Ausgeloescht
meinst.
»Das ist nicht so einfach, wie ich dachte«, sagt Leo.
»Du schlägst dich großartig«, ermuntere ich ihn. »Lass dich auf das Spiel ein. Antworte ihm als Robert Long.«
Ehe sie mich sitzen ließ und mein Kind ermordete, beginnt er, habe ich an die Liebe geglaubt. Jetzt ist es anders. Ich werde nie wieder einfach so lieben können. Ich werde immer misstrauisch sein. Ich werde immer Angst haben, jemandem zu vertrauen.
Was war schlimmer? Dass sie ihre Liebe ohne Warnung widerrufen hat oder dass sie dein ungeborenes Kind abgetrieben hat?
Leo zögert nicht.
Hätte sie mich wirklich geliebt, hätte sie unmöglich tun können, was sie getan hat. Verstehst du, was ich meine? Das bedeutet, dass alles eine Lüge war. Unsere Liebe war eine Lüge. Das tut am meisten weh.
Danke.
Wofür?
Dass du ehrlich bist. Das ist der Grund, weshalb ich dich überhaupt kontaktiert habe. Diese Ehrlichkeit. Sie war der Geschichte anzumerken, die du gepostet hast.
Ich habe nur geschrieben, was ich empfunden habe.
Ich will dir noch eine Frage stellen. Sie ist rein hypothetisch.
In Ordnung.
Was würde es dir einbringen, wenn deine Exfrau weg wäre? Weg wäre? Du meist, wenn sie tot wäre?
Nein, nein. Ich meine es wörtlich. WEG. VERSCHWUNDEN. Wenn Aliens landen und sie in ihrem Raumschiff mitnehmen würden. Was würde es dir einbringen, emotional oder sonst wie?
Na ja, ich denke, ich würde unser Haus bekommen. Wir stehen beide noch auf der Hypothek und im Grundbuch. Das wäre was.
Was noch?
»Geh es jetzt ganz langsam an«, warnt Alan. »Schreib nichts von der Lebensversicherung. Schreib etwas über die emotionale Seite.« Irgendwie glaube ich Leo wartet ein wenig und lässt sich von Dali zu einer Antwort drängen. Was?
Dass ich erleichtert wäre, wenn sie weg wäre, unglaublich erleichtert. Wir sind nicht zusammen, aber ich weiß, dass sie noch hier ist, in der gleichen Stadt. So unwahrscheinlich es ist, es ist möglich, dass ich ihr in einem Geschäft begegne oder auf dem Freeway an ihr vorbeifahre. Wir sind nicht zusammen, aber ich spüre ihre Gegenwart. Würde sie verschwinden, würde mir eine Last abgenommen.
Das verstehe ich.
Toll. Nur kann ich mir nichts dafür kaufen. Du wärst vielleicht überrascht.
Wovon?
Über die Lösungen, die ich dir anbieten kann. Aber darüber reden wir jetzt noch nicht. Dazu ist es zu früh. Ich will dir eine Kleinigkeit dalassen, etwas, das dir zeigt, dass ich es ernst meine und nicht bloß irgendein Irrer im Internet bin.
Na los.
Fühle dich nicht bedroht von dem, was ich als Nächstes sage. Ich bin ein Freund, kein Feind,.
Was immer du meinst, »Freund«. LOL . Ich weiß, wer du bist, Robert Long.
»Heilige Scheiße, das ging aber schnell«, wundert sich Leo. »Wie hat er das geschafft?«
»Setz deinen Schock in Worte um und schau dir an, was sich tut.«
Was ist denn das jetzt?, tippt Leo. Woher weißt du, wer ich bin? Ich dachte, das ist alles anonym hier!
Ist es auch, Robert, ist es auch. Niemand sonst, mit dem du hier geredet hast, kennt deinen Namen. Ich kenne ihn, weil ich bin, wer ich bin, und weil ich tue, was ich tue. Vergiss nicht, was ich vorhin gesagt habe: Ich habe es dir nicht gezeigt, um dich einzuschüchtern. Ich zeige es dir als Beweis.
Beweis wofür?
Als Beweis dafür, dass ich von der wirklichen Welt spreche, wenn ich mit dir rede. Wir lernen uns online kennen. Aber wenn wir in Zukunft reden Plötzlich hört er auf zu schreiben. Dali?
»Was ist da los?«, murmelt Alan.
»Vielleicht muss er ans Telefon oder so etwas«, sagt Leo. Ich muss weg, tippt Dali schließlich. Wiedersehen.
Können wir wieder reden?
Keine Antwort.
Dali?
Dalis Name verschwindet von Bildschirm. »Verdammt«, sagt Leo. »Er hat sich ausgeloggt.«
»Seltsam, dass er ausgerechnet in dem Augenblick abbricht, in dem du angebissen hast«, sage ich.
»Interessanter Einblick, wie er seine Kunden pflegt«, murmelt James hinter mir. Erschrocken zucke ich auf dem Stuhl zusammen.
»Himmel, James! Wie lange schaust du schon zu?«
»Ich habe alles gesehen. Er ist sehr geschickt und sehr klug. Hast du bemerkt, was er da macht? Er horcht den potenziellen Kunden aus. Er achtet sehr darauf, nicht von Tod oder Mord zu sprechen. Alles ist nur ein Traum, ein Was-wäre-wenn.«
»Auf diese Weise erfährt er von ihren Wünschen, ohne sie zu beunruhigen.«
»Da steckt noch mehr dahinter. Er nimmt in der Beziehung sofort den Platz der dominanten Persönlichkeit ein, aber er gibt sich den Anstrich
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