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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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du verstanden, was ich dir gesagt habe?«
    »Ja.«
    »Sehr gut. Ich bringe ihn in Kürze herein. Er bleibt mit dem Gesicht nach unten auf dem Tisch liegen. Ich nehme ihm die Augenbinde ab, damit er dich sehen kann. Dann bringe ich dich zu ihm hinüber, sodass du neben seinem Tisch stehen kannst. Deine Füße werden gefesselt sein, deine Handgelenke an seinen Tisch gekettet. Hast du verstanden?«
    Zeit, Zeit, ich brauche mehr Zeit!
    »Ja, ich habe verstanden.«
    Seine Antwort besteht darin, dass er mich zurücklässt, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Er geht, um Leo zu blenden und zu betäuben.
Was soll ich tun?
    Die Panik lähmt mich beinahe, doch ich wehre mich dagegen.
Was sind die Faktoren? Zähl sie auf.
    »Erstens«, flüstere ich. »Er meint, was er sagt. Zweitens: Ich kann entscheiden, ob es Leo trifft oder mich selbst. Wenn ich keine Entscheidung treffe, erwischt es mich.«
    Und das war es auch schon. Weitere Faktoren gibt es nicht.
Was soll ich tun, Baby? Bitte, sag es mir. Hilf mir.
    Baby antwortet nicht, und ich kann weder die Blumenwiese noch das Licht bewegen, hinter meinen Augen zu erscheinen. Ich suche nach Worten aus dem Munde von Barnaby Wallace, die zu der Situation passen, doch alles, was ich finde, ist nackte Angst.
    Leos Gesicht tritt mir vor Augen, ein Bild, das in schmerzhafter Klarheit erstrahlt. Ich sehe ihn lächeln in dem Flugzeug, in dem wir uns vor ein paar Jahren kennengelernt haben, ein junger Mann mit Ohrring, der darum kämpfte, nicht in dem Establishment aufzugehen, für das er arbeitete, und der erfüllt war von dem Leben, das vor ihm lag. Er kam voller Schwung in unseren Dunstkreis und verließ uns als weiser, ernster Mensch. Was wir ihm enthüllten, ließ ihn reifen, vielleicht zum Besseren, wahrscheinlich zum Schlimmeren.
Er ist hier, weil er mich kennt.
    Ich bin schlecht für junge, unschuldige Menschen. Tauben setzen sich auf meinen Finger und fallen tot herunter. Matt und Alexa haben den Preis dafür bezahlt, mich zu lieben. Alan vielleicht ebenfalls. Werde ich mir mit Leo mein Leben erkaufen? Wird er für mein Baby mit seinem Verstand zahlen?
    Das Geräusch leiser Schritte, das von der Tür kommt, reißt mich aus meinen Gedanken. Dali trägt Wanderschuhe, doch er bewegt sich wie eine Katze. Wahrscheinlich ist Leo nackt, und seine bloßen Füße sind auf dem Betonboden nicht zu hören.
    »Leg dich auf den Tisch, Nummer sechsunddreißig.«
    Leo murmelt etwas und - nehme ich jedenfalls an - gehorcht. Ich frage mich, was Dali uns da eigentlich injiziert. Ich hatte immer angenommen, er müsse uns hierher tragen.
    Ketten klirren. Erneutes Gemurmel. Stille. Dann wieder leise Geräusche auf Stein, die sich mir nähern. Dali nimmt mir die Augenbinde ab. Ich starre Leo an. Seine Augen sind nur halb geöffnet, der Mund steht weit offen. Speichel rinnt ihm aus dem Mundwinkel.
    »Ich bringe dich jetzt zu ihm. Bist du bereit?«
    »Ja.«
    Er öffnet meine Fußschellen und entfernt die Riemen um meine Taille.
    »Ich mache jetzt deine Hände los. Du wirst dich in eine sitzende Haltung aufrichten, während ich hinter dir stehe. Ich halte einen Elektroschocker in der Hand. Wenn du zu fliehen versuchst oder eine Bewegung machst, die mir nicht gefällt, verpasse ich dir eins, kette dich wieder an den Tisch und bestrafe dich eine Stunde lang. Hast du verstanden, Nummer fünfunddreißig?«
    »Ja.«
    Mir fehlt die Zeit, mich über seine Gleichgültigkeit aufzuregen. Ich kann den Blick nicht von Leo nehmen.
    Dali löst meine Handschellen. »Setz dich auf.«
    Ich gehorche. Mir kommt der Gedanke, dass mir meine Nacktheit mittlerweile fast gleichgültig ist.
    Er packt mich mit einer Hand im Nacken. »Steh auf.«
    Ich erhebe mich und schwanke ein wenig. Mein Kopf ist ganz leicht.
    »Geh.«
    Ich gehe, bis wir an den Tisch kommen, auf dem der besinnungslose Leo liegt. »Hände vorstrecken, Handgelenke aneinander.«
    Er legt mir die Handschellen wieder an und kettet mich mit einer weiteren an einen Ring am Tisch.
    »Ich werde jetzt deine Füße fesseln. Wenn du versuchst, mich zu treten, wirst du bestraft. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    Ja und ja. Ja, ich habe verstanden, dass du mich in deiner Gewalt hast, dass du ein Ungeheuer bist, und ja, ich habe verstanden, dass die Hoffnung hier einen langen, qualvollen Tod stirbt.
    Er legt mir die Schellen um die Fußgelenke.
    »Nummer sechsunddreißig wird bald zu sich kommen. Es dauert vielleicht zwanzig Minuten. Ich werde beobachten. Du wirst deine fünf Minuten

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