? »Man weiß nie, was die Zukunft noch bringt«, erwiderte Clevenger.
    Heller hob die Waffe.
    Clevenger wollte schon nach seiner eigenen Pistole greifen, aber Heller zielte nicht auf ihn. Er hielt die Waffe vor seiner Brust, die Mündung seitwärts gerichtet, und starrte sie an, als wäre sie ein verletzter Vogel.
    »Snow wurde von einem Schuss mitten ins Herz getroffen«, sagte Heller. »Stellen Sie sich nur einmal seine Panik vor.« Er schüttelte den Kopf und seufzte tief. »Ich habe einen Mann an einer Kugel sterben sehen, Frank. Das ist schrecklich. Absolut schrecklich.« Er sah Clevenger an. »Haben Sie so etwas schon mal gesehen?«
    »Ja.«
    »Das tut mir Leid für Sie.«
    Clevenger wollte die Unterhaltung vom Thema Erschießen weglenken. »Warum sind Sie nicht zur Arbeit gekommen?«, fragte er.
    »Ich bin bei der Arbeit«, entgegnete Heller. »Es ist nur eine andere Art von Arbeit.« Er deutete mit einem Nicken auf die offene Tür neben ihm. »Wollen Sie es sich anschauen?«
    »Sicher doch«, sagte Clevenger. Er ging langsam auf Heller zu. »Würden Sie wohl die Pistole weglegen? Es passieren so leicht Unfälle.«
    »Kein Problem«, antwortete Heller. Er verschwand aus dem Flur in das Zimmer.
    Clevenger griff an seine Wade, zog seine Pistole aus dem Halfter und steckte sie unter seinem schwarzen Rollkragenpullover in den Hosenbund der Jeans. Dann ging er zu der Tür. Ein Teil von ihm fragte sich, warum er überhaupt noch hier war. Er hätte sich absetzen können, mit Anderson oder Coady zurückkehren. Doch er glaubte nicht, dass er auf dem Wege etwas aus Heller herausbekommen würde. Und er hatte bislang nichts getan,

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