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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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wofür man ihn festnehmen konnte.
    Er erreichte die Tür und erstarrte, wie gebannt von dem, was er sah. Heller saß an einem Tisch, der aus einer Tür und zwei Sägeböcken gebaut war, und studierte einen Computermonitor, auf dem Zahlen, Symbole und Buchstaben leuchteten. Die Pistole lag neben der Tastatur. Jeder sonstige Quadratzentimeter des Tisches, der Wände und des Fußbodens war mit Papieren und Büchern bedeckt.
    »Sie können ruhig überall drauftreten«, sagte Heller, ohne den Blick vom Monitor zu lösen.
    Clevenger blickte zu Boden und sah, dass die Blätter zu seinen Füßen über und über mit Computercodes bedruckt waren. Die Bücher waren Fachbücher über Physik und Luftfahrttechnik. Er bewegte sich so weit wie möglich um sie herum. Er studierte die Wände eingehender und sah, dass sie mit lauter Seiten aus John Snows Tagebuch bedeckt waren. »Was machen Sie hier?«, wollte Clevenger wissen.
    »Ich erwecke meinen Patienten wieder zum Leben«, erklärte Heller.
    »Okay …« Hatte Heller den Verstand verloren? »Wie lange sitzen Sie schon daran?«
    Heller warf einen Blick zu den geschlossenen Fensterläden. »Keine Ahnung.« Er drehte sich zu Clevenger um. »Was bleibt von einem Menschen übrig, wenn er stirbt?«
    »Was er mit seinem Leben geschaffen hat. Was immer er hinterlassen hat.«
    »Sein Erbe«, pflichtete Heller bei. »Das ist alles, was von John Snow geblieben ist. Seine Arbeit, zum einen. Und die Antwort auf die Frage: War er ein Feigling oder nicht? Hat er mich im Stich gelassen oder nicht?«
    »Wie lautet bis jetzt Ihre Diagnose?«, fragte Clevenger und behielt ein wachsames Auge darauf, wie weit Hellers Hand von der Pistole entfernt war.
    »Er war kein Mann, der einfach so das Handtuch wirft. Er war bereit, den Weg, den er gewählt hatte, bis zu Ende zu gehen.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Weil er seine kostbarste Idee in der schwarzen Reisetasche bei sich trug, die man neben ihm fand. Ein Mann, der sich aus dieser Welt verabschiedet, nimmt nicht seine Arbeit mit.«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Sehen Sie es sich an.«
    Heller stand auf, nahm seine Pistole und trat beiseite.
    Clevenger gefiel die Vorstellung nicht, mit dem Rücken zu Heller zu sitzen. Nicht, solange er mit einer Waffe herumlief. »Sie haben schon wieder die Pistole in der Hand«, sagte er.
    Heller legte die Waffe auf den Tisch zurück, hielt sich aber auf Reichweite. »Ich bin noch nicht einmal sicher, warum ich sie aus dem Tresor geholt habe. Ich hasse das Ding. Ich weiß nicht, warum ich es überhaupt gekauft habe.«
    »Sie müssen doch irgendeine Vermutung haben.«
    »Vielleicht, um zu beweisen, dass ich sie nie benutzen werde. So wie ein Alkoholiker zehn Jahre lang eine Flasche Scotch auf dem Kaminsims stehen hat, um zu beweisen, dass er der Versuchung widerstehen kann, dass er nicht einfach nur trocken ist, sondern das alles hinter sich gelassen hat.«
    »Vielleicht sollten Sie es auch mal mit diesem Trick versuchen. Wie es aussieht, haben Sie rund um die Uhr getrunken.«
    »Lassen Sie sich nicht von Ihrer eigenen Krankheit blenden, Frank. Ich bin kein Alkoholiker. Ich leide einfach nur. Das hier ist mein Betäubungsmittel. Zwei, drei, vier Tage, und ich bin wieder obenauf. Dann fass ich das Zeug nicht mehr an.«
    »Davon werde ich mich dann am vierten Tag überzeugen«, bemerkte Clevenger und trat an den Tisch. Er setzte sich auf Hellers Stuhl und beugte sich vor, um den Monitor zu studieren. Reihen mit Zahlen, Buchstaben und mathematischen Symbolen füllten den Bildschirm. »Was soll das sein?«, fragte er.
    »Grace Baxter.«
    Clevenger sah zu Heller, der ein geheimnisvolles Lächeln zur Schau trug. »Reden Sie nicht in Rätseln«, sagte er. »Ich bin ebenfalls müde, verflucht noch mal.«
    Heller massierte Clevengers Schulter. »Ich weiß, dass Sie müde sind, Bruder.« Er deutete mit einem Nicken auf den Bildschirm. »Ich habe ein Computerprogramm erstellt, um Snows letzte Zeichnung von Grace Baxter in seinem Tagebuch zu analysieren – das Bild, das aus einer Collage von Zahlen und mathematischen Symbolen bestand. Ich habe mir von einem Freund vom Cal Tech helfen lassen. Drücken Sie gleichzeitig
F1
und die
Control
- und die
Delete
-Taste.«
    Clevenger tat, was Heller gesagt hatte. Dann lehnte er sich zurück, und die Zahlenreihen auf dem Bildschirm begannen sich zu bewegen. Die Zahlen, Buchstaben und sonstigen Symbole umkreisten einander, bis sie sich nach und nach zu einer Bildschirm-Version des

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