Ausgelöscht
sagte er. »Wir gehen. Auf der Stelle.«
Reese rührte sich nicht.
»Haben Sie auf den ersten Blick erkannt, dass die beiden ein Liebespaar werden würden? Es heißt, so was passiert manchmal – dass es derart offensichtlich ist, von Anfang an.
Lovemaps
nennt man so etwas. Leute, die füreinander bestimmt sind.«
»Halten Sie sich zurück, Frank«, warnte LeGrand.
Reese ballte die Hände zu Fäusten.
»Eine hässliche Geschichte«, fuhr Clevenger unbeirrt fort. »Erst hat er Ihr Geld genommen, dann Ihre Frau. Fünfundzwanzig Millionen, und Grace obendrauf. Das muss schwer zu schlucken gewesen sein. Ich meine, das dürfte man ja wohl als echtes Verlustgeschäft bezeichnen.«
Reese stürzte sich mit einem Satz über den Tisch auf Clevenger. Clevenger versuchte, sich zurückzulehnen, doch Reese packte ihn mit der linken Hand am Jackenkragen, während er mit der rechten ausholte und Clevenger eine satte Gerade auf Lippen und Kinn versetzte.
Clevenger schmeckte Blut. Er starrte Reese an, ohne zurückzuweichen. »Sie sind sehr jähzornig, George. Was hat Grace gesagt, dass Ihnen so die Pferde durchgegangen sind? Hat sie Ihnen gesagt, dass sie Snow liebte, dass sie von ihm schwanger war?«
Reese holte abermals aus und versetzte Clevenger einen Schlag gegen die Stirn.
LeGrand versuchte, Reese vom Tisch wegzuzerren, doch er hatte Mühe, ihn nur auf seiner Seite zu halten.
»Wollte sie das Baby behalten?«, fragte Clevenger. »Wollte in Wahrheit Grace
Sie
verlassen?«
Coady kam ins Zimmer gelaufen und half, Reese vom Tisch wegzuziehen. Er sah Clevenger an. »Das reicht«, donnerte er. »Ich will Sie auf der Stelle in meinem Büro sehen.«
Clevenger rührte sich nicht.
Reese versuchte, sich loszureißen, um sich abermals auf ihn zu stürzen, aber Coady und LeGrand hielten ihn fest.
Clevenger sah forschend in Reeses Augen.
»Warum starren Sie mich so an, Sie Drecksack?«, brüllte Reese. Sein Hals und sein Gesicht waren krebsrot. »Wissen Sie, wie es ist, mit ansehen zu müssen, wie Ihre Frau verblutet? Haben Sie auch nur die leiseste Vorstellung?«
»Raus!«, befahl Coady Clevenger.
Clevenger wartete einen Moment, dann drehte er sich um und ging hinaus.
»Sie werden wegen dieser Sache noch von uns hören«, sagte LeGrand zu Coady. »Was hier geschehen ist, war reinste Schikane, keine Polizeiarbeit. Dr. Clevenger hat das Ganze provoziert.«
Clevenger saß auf Coadys Schreibtischsessel, als dieser hereinkam.
»Was zum Teufel sollte das?«, fragte Coady.
»Er wollte einfach nicht mit der Sprache rausrücken«, antwortete Clevenger. »Also musste ich es auf irgendeine Weise aus ihm herausbekommen.«
Coady setzte sich auf den metallenen Klappstuhl vor seinem Schreibtisch. »Und? Was haben Sie bekommen, abgesehen von einer dicken Lippe?«
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Na wunderbar. Ich hätte dem Polizeichef gern gesagt, dass wir tatsächlich etwas für unser Geld bekommen haben, wenn LeGrand uns auf eine Million Dollar verklagt.«
»Ich habe gesagt, ich wäre nicht sicher, was wir bekommen haben. Ich habe nicht gesagt, dass wir nichts bekommen hätten. Was haben Sie vom Beobachtungsraum aus gesehen?«
»Werde ich jetzt verhört?«, fragte Coady kopfschüttelnd.
»Kommen Sie. Spielen Sie mit.«
»Ich sage Ihnen, was ich nicht gesehen habe. Ich habe nicht gesehen, dass er ein Geständnis gemacht hätte. Ich habe nicht gesehen, dass er eine einzige Frage beantwortet hätte. Ich habe ihn explodieren sehen. Ich habe gesehen, wie Sie ihn provoziert haben, bis er in die Luft gegangen ist.«
»Ja, aber wann?«
»Wann? Als Sie angefangen haben, Sachen über seine Frau zu sagen.«
»Welche Sache genau?«
»Was meinen Sie damit? Dass sie sich mit Snow eingelassen hat?«
Clevenger schüttelte den Kopf. »Nein. Da ist es nicht gewesen.« Er stand auf und begann, hin und her zu laufen.
Coady folgte ihm mit dem Blick. »Spielen Sie hier nicht den Sokrates, Frank. Ich bin keiner von Ihren verdammten Medizinstudenten.«
Clevenger blieb stehen und sah ihn an. »Er ist nicht explodiert, als ich darüber gesprochen habe, dass seine Frau mit Snow geschlafen hat. Das war erst, als ich gesagt habe, dass sie ihn liebte.«
»Na und?«
»Kyle Snow hat mir erzählt, dass er die Enthüllungen über die Affäre – einschließlich Graces Abschiedsbrief – recht gelassen aufgenommen hätte. Beinahe so, als wüsste er, was vor sich ging.«
»Okay … Vielleicht hat er es gewusst. Viele Männer verbeißen sich in dieses
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