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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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außerstande sein würde, ohne Snow weiterzuleben. »Sich in Alkohol zu ertränken ist auch keine Lösung«, erklärte er Heller. »Es gibt eine Menge Leute, die auf Sie zählen.«
    Heller lächelte. »›Jet Heller setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um Leben zu retten.‹« Er lachte grimmig.
    Einen Moment lang sagte Clevenger nichts. »Ich bin nicht sicher, ob jetzt der beste Zeitpunkt ist, um mit Billy über das, was passiert ist, zu sprechen«, gab er schließlich zu bedenken.
    »Ich bin im Moment nicht gerade das beste Vorbild, was?« Er nickte. »Da haben Sie wohl Recht.« Er stand auf. »Wissen Sie, es mag Ihnen nichts bedeuten, aber ich glaube, ich verstehe, warum Sie tun, was Sie tun.«
    »Könnten Sie mir das vielleicht etwas näher erklären?«, sagte Clevenger und stand ebenfalls auf.
    »Ganz einfach. Das Krankheitsmodell. Wenn Sie das Pathogen finden können, das für einen Mord verantwortlich ist – wenn Sie die verkorkste Person identifizieren können –, können Sie vielleicht einen anderen ehrbaren Menschen vor dem Tode retten. Und das ist unser Lebenszweck, Frank. Der Kampf gegen den Sensenmann. Tagein, tagaus. Heute hat er gewonnen. Und er hat gewonnen, als irgendein Ungeheuer John Snow mit einer Kugel in die Brust niedergestreckt hat. Aber wenn Sie herausfinden können, wer ihn ermordet hat, wenn Sie jenes Pathogen isolieren, dann können Sie es auslöschen.«
    »Oder es unter Quarantäne stellen. Ins Gefängnis stecken.«
    »Das ist nicht Gottes Sichtweise der Dinge, mein Freund. Auge um Auge. Das ist der einzige Weg, die Schlacht zu gewinnen. Man darf keine Angst haben, das bösartige Geschwür herauszuschneiden.«
    Es war Clevengers Überzeugung, dass die Guten auf einem höheren moralischen Niveau operieren mussten als die Mörder – schon allein, damit die Gesellschaft auseinander halten konnte, wer wer war. Aber er wusste, dass dies weder die Zeit noch der Ort war, um sich über Gesellschaftspolitik zu streiten. »Ich sehe es nicht so«, entgegnete er und beließ es dabei.
    »Das war mir klar«, erwiderte Heller. »Dr. Ghandi.« Er schwankte und fing sich wieder.
    »Warum bleiben Sie nicht hier und schlafen auf der Couch?«
    Heller schüttelte den Kopf. »Unten wartet ein Taxi auf mich. Ich bin okay.« Er hielt Clevenger die Hand hin. »Gute Nacht, mein Freund.«
    Clevenger drückte die Hand, ließ sie dann wieder los. »Ich erkläre Billy die Sache mit dem Mädchen.«
    »Sie haben Glück«, sagte Heller. »Dass Sie sein Vater sind. Was für eine wunderbare Sache. Ich hab mir nie viele Gedanken über Kinder gemacht. Wenn ich mir Billy so anschaue, frage ich mich, ob das vielleicht ein Fehler war.«
    Clevenger wusste, dass Heller betrunken war, aber selbst der Alkohol erklärte nicht diese schon irrational klingende Zuneigung. Heller kannte Billy erst seit ein paar Tagen. »Kommen Sie gut nach Hause«, sagte Clevenger.
    »Okay.« Heller drehte sich um, ging zur Tür und öffnete sie. »Sagen Sie Billy, dass es mir Leid tut. Ich werde es wieder gutmachen.«
    »Ich bin sicher, dass er weiß, dass es nichts gab, was Sie tun konnten.«
    »Danke«, sagte Heller. Er ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Clevenger ging zu Billys Zimmer. Er wollte gerade anklopfen, als die Tür aufging.
    Billy stand vor ihm. Seine Unterlippe bebte.
    »He, Kumpel«, sagte Clevenger. »Hast du alles mit angehört?«
    »Ich hab mich nicht gelangweilt,« brachte Billy heraus und kämpfte mühsam gegen die Tränen an.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich hab mich im OP nicht gelangweilt.«
    »In Ordnung …«, sagte Clevenger. »Was war es dann?«
    Eine Träne kullerte über Billys Wange. »Ich … ich hatte Angst. Ich hatte Angst um das kleine Mädchen.«
    Clevenger bekam eine Gänsehaut. Was das Aufwachsen mit einem sadistischen Vater, der Tod einer Schwester, Straßenkämpfe mit unzähligen doppelt so alten Jungs und zahllose Kämpfe im Ring nicht hatten bewirken können, zwei Besuche im OP mit Jet Heller hatten es geschafft: Billy empfand Angst, und nicht nur um sich, sondern um einen anderen Menschen. Er hatte Mitgefühl mit einem anderen Menschen. Das war praktisch ein Wunder. Vielleicht hatte Gott Jet Heller an jenem Tag tatsächlich in den OP begleitet. Vielleicht war das kleine Mädchen auf dem Operationstisch nur einfach nicht diejenige gewesen, der er Heilung bringen sollte. »Komm her«, sagte Clevenger. Er streckte die Arme aus.
    Billy ließ sich von ihm in die Arme nehmen und vergrub sein Gesicht

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