Ausgeloescht
ist eine unsichere Sache; deshalb wird er die Opfer so schnell wie möglich in sein Versteck bringen wollen.«
»Städtische Umgebungen erscheinen mir riskant«, sage ich.
»Ja und nein. In Wohngebieten neigen die Menschen zu größerer Aufmerksamkeit. Wenn er entschieden genug vorgeht - und das tut er offenbar -, sind städtische Umgebungen in vieler Hinsicht sogar besser. Man hat Highways, man hat Straßen. Zur richtigen Tageszeit kann man binnen einer Dreiviertelstunde jeden Punkt innerhalb von Los Angeles erreichen.«
»Das stimmt«, sagt James. »Die Entführungen fanden am frühen Abend statt, nach Ende der Stoßzeiten.«
»So ist es«, sagt Cooper. Er blättert in seinen Papieren, scheint für einen Moment den Faden verloren zu haben. »Da haben wir es ja«, fährt er fort. »Er dürfte Eigentümer der Grundstücke sein, die er benutzt. Auf keinen Fall will er sich mit einem neugierigen Vermieter herumschlagen. Das Opfer, diese Frau, sprach von Betonwänden. Das deutet nicht auf Büroräume hin, obwohl er das Gebäude gekauft und nachträgliche Änderungen vorgenommen haben könnte.« »Und damit hätte er eine Spur hinterlassen«, sagt James.
»Das habe ich mir auch gesagt. Wenn ich so etwas tun wollte - und vergessen Sie nicht, dass wir nun das Gebiet der reinen Spekulation betreten -, würde ich ein Stück Land kaufen und mir mein eigenes kleines Lagergebäude bauen.«
»Eine private Einlagerungsfirma?«, frage ich.
»Ja. Man baut so ein Gebäude, macht aber keine Werbung, und das Büro vorn im Gebäude hat immer geschlossen. Niemand macht sich Gedanken, wenn solch ein Gebäude selten aufgesucht wird oder wenn zu ungewöhnlichen Tages- und Nachtzeiten Besucher kommen. Gebäude dieser Art sind meist umzäunt, und man kommt mit einem Auto auf das Grundstück, ohne dass jemand einen beobachten kann. Überwachungskameras sind dort nichts Ungewöhnliches.«
»Oder Klimakontrollen«, fügt James hinzu. »Die teureren Hersteller bieten sie optional an, für Leute, die klimaempfindliche Besitztümer unterbringen wollen. Gemälde zum Beispiel, oder Bücher.«
»Das ergibt Sinn«, gestehe ich.
Cooper zuckt mit den Schultern. »Aber ich fürchte, hier endet meine Weisheit. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen weiterhelfen konnte, und letzten Endes habe ich mehr Spekulationen als bestätigte Tatsachen geliefert, aber Sie haben gefragt, ich habe geantwortet.«
Ich schaue auf die Weißwandtafel, ohne sie zu sehen. Mein Blick geht in die Ferne.
Fachmännisch,
lese ich.
Folter,
denke ich.
Entschieden.
Irgendetwas klopft in meinem Innern an, möchte zum Vorschein kommen.
»Ich kenne diesen Blick«, sagt Earl. »Was geht Ihnen durch den Kopf, Agentin Barrett?«
»Ich denke an einen Mann, der eine hundertprozentige Erfolgsquote bei seinen Entführungen hat. Er folgt seiner Beute und lernt ihren Tagesablauf kennen, und dann schnappt er sie sich. Mir geht etwas durch den Kopf, das Sie sagten. Dass er entschieden vorgeht. Selbstsicher.« Ich sehe Cooper an. »Ausgebildet?«
James antwortet als Erster. »Möglich. Diese Entführungen sind präzise ausgeführt. Ein solches Können hat man nicht von Natur aus.«
Earl zwirbelt seinen Schnauzbart. »Militär? Polizei?«
»Möglich«, sagt James. »Eine gute Vermutung.«
»Wir werden sehen.« Ich reiche Cooper zum Abschied die Hand, und er schüttelt sie. »Vielen Dank, Sir.«
»War mir ein Vergnügen. Was tun Sie als Nächstes, wenn Sie mir die Frage gestatten?«
»Ich werde mit jemandem sprechen, der genau das tun könnte, was unser Täter tut, ohne ins Schwitzen zu kommen.« »Ist er Exsoldat?«
»Sie ist eine Ex-Ich-weiß-nicht-was.«
Kapitel 28
Kirby kommt in mein Büro und setzt sich, ohne dass ich ihr einen Stuhl angeboten hätte. Sie trägt Jeans, ein weißes Button-down-Hemd und Tennisschuhe. Sie legt die Füße auf den Schreibtisch und kaut lächelnd ihr Kaugummi.
»Ich brauche die Perspektive eines Profis«, sage ich. »Eines Profis für was?«, fragt sie.
Ich kann nicht sagen, ob sie mich veräppelt. Kirby lebt in ständiger Unbekümmertheit, und wie gewöhnlich schimmert der einzige Hinweis auf das, was in ihr vorgeht, nur ganz kurz in ihren Augen. Eine gewisse Wachsamkeit. Eine gewisse Leere.
»Privatdetektivin«, antworte ich. »Killerin. Egal.«
Sie grinst. »Ach so. Na dann, schieß schon los.«
»Wir jagen jemanden, der militärisch ausgebildet sein könnte. Es ist nur eine Theorie, aber ich würde gerne wissen, was du davon
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