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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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Aber als er es tat, drehte sie sich um, schlang die Arme um ihn und küsste ihn. Und dann spürte er, wie er jegliches Gefühl für Zeit und Raum verlor und etwas Mächtigeres dafür bekam, etwas, das lange in ihm geschlummert hatte und nun erwachte – Leidenschaft für einen anderen Menschen. Er schmiegte sich an sie, küsste sie noch drängender.
    Sie löste sich atemlos von seinen Lippen. »Zieh dich für mich aus«, sagte sie.
    Snows Frau hatte ihm nie beim Ausziehen zugesehen, hatte ihn überhaupt nur selten nackt gesehen. Sex zwischen ihnen war etwas, das sie des Nachts unter der Bettdecke voneinander stahlen. Ganz langsam knöpfte er sein Hemd auf, zog es aus, ließ es auf den Boden fallen. Er schnallte den Gürtel auf, öffnete den Knopf an seinem Hosenbund, zögerte, dann zog er den Reißverschluss auf. Er machte einen Schritt auf sie zu.
    Sie hielt abwehrend die Hand hoch. »Mach weiter.«
    Er war verlegen, und sie musste es ihm angesehen haben.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte sie. »Ich möchte dich nur in voller Gänze sehen.«
    Er stieg aus der Hose, zog Socken und Unterwäsche aus, stellte sich nackt vor sie.
    »Du hast wirklich keine Ahnung, wie wunderschön du bist, stimmt’s?«, fragte sie ihn und trat zu ihm. Sie küsste seinen Hals, seine Ohren, seine Brust, dann sank sie auf die Knie. »Hier drinnen«, erklärte sie, »tun wir alles, was wir wollen.«

5

    15 Uhr 40
    Clevenger hatte Mühe, sich auf den Verkehr zu konzentrieren, als er aus dem Parkhaus des Mass General fuhr, um Billy vom Somerville Boxing Club abzuholen. Er dachte an die Therapiestunde mit Grace, an ihre Schuldgefühle, daran, wie besorgt er gewesen war, sie könne kurz davor stehen, sich selbst oder jemand anderen umzubringen. Er sah vor seinem geistigen Auge, wie sie sich im Sessel vor und zurück gewiegt hatte, die Arme fest um sich geschlungen. Und er dachte an das, was sie gesagt hatte:
Ich will nie wieder jemandem wehtun.
    Hatte sie nur wenige Stunden zuvor getötet? War sie deshalb so aufgelöst? Hatte sie gerade dem Mann, den sie liebte, mitten ins Herz geschossen, weil er sie allein in einer Ehe zurückgelassen hatte, in der sie sich wie begraben vorkam?
    Oder hatte sie niemandem wehgetan? Selbst wenn sie von Snows bevorstehender Amnesie erfahren hatte – vielleicht hatte sie einfach nur beschlossen, an dem Tag, an dem er sich unters Messer begab, mit einer Therapie anzufangen. Vielleicht hatte seine Entscheidung, sein Leben zu überarbeiten, ihr den Anstoß gegeben, auch das ihre zu überarbeiten.
    Clevenger griff nach dem Handy und rief im Büro an, um nachzufragen, ob Baxter sich gemeldet habe. Kim Moffett, die Sekretärin von Boston Forensics, eine Neunundzwanzigjährige, die die Weisheit einer Achtzigjährigen besaß, ging an den Apparat.
    »Hat jemand für mich angerufen?«, erkundigte sich Clevenger.
    »Ich versuche schon seit einer Stunde, Sie zu erreichen«, erwiderte Kim.
    Er warf einen Blick auf sein Handy und sah, dass er eine Nachricht hatte. Er hatte das Klingelzeichen abgeschaltet, bevor er zu Heller gegangen war. »Was gibt’s?«
    »Das meiste kann warten. Aber Grace Baxter hat fünf Mal angerufen.«
    »Ist mit ihr alles in Ordnung?«
    »Sie sagt, es sei kein Notfall, aber sie ruft immer wieder an. Sie möchte einen Termin morgen Vormittag. Nach meinem Kalender sind Sie morgen den ganzen Tag über im MCI Concord – wegen des Verhandlungsfähigkeitsgutachtens. Aber ich habe ihr versprochen, Sie zu fragen.«
    Clevenger hatte einen Besuch im Staatsgefängnis in Concord angesetzt, um festzustellen, ob ein schizophrener Mann, der seinen Vater getötet hatte, geistig normal genug war, um vor Gericht gestellt zu werden. Der Prozess würde nicht vor dem Winter beginnen. »Sagen Sie ihr, ich kann sie morgen um acht sehen«, sagte er. »Und rufen Sie doch bitte in Concord an und besorgen Sie mir einen neuen Termin.«
    »Kein Problem. Wo sind Sie? Sie werden in einer Viertelstunde in Somerville erwartet.«
    »Bin schon auf dem Weg.«
    »North lässt Ihnen ausrichten, dass er Informationen über jemanden namens Collin Coroway hat.«
    »Ist er da?«
    »Nein, aber ich kann Sie mit ihm verbinden. Bleiben Sie dran.«
    Moffett stellte ihn zu Anderson durch.
    »Frank?«, meldete sich Anderson.
    »Am Apparat.«
    »Ich hab angefangen, Snows Geschäftspartner Coroway zu durchleuchten.«
    »Und?«
    »Er ist niemand, den man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Ehemaliger Green Beret, aktiver Dienst in Vietnam, beste

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