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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Kopf.« Ihr Blick geht in die Ferne. »Ich fand seine Kumpels und stellte fest, dass sie mein Team hingerichtet hatten.« Sie zuckt mit den Schultern. »Also habe ich sie ebenfalls hingerichtet. Alle zehn. Ich brauchte fünf Tage, um sie durch den Dschungel zu verfolgen. Sie nachts auszuschalten, einen zu erwischen, während er Pipi machte, andere, wenn sie schliefen. Einer von ihnen schrubbte sich seine kleine Nudel, als ich mich von hinten an ihn heranschlich. Er konnte höchstens sechzehn sein. Ich ließ ihn fertigschrubben und sah dann zu, wie er bettelte und weinte wie ein Baby, bevor ich ihm das Hirn rausgepustet habe.«
    Sie grinst, und es ist wieder ein normales Kirby-Lächeln. In den blauen Augen, die noch vor einer Sekunde so tot und leer gewesen sind, funkelt der Schalk.
    Ich habe in schlecht beleuchteten Räumen gesessen und über den Tisch einem Mann in die Augen geblickt, der Kinder erdrosselt hatte, während ihre Mütter zuschauen mussten. Ich habe zugesehen, wie Psychos unwillkürliche Orgasmen hatten, während sie mir die widerlichsten Einzelheiten über Vergewaltigungen und Morde erzählten. Diese Menschen haben eine kalte Finsternis in sich, einen schrecklichen Ernst, der nicht gespielt werden kann. Kirby ist Kirby, und ich mache mir keine Illusionen, was sie ist, aber ich weiß auch, was sie nicht ist.
    Ich strecke die Hand vor und tätschle ihr die Wange. »Du magst verkorkst sein, Strandhase, aber du bist kein schlechter Mensch.«
    Ein Moment der Stille folgt, ein Tropfen Zeit, in dem ich einen Sekundenbruchteil lang glaube, so etwas wie Dankbarkeit in ihren Augen aufblitzen zu sehen. Dann grinst sie mich an und tut so, als müsste sie sich Schweiß von der Stirn wischen. »Das nimmt mir eine große Last von den Schultern.« Sie steht auf. »Sind wir fertig, Boss-Lady?« »Wir sind fertig.«
    »Wir sehen uns auf der B-Seite.« Damit geht sie und lässt etwas Merkwürdiges zurück, das zwar nicht böse, aber furchteinflößend ist. Mein Handy klingelt. »Barrett.«
    Es ist Alan. »Einer hat angebissen.«
     
    »Der Typ nennt sich Dali«, sagt Alan. »Er hat Leo eine Privatmitteilung geschickt.« Hasst du deine Exfrau?, tippt Dali. Er fragt es ohne Einleitung oder Vorstellung.
    »Was soll ich antworten?«, fragt Leo. Er spricht leise, im Flüsterton. Ich verstehe es. Dali kann uns nicht hören, aber dieses Verhalten sitzt zu tief.
    »Ich weiß nicht«, sagt Alan. »Da stimmt was nicht. Es geht zu schnell. Smoky?«
    Alan hat recht. Alles, was wir über Dali erfahren haben, sagt uns, dass er vorsichtig ist, ein Planer, getrieben von kühler Vernunft, nicht von heißem Verlangen. Leo ist noch keine vierundzwanzig Stunden auf dieser Site angemeldet. Weshalb die Eile?
    »Vielleicht liegt es an deiner Geschichte«, sage ich. »Mist. Ich weiß es auch nicht. Mach langsam. Antworte ihm mit einer Frage.« »Welcher denn?«
    »Vertraue deinem Instinkt«, sagt Alan. »Nur keine Bange, Leo, ich sag dir schon Bescheid, wenn du Gefahr läufst, die Sache zu vermasseln.«
    Einen Herzschlag lang herrscht Stille. Dann höre ich, wie Leo tippt.
    Warum willst du das wissen?
    Gut gemacht, Leo, geht es mir durch den Kopf.
    Ich befreie Männer aus den Kerkern der Frauen. Ich versuche herauszufinden, ob du ein Mann bist, der befreit werden will.
    Woher willst du wissen, dass ich befreit werden muss?
    Ich habe deine Geschichte gelesen. Sehr bewegend. Aber zwischen Gefangensein und dem Wunsch, befreit zu werden, besteht ein gewaltiger Unterschied. Dazu braucht es eine Entscheidung.
    Was soll das sein? Ein Selbsthilfeangebot? Willst du mir erklären, wie ich mein inneres Glück finde oder so etwas?
    Ich bin nur ein Problemloser. Na komm schon, beantworte die Frage: Hasst du deine Exfrau?
    »Spiel mit«, sagt Alan. »Aber warte noch kurz. Zögere, bevor du dich darauf einlässt.«
    Drei oder vier Sekunden vergehen; dann tippt Leo seine Antwort. Ja.
    Ja was?
    Ja, ich hasse sie.
    Warum?
    Du hast meine Geschichte doch gelesen. Ich dachte, das wäre offensichtlich.
    Für die Geschichte hast du dir Zeit genommen, hast darüber nachgedacht, ehe du sie geschrieben hast. Ich möchte etwas Unmittelbares. Das ist der schnellste Weg zur Wahrheit, habe ich herausgefunden. Ich frage noch einmal, und diesmal antworte, ohne lange darüber nachzudenken. Wieso hasst du deine Exfrau?
    Leo wartet. Dann schreibt er:
    Weil sie mich kaputt gemacht hat.
    »Gut«, ermutigt Alan ihn.
    Wie hat sie das angestellt? Erklär mir, was du mit »kaputt«

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