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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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Ding mit der Liebe, wenn sie herausfinden, dass ihre Frau sie betrügt. ›Liebst du ihn?‹ Ist das nicht das große Klischee?«
    »Sicher«, sagte Clevenger. »Aber gewöhnlich sind sie, wenn sie das fragen, traurig und nicht wütend. Sie wollen die Frau zurückgewinnen, die Beziehung retten.« Er atmete tief durch. »Er wusste, dass sie zusammen waren, Mike. Was er nicht wusste, war, dass sie einander liebten. Und das war die Sache, die George Reese so wütend gemacht hat, dass er sich auf mich gestürzt hat, und möglicherweise auch so wütend, dass er seine Frau getötet hat.«
    »Und wie genau soll uns das im Moment weiterhelfen?«
    »Es erlaubt mir, mich in ihn hineinzuversetzen«, sagte Clevenger. »Es erlaubt mir, seine Gedanken zu verfolgen.«
    »Klasse, Frank.« Coady rieb sich mit den Handballen die Augen. »Lassen Sie mich Ihnen ein paar Aufpasser besorgen, ja? Sie haben ein geschwollenes Kinn, eine dicke Lippe und eine Beule am Hinterkopf. Sie sollten sich geschlagen geben, bevor es jemand wirklich auf Sie abgesehen hat.«
    »Ich denke, wenn jemand mich wirklich tot sehen wollte, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen und mich mit Ihnen unterhalten.«
    »Wollen Sie dieses Risiko unbedingt eingehen? Ich weiß, dass Sie es geschafft haben, trocken zu werden. Viele von den Jungs hier bewundern Sie dafür. Die Leute sagen, dass Sie auch Ihre Spielsucht besiegt hätten. Aber vielleicht liegen sie da falsch.«
    Clevenger ließ den Kopf hängen und überlegte, warum ihn der Gedanke, einen Leibwächter zu haben, so beunruhigte. Und wie fast immer, wenn es um den Schmerz in unseren Herzen geht, kam er nicht dahinter. Er konnte die Wahrheit nicht erkennen, weil sie zu gewaltig und unmittelbar vor seinen Augen stand. Sie war so groß, wie ihm sein Vater vorgekommen war, wenn er sich, als er noch ein Kind war, vor ihm aufbaute. Und das zu erkennen, hätte bedeutet, sich daran zu erinnern, wie verletzlich und verängstigt er sich damals gefühlt hatte, wie hilflos er gewesen war, wie sehr er Schutz und Liebe gebraucht hätte und wie wenig er davon erhalten hatte. »Mir gefällt die Vorstellung nicht«, erklärte er. »Ich will nicht, dass Billy es sieht.« Er schüttelte den Kopf. Denn er wusste, dass all das keine wirkliche Erklärung war. »Ich will es einfach nicht«, sagte er.
    15 Uhr 50
    Clevenger hatte das Handy im Pick-up gelassen. Er fuhr vom Parkplatz des Bostoner Polizeipräsidiums und wählte die Nummer seiner Voicemail. Billy hatte um 15 Uhr 12 eine Nachricht hinterlassen.
    »Hab gehört, dass du nach mir gesucht hast«, sagte er. »Ich bin jetzt auf dem Weg zur Sporthalle.«
    Das war seltsam, wenn man bedachte, dass die Operation an dem neunjährigen Mädchen bis in die Nacht hatte gehen sollen. Clevenger fragte sich, ob die Tatsache, dass er beim OP vorbeigekommen war, Billy den Spaß verdorben hatte, weil er sich daraufhin vor Heller wie ein kleines Kind vorgekommen war. Er wählte die Nummer von Billys Handy, aber es meldete sich niemand. Er entschied, zur Sporthalle zu fahren und nach ihm zu sehen.
    Als er hereinkam, war Billy im Ring und trieb seinen Gegner gerade in eine Ecke. Der andere Junge war schlaksig, aber drahtig und wenigstens einen halben Kopf größer als Billy. Er setzte einen Schlag, der Billy an der Seite des Kopfs traf, dann einen weiteren, der zielgenau auf der Nase landete.
    Billy ließ nicht locker.
    Clevenger lehnte sich gegen die Ytong-Wand und grüßte Buddy Donovan, Billys Trainer, mit einem Nicken.
    Donovan nickte zurück.
    Der andere Junge war gegen die Seile zurückgewichen. Er bewegte den Oberkörper leicht geduckt hin und her, während Billy eine schnelle Folge von linken und rechten Geraden abfeuerte, die meisten davon ziellos. Als sich dem anderen Jungen die Chance bot, revanchierte er sich und punktete mit zwei schnellen Haken.
    Clevenger wartete auf die unausweichliche, ungebändigte Explosion, mit der Billy gewohnheitsmäßig einen Kampf beendete.
    Der andere Junge schlug mit einem rechten Haken zu, der satt die Seite von Billys Hals traf.
    Billy machte einen Schritt zurück.
    Donovan sah zu Clevenger und zuckte mit den Achseln. Er trat dichter an den Ring. »Was soll denn das werden, Bishop?«, rief er. »Du hast ihn da, wo du ihn haben willst. Worauf wartest du?«
    Billy holte zu einigen halbherzigen Schlägen aus. Zwei trafen und zwangen seinen Gegner abermals, in Deckung zu gehen. Aber hinter keinem der beiden schien wirkliche Wucht zu stecken. Dann wich Billy

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