Ausgelöscht
Anweisung gegeben hatte, nicht zu antworten. Er hatte nichts dadurch zu gewinnen, wenn er eine Aussage machte. LeGrand hatte der Befragung überhaupt nur aus dem Grunde zugestimmt, dass sie ihm ein Gefühl dafür geben würde, in welche Richtung die Polizei ermittelte. »Berufen Sie sich auf das im fünften Verfassungszusatz garantierte Recht, sich nicht selbst belasten zu müssen?«, fragte Clevenger.
»Das muss ich nicht«, erwiderte LeGrand. »Mein Klient steht nicht unter Anklage. Sie sind nicht Geschworener einer Anklagejury. Das hier ist keine Verhandlung. Es ist seine persönliche Entscheidung, Ihnen nicht zu antworten, mehr nicht. Vielleicht gefällt ihm Ihr Ton nicht.«
Clevenger sah wieder zu Reese. »War Ihnen bekannt, dass sie sich im Four Seasons getroffen haben?«
»Wunderschönes Hotel«, sagte Reese. »Ich persönlich mag es auch sehr gern.«
»Wo haben Sie den Abschiedsbrief Ihrer Frau gefunden?«, fragte Clevenger.
Reese fing an, mit den Zähnen zu mahlen. »Sie haben vielleicht Nerven, den Selbstmord meiner Frau zu erwähnen. Wenn Sie nicht gewesen wären, würde sie noch leben.«
Diese Worte trafen eine wunde Stelle tief in Clevenger. Er gab sich alle Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen.
»Wie oft hat sie Sie an jenem Tag angerufen und um Hilfe gebeten?«, fragte Reese.
LeGrand fasste Reese am Arm. »Ich wiederhole«, erklärte er Clevenger, »mein Klient hat nichts dazu zu sagen, ob er einen Abschiedsbrief gefunden hat oder nicht.«
Clevenger fürchtete, dass er hier nie auf einen grünen Zweig kommen würde. Er wollte Reese nervös machen, wollte, dass er sich fragte, wie viel die Polizei tatsächlich gegen ihn in der Hand haben mochte. »Sie hatten ein Treffen mit Kyle Snow, stimmt’s?«
»Kein Kommentar«, sagte LeGrand.
»Hat er Ihnen bei diesem Treffen irgendetwas gegeben?«
»Antworten Sie nicht«, wies LeGrand Reese an.
»Soll er sich doch ruhig auf den fünften Verfassungszusatz berufen«, sagte Clevenger, ohne Reese aus den Augen zu lassen.
»Das ist nicht nötig«, entgegnete LeGrand.
Clevenger starrte Reese weiter durchdringend an. »Dann lassen Sie ihn reden. Er hat doch nichts zu verbergen, stimmt’s?«
»Kommen Sie endlich zu einer anderen Frage, falls Sie noch eine haben«, erwiderte LeGrand.
»An dem Abend, an dem Ihre Frau tot aufgefunden wurde, haben Sie Detective Coady erzählt, dass Sie bei einem Scheidungsanwalt gewesen wären«, sagte Clevenger zu Reese. »Sie sagten, das wäre der Grund, weshalb in dem Abschiedsbrief, der auf dem Nachttisch Ihrer Frau gefunden wurde, von einer Trennung die Rede wäre. Bei welchem Anwalt sind Sie gewesen?«
»Kein Kommentar«, sagte LeGrand.
»Der Mann hat erklärt, er wäre bei einem Scheidungsanwalt gewesen«, sagte Clevenger zu LeGrand. »Warum soll er uns nicht sagen, wer das war – wenn es denn tatsächlich stimmt?«
LeGrand lächelte nur.
Clevenger durfte jetzt nicht lockerlassen. »Wussten Sie, dass Ihre Frau schwanger war, Mr. Reese?«
Reese runzelte die Stirn. Schmerz flammte kurz in seinen Augen auf.
LeGrand beugte sich vor.
»Sie war etwa im dritten Monat«, setzte Clevenger nach.
»Vielleicht sollten wir dieses Gespräch hier und jetzt beenden«, sagte LeGrand mit einem Blick auf Reese.
Clevenger wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb. »Als sie in meiner Praxis war, hat sie mir erzählt, sie fühle sich wie eine Gefangene in ihrer Ehe.«
»Sie sind ein verfluchter Lügner«, explodierte Reese.
Diese Reaktion schien seltsam bei einem Mann, der seine Ehe als gescheitert betrachtet hatte. »Die Diamantarmbänder, die Sie ihr geschenkt haben – sie hat mir gesagt, sie wären nichts weiter als Handschellen.«
Reese blitzte Clevenger an, als wäre er am liebsten über den Tisch gesprungen und hätte ihn erwürgt.
»Diese Unterhaltung ist beendet«, sagte LeGrand zu Reese.
Reese starrte nur weiter Clevenger an.
»Nebenbei bemerkt, es war John Snows Kind«, sagte Clevenger. »Das Ergebnis der genetischen Untersuchung ist gerade gekommen.«
Reese schloss kurz die Augen.
»George, ich denke wirklich, wir sollten jetzt gehen«, drängte LeGrand.
Clevenger hatte noch eine letzte Information für Reese parat. »Ihre Bank ist einer der Hauptinvestoren von Snow-Coroway Engineering. Das wissen wir. Waren Sie wirklich so dumm, Ihre Frau mit John Snow bekannt zu machen? Der Mann war ein Erfinder. Ein Genie. Frauen lieben so etwas.«
Reese blitzte Clevenger wütend an.
LeGrand stand auf. »George«,
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