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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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zweimal versucht, Sie über Ihr Handy zu erreichen.«
    Clevenger nickte und wollte in sein Büro gehen.
    »Eins noch«, rief Moffett ihm hinterher.
    Er drehte sich um.
    »Sie haben da einen rosa Lippenstiftfleck an der Jacke.«
    Er sah an sich hinunter und entdeckte eine sanfte Spur von Whitneys blassrosa Lippenstift auf dem schwarzen Leder. »Wie kommen Sie darauf, dass das Lippenstift ist?«
    Kim wandte sich um und fing an zu tippen.
    Er ging in sein Büro, zog die Jacke aus und wischte den Fleck weg. Dann warf er die Jacke auf einen Stuhl, setzte sich an den Schreibtisch und rief Lindsey Snows Handy an.
    Sie meldete sich.
    »Dr. Clevenger hier.«
    »Können wir uns treffen? Es geht um meinen Dad. Darum, dass er erschossen wurde.«
    Dass er erschossen wurde
. Das war neu. Lindseys Theorie war gewesen, dass sie ihren Vater zum Selbstmord getrieben hatte. Glaubte sie jetzt, dass er ermordet worden war? »Wann können Sie hier sein?«, fragte Clevenger.
    »Ich brauche weniger als eine Stunde.«
    »Das passt mir gut.«
    »Danke.« Sie legte auf.
    Er versuchte, bei John Haggerty zurückzurufen, doch es ging nur der Anrufbeantworter ran. »Ich übernehme keine neuen Fälle, bis der Snow-Fall abgeschlossen ist«, erklärte er. »Ich rufe Sie an, sobald das geschehen ist.«
    Er legte die Füße auf den Schreibtisch, lehnte sich im Sessel zurück und schloss die Augen. Im Geiste sah er Whitney McCormick abermals im Public Garden verschwinden. Er fürchtete, dass er sie unwiderruflich verloren hatte, weil er Beruf und Vergnügen nicht hatte auseinander halten können. Und dann riss er plötzlich die Augen auf, denn er hatte die Antwort auf eine der Fragen, die ihn die ganze Zeit gemartert hatten: Warum hätte John Snow sich der Operation unterziehen und sein Leben hinter sich lassen sollen, wenn er die Liebe seines Lebens gefunden hatte? Die Antwort war einfach, so einfach, dass sie nur schwer zu erkennen gewesen war, bis er das Drama zusammen mit Whitney nachgespielt hatte: Entweder Snow oder Grace hatten den jeweils anderen in irgendeiner Weise hintergangen. Ihre Liebe war nicht mehr so rein gewesen wie zuvor. Irgendetwas war schief gegangen.
    »He, Fremder«, sagte Anderson von der Tür aus.
    Clevenger nahm die Füße vom Schreibtisch und drehte sich zu ihm um. »Was gibt’s Neues?«
    »Noch vor Ende des Tages werde ich die Auszüge für George Reeses persönliche Bank- und Börsenmaklerkonten zu lesen bekommen. Vania leistet gute Arbeit.«
    »Arbeitet er immer noch von zu Hause aus? Ich mache mir Sorgen um ihn.«
    Anderson schüttelte den Kopf. »Er ist bei mir zu Hause. Da findet ihn niemand, es sei denn, sie entdecken den Berg von Pappkaffeebechern in meiner Mülltonne. Ich liefere ihm alle zwei Stunden Nachschub. Groß, mit Sahne …«
    »Vier Stück Zucker.«
    »Er hat wirklich alle gut trainiert.«
    »Gibt es sonst noch was Neues?«
    »Ich habe im MGH niemanden finden können, der bezeugen kann, dass Heller im Krankenhaus war, als Snow erschossen wurde. Noch nicht, jedenfalls. Nicht dass das irgendetwas beweist.«
    »Nein, tut es nicht.«
    »Nebenbei gefragt, wie geht es Billy?«
    Clevenger sah auf die Uhr. 14 Uhr 15. Billy war noch immer in der Schule – oder sollte es zumindest sein. »Er schlägt sich im Moment mit ein, zwei Problemen herum«, sagte er und beließ es dabei.
    »Kann ich irgendetwas tun?«
    »Ich bin nicht sicher, ob irgendjemand etwas tun kann, ich selbst eingeschlossen. Aber ich gebe dir Bescheid.«
    »Gut.«
    »Lindsey Snow ist auf dem Weg hierher.«
    »Und die Show muss weitergehen.«
    Lindsey saß in demselben Sessel wie bei ihrem letzten Besuch in Clevengers Büro. Sie trug einen kurzen limonengrünen Rock und einen gerippten eierschalenfarbenen Rollkragenpullover. Als sie die Beine übereinander schlug, konnte Clevenger sehen, dass sie einen winzigen schwarzen Satin-Tanga trug. »Wenn ich Ihnen etwas erzähle«, sagte sie, »dann müssen Sie mir versprechen, dass Sie niemandem sagen, dass Sie es von mir gehört haben.«
    »Ich kann ein Geheimnis wahren«, sagte Clevenger und sah ihr dabei eindringlich in die Augen.
    »Ich erzähle es Ihnen, weil ich mich Ihnen nah fühle.«
    Wenn sie sich ihm nah fühlte, dann hatte es nichts mit ihm zu tun, sondern nur damit, dass John Snow ihr fehlte, das wusste Clevenger inzwischen. Lindsey war wie ein Sauerstoffatom, unendlich instabil, verzweifelt auf der Suche nach einer Bindung. Clevenger wollte ihr das sagen, wollte ihr erklären, dass sie sich nur

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