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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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hältst.« Ein Hauch von Interesse. »Erzähl mir von ihm.«
    Ich berichte ihr, was wir über Dali wissen. Kirby gehört keiner Polizeiorganisation an und keinem Geheimdienst, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie in ihrer Vergangenheit eine Sicherheitsstufe besessen hat, von der ich nicht einmal ahne, dass es sie überhaupt gibt. Sie stellt keine Zwischenfragen, hört nur aufmerksam zu. Als ich fertig bin, legt sie den Kopf in den Nacken und starrt Kaugummi kauend an die Decke.
    »Na ja«, sagt sie schließlich, »ich würde dir recht geben, dass er ausgebildet sein könnte. Entführungen aus städtischer Umgebung - so schnell und gekonnt, dass er nie gefasst oder auch nur bemerkt wird?« Sie nickt. »Da ist jemand sehr tüchtig. So etwas könnte man bei den Special Forces lernen, auch wenn die Möglichkeit besteht, dass er direkt in den privaten Sektor gegangen ist, so wie ich.«
    »Wie meinst du das?«
    »In diesen Bereichen des Militärs sind die Leute komisch, was Frauen angeht. Es steht so im Gesetz. Keine Weibchen erlaubt. Aber ich wusste schon in meiner frühen Kindheit, was ich tun wollte. Und wenn man besonders motiviert ist, so eine Ausbildung zu bekommen - die Ausbildung zum Kidnappen, Verhören und Töten -, kriegt man sie auch, sofern man bereit ist, dafür zu zahlen.«
    »Und wo erhält man diese Ausbildung?«
    »Zentral- und Südamerika. Nahost. Israel. Mann, sogar hier in den guten alten USA. Die CIA hat dafür das eine oder andere Programm, aber dazu muss man für meinen Geschmack ein bisschen zu stramm konservativ sein.«
    »Nehmen wir an, unser Täter hatte den militärischen Weg eingeschlagen. Wie lange dauert so etwas?«
    Kirby denkt darüber nach. »Wenigstens vier Jahre nach Eintritt in die Army. Du müsstest der perfekte Soldat sein, tipptopp in Form, und diverse körperliche und psychologische Tests bestehen. Und selbst wenn dir das gelingt, hast du noch nicht die Garantie, dass sie dich nehmen.«
    »Und wo würde man am ehesten für Entführungen ausgebildet?«
    »Wer weiß? Die Wahrheit ist, es könnte jeder sein, je nachdem, wofür du eingesetzt wirst. Ganz zu schweigen davon, dass jemand bei den Green Berets zum Beispiel immer von der CIA ausgesucht werden könnte.« Sie grinst. »Am Ende sind sie alle eine einzige große, glückliche Familie. Gemeinsame Ziele und der ganze Scheiß.«
    Ich überdenke, was sie gesagt hat, und füge es in mein derzeitiges Bild von Dali ein.
    »Wir wissen, dass er seit wenigstens fünfzehn Jahren aktiv ist, wahrscheinlich länger«, überlege ich laut. »Wenn er ins Militär eingetreten ist, ehe er seine gegenwärtige Karriere als Entführer begonnen hat, müsste er ... wie alt sein? Fünfund vierzig? «
    »Wenn er Glück hatte.«
    »Die Frage ist, hat er beschlossen, sich ausbilden zu lassen, damit er seinen derzeitigen Job ausüben kann? Oder kam ihm diese Idee erst nach der Ausbildung?«
    »Meiner persönlichen Erfahrung nach wissen Leute wie Mr. Superspinner und ich schon in zartem Alter, was wir sind.«
    Ich neige den Kopf zur Seite. »Du meinst, ihr seid euch ähnlich?«
    »Pah! Auf keinen Fall ist er so gut wie ich.«
    Ich lächle. »Es muss noch mehr Unterschiede geben.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wieso bist du so sicher?«
    »Aus zwei Gründen. Erstens, ich vertraue dir meine Tochter an. Zweitens, du würdest nie Dinge tun, wie sie Heather Hollister angetan wurden, einer Unschuldigen, einer Mutter. Du hast Grenzen, Kirby.«
    Sie mustert mich mit ihren blauen Augen, die so oft tot und kalt sind. »Einmal, in Südamerika«, sagt sie dann in einem Tonfall, in dem man über das Wetter spricht, »wurde das Team, zu dem ich gehörte, von einer paramilitärischen Einheit gefangen genommen. Ich war vor dem Überfall auf Spähtrupp gewesen, deshalb erwischten sie mich nicht. Einer von ihnen blieb zurück, um seinen Kumpels den Rücken zu decken.« Sie blinzelt. »Sein Fehler. Ich habe ihn mir geschnappt. Ich musste von ihm wissen, wo seine Freunde waren, aber ihm gefiel die Idee nicht, also habe ich ihm mit einer Kneifzange die Zähne gezogen, bis er es sich anders überlegt hat.« Sie grinst, und ich zwinge mich, nicht zusammenzuzucken. Mich bestürzt weniger, was sie sagt, als vielmehr der Mangel an Irrsinn in ihren Augen. Kirby ist bei allem, was sie tut, immer voll da.
    »Er war zäh. Er hielt zehn Zähne lang durch. Der Marathon-Mann ist ein Wicht dagegen. Dann sagte er mir, was ich wissen wollte, und ich jagte ihm eine Kugel in den

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