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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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an Clevengers Schulter.
    Clevenger drückte ihn fest an sich.
    »Wie kann so etwas passieren?«, fragte Billy schluchzend. »Sie war noch so klein.«
    Clevenger wollte ihm eine Antwort geben, wollte Billy vor der Tatsache beschützen, dass der Tod wahllos vorging, dass Entropie eine der gewaltigsten Kräfte im Universum war, dass selbst die Liebe der aufopferndsten Eltern ein unschuldiges Kind nicht vor einem Aneurysma oder Krebs oder einem Autounfall oder Mord bewahren konnte. Clevenger wollte ihn behüten, aber er liebte ihn zu sehr, um ihn zu belügen. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Ich wünschte, ich könnte es dir sagen, Billy. Aber ich weiß es nicht.«

16

    20 Uhr 37
    Clevenger verließ das Loft, um sich mit Whitney McCormick im Four-Seasons-Hotel zu treffen. Er stieg in den Pick-up, dann bemerkte er ein Stück Papier, das unter dem Scheibenwischer steckte. Er stieg wieder aus und griff danach.
    Es war eine Karte in einem nicht zugeklebten Umschlag, auf dem in purpurner Tinte sein Name geschrieben stand. Die Vorderseite war ein Aquarell von einem Regenbogen. Er klappte die Karte auf und sah eine Nachricht, ebenfalls in purpurner Tinte und unterschrieben von Lindsey Snow:
    Dr. Clevenger,
    ich erwarte nichts von Ihnen. Ich werde Ihnen nicht nachlaufen. Ich möchte nur, dass Sie wissen, wie nah ich mich Ihnen fühle. Ich glaube nicht, dass es eine Vater-Tochter-Sache oder irgend so etwas Wirres ist. Ich glaube nicht, dass es irgendetwas damit zu tun hat, dass ich meinen Vater verloren habe.
    In meinem Herzen bin ich sicher, dass wir dazu bestimmt sind, einander nah zu sein.
    Manchmal wissen Menschen solche Dinge, oder nicht?
      Ihre
      Lindsey
    Lindseys Versicherungen, dass ihre Gefühle für Clevenger nichts mit ihren Gefühlen für ihren Vater zu tun hatten, waren eine klassische Leugnung. Die Verbindung war so deutlich, dass sie sie nicht nur einmal, sondern zweimal abstreiten musste, und das im allerersten Absatz.
    Clevenger steckte die Karte in die Jackentasche und stieg wieder in den Wagen. Er schätzte, dass es morgen früh an der Zeit war, den Snows einen Besuch abzustatten, um zu sehen, ob er mit etwas Druck auf Lindsey, Kyle und Theresa Snow nicht die eine oder andere neue Offenbarung in Bezug auf den Fall erhalten konnte.
    Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn herum. Er hörte ein hohles Klicken. Er versuchte es noch einmal, dann hörte er unter der Haube ein Geräusch, das wie ein Peitschenknall klang. Sein Instinkt sagte ihm, schnellstens das Weite zu suchen. Er stieß die Tür auf und warf sich mit einem Satz auf den Boden.
    Der Pick-up explodierte.
    Ein Ärmel seiner Jacke brannte. Er wälzte sich auf dem Pflaster, um die Flammen zu löschen. Dann sah er zurück zu dem Wagen und sah eine mehrere Meter hohe Rauchwolke emporschießen. Die Motorhaube und die Fahrerkabine waren schwarz verkohlt. Die Windschutzscheibe war geborsten.
    Billy kam aus der Eingangstür des Gebäudes gerannt und kniete sich neben ihn. Er sah sich panisch um. »Was zum Teufel …? Bist du verletzt?«
    Clevenger bewegte nacheinander die Beine, dann die Arme. Er strich sich mit den Fingerspitzen über das Gesicht, tastete nach Blut. Nichts. »Nein. Alles in Ordnung.«
    »Was ist passiert?«, fragte Billy.
    »Jemand wollte mir sagen, dass ich auf der richtigen Spur bin«, sagte Clevenger.
    »Denkst du, dass das jemand von John Snows Unternehmen getan hat? Die bauen doch Bomben und so, oder nicht?«
    Clevenger wurde abermals von dem Drang übermannt, Billy so weit wie möglich von den Ermittlungen fern zu halten. »Ich habe keine Ahnung, wer das getan hat«, erklärte er. »Ich bin nur froh, dass derjenige seine Sache nicht besser verstanden hat.« Ihm fiel die Karte in seiner Tasche ein – von Lindsey. Er erinnerte sich daran, dass Kyle unter anderem wegen einer Bombendrohung gegen sein Internat verhaftet worden war. Aber dann meldete sich noch eine andere Erinnerung – J. T. Hellers sonderbare Feststellung, dass er sich einen Sohn wie Billy wünschte. Konnte es sein, dass Heller eine Abkürzung nehmen wollte, um Billy für sich zu gewinnen? Oder war dieser Gedanke nur eine paranoide Projektion von Clevengers eigener Eifersucht und Rivalität?
    Der Gedanke ließ sich nicht vertreiben. Und er zog andere nach sich. Warum hatte Clevenger nie gefragt, wo genau Heller in den Minuten gewesen war, bevor man John Snow in die Notaufnahme des Mass General geschoben hatte? War es bloßer Zufall, dass Heller

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