Ausgelöscht
einfach nur sehr vorsichtig mit dieser Beacon-Street-Bank-Sache sein.«
»Vorsichtig?«
»Es ist eine wichtige Bank. Ein wichtiger Arbeitgeber. Die Aktien gehen in den Keller, wenn der
Globe
druckt, dass Grace Baxter im Mittelpunkt der Ermittlungen steht, was keine fünf Sekunden dauern dürfte, wenn man sich ansieht, wie viele Reporter an dieser Sache dran sind. Ich werde ganz schön was von Bürgermeister Treadwell zu hören bekommen, wenn nicht sogar vom Gouverneur. Sie werden eine Garantie dafür verlangen, dass ich auch wirklich weiß, was ich tue.«
»Es kann wirklich niemand behaupten, dass Sie vorschnell handeln. Reese hat da einiges zu erklären. Was hat er mit dem Abschiedsbrief gemacht? Wie fand er es, dass seine Frau mit John Snow ins Bett gegangen ist? Wo war er gestern um, sagen wir, halb fünf am Morgen?«
»Wie schon gesagt, ich werde seine Vernehmung veranlassen.«
»Gut«, sagte Clevenger.
»Kyle Snow haben wir auch schon für Sie parat. Er wartet im Suffolk-County-Gefängnis auf Sie, wann immer Sie mit ihm sprechen wollen.«
»Ist er im Gefängnis?«
»Ihm hat der Vorschlag nicht gefallen, zur Vernehmung aufs Präsidium zu kommen, also habe ich unter Berufung auf seinen positiven Urintest seine Kaution widerrufen lassen.«
Lindsey hatte nicht erwähnt, dass ihr Bruder verhaftet worden war. »Wann haben Sie ihn verhaftet?«
»Ungefähr vor einer Stunde. Vielleicht kriegen Sie ihn ja jetzt dazu, den Mund aufzumachen.«
»Ich werd’s versuchen. Ich fahr morgen Vormittag vorbei.«
»Lassen Sie mich wissen, wie’s gelaufen ist.«
»Werd ich machen.«
Clevenger fuhr nach Hause, um auf Billy und Heller zu warten.
Es war 21 Uhr 20. Er schaltete den Computer ein und schob eine der fünf Floppydisks, die von der Festplatte von John Snows Laptop kopiert worden waren, ins Diskettenlaufwerk. Er rief das Verzeichnis auf, sah die üblichen Microsoft-Betriebssystemdateien sowie mehrere andere Standard-Programmdateien wie Word und Norton AntiVirus. Aber dazwischen fanden sich zwanzig Dateien, die mit VTK begannen und fortlaufend nummeriert waren – VTK1.LNX bis VTK20.LNX. Diese Dateien hatten offensichtlich etwas mit Vortek zu tun. Clevenger öffnete die erste. Seiten und Seiten von etwas, das wie Computercode aussah. Entweder waren die Dateien zerstört oder sie waren in einer Programmiersprache geschrieben, die Clevenger noch nie untergekommen war. Er schob die nächste Diskette ins Laufwerk, dann die übernächste, immer mit dem gleichen Ergebnis. Es gab insgesamt 157 VTK-Dateien, jede von ihnen unentzifferbar.
Clevenger griff zum Telefon und wählte die Nummer seines Freundes Vania O’Connor von Portside Technologies in Newburyport, nördlich von Boston, nah der Bundesstaatsgrenze zu New Hampshire. O’Connor war ein fünfunddreißig Jahre altes Computer-Genie mit einer langen Liste von Fortune-500-Klienten, die vermutlich niemals sein fensterloses Kellerbüro besuchten, in dem sich Hunderte von Fachbüchern über Computerprogrammierung und Problemlösungen stapelten.
O’Connor meldete sich beim ersten Klingeln. »Mmm. Hmm«, summte er in seinem charakteristischen Bariton.
»Frank hier. Tut mir Leid, dass ich so spät anrufe.«
»Wie spät ist es?«
Clevenger sah auf die Uhr. »Viertel nach zehn.« Er fragte sich, warum Billy noch nicht wieder zurück war.
»Vormittags oder abends?«
Clevenger schmunzelte. Er zweifelte nicht daran, dass O’Connor gelegentlich das Zeitgefühl verlor, wenn er unter dem Haus arbeitete, in dem er, seine Frau und die drei Kinder ein überraschend normales Leben führten. Und dieser Gedanke – dass O’Connor den Bedürfnissen seiner Genialität und seiner Familie Rechenschaft trug – brachte Clevenger von neuem zu der Frage, warum John Snow dazu nicht imstande gewesen war. »Vormittags«, scherzte er.
»Unmöglich«, entgegnete O’Connor. »Wir sind heute an der Reihe, den Nachtisch für den Kindergarten mitzubringen. Nicole hätte mich schon vor Stunden hochgescheucht.«
Nicole war O’Connors zauberhafte sechsjährige Tochter. »Du dienst vielen Herren.«
»Das weiß ich«, sagte O’Connor. »Lass mich raten. Du rufst an, um herauszufinden, warum es, wenn du einen Explorer-Browser öffnest, während du eine Excel-Tabelle benutzt, unmöglich ist, die monatliche Vorschau-Funktion aufzurufen – was ein wirklich seltsamer Zufall ist, da das genau das Problem ist, mit dem ich gerade beschäftigt bin.«
»Klingt interessant.«
»Aber sicher
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