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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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bereitwillig anbietet: hoffnungsvoll, ewig blau, von der Sonne gesegnet.
     
    Wir halten auf dem Gefängnisparkplatz. Er ist nur zur Hälfte gefüllt. Eine Handvoll Frauen, einige mit Kindern an der Hand, kommen aus dem Gebäude oder steigen aus ihren Wagen und gehen zum Eingang. Keine sieht besonders glücklich aus. Der Himmel scheint hier weniger blau zu sein, und die Sonne wirkt düster und leuchtet nicht ganz so hell.
    »Lauschiges Plätzchen«, stellt Alan fest. »So einen Knast muss man einfach lieben.«
    »Ja. Ein gutes Plätzchen für ihn.«
    »Stimmt«, sagt Alan. »Und andere von seiner Sorte. Hör mal, Smoky ...« »Was ist?«
    »Wenn wir diesen Fall abgeschlossen haben, höre ich auf. Ich gehe in Pension.«
    Ich reiße erschrocken den Kopf zu ihm herum. »In Pension? Warum?«
    Alan blickt mich an, mit einer Mischung aus Mitleid und Unglaube. »Warum, fragst du? Ist das dein Ernst?« Er hebt den Arm in der Schlinge. »Es ist schon wieder geschehen, Smoky. Ich bin angeschossen worden. Leo wurde ein Stück von seinem Hirn ausgeschabt. Du hast einen halben Finger verloren und bist gefoltert worden, während du schwanger warst, gottverdammt noch mal.« Er schüttelt mit Nachdruck den Kopf. »Es geht nicht mehr. Der Preis ist zu hoch. Du solltest auch darüber nachdenken.«
    »Aufhören? Niemals.«
    »Warum? Was ist so wichtig an diesem Job, dass du ihn nicht hinter dir lassen kannst? Du hast mehr als deine Schuldigkeit getan.«
    Ich drehe die Hände am Lenkrad und überlege mir meine Antwort genau. »Früher habe ich diesen Job gemacht, weil ich wusste, dass das Böse existiert, verstehst du? Ich spreche hier nicht von Moral oder Religion. Ich spreche von Erkenntnis. Von Gewissheit. Ich weiß, es gibt Menschen auf dieser Welt, die nur existieren, um andere zu verletzen. Ich kann nicht einfach so tun, als wäre es nicht so. Ich muss etwas dagegen tun.« Mein Fingerstumpf beginnt heftig zu pochen. Ich hoffe, das Schmerzmittel wirkt bald. »Ich habe Angst, zu Hause mit mir allein zu sein. Wenn ich diesen Job nicht mehr hätte, müsste ich zu viel Zeit mit mir selbst verbringen.«
    »Aber du liebst deinen Mann und deine Tochter und wirst bald dein Baby großziehen. Keine schlechte Sache für den Ruhestand, wenn du mich fragst.«
    »Ich weiß, du meinst es gut, Alan, und ich verspreche dir, darüber nachzudenken. Aber jetzt muss ich mich ganz darauf konzentrieren, diese Sache hier zu Ende zu bringen. Kann ich mich auf dich verlassen?«
    Er nickt. »Bis die Kühe nach Hause kommen. Machen wir den Hurensohn fertig.«
     
    Hollister hat sich verändert, und nicht zu seinem Vorteil. Wenn sein Zusammenbruch während des Verhörs in seinem Haus begonnen hat, so ist er hier abgeschlossen worden.
    Blaue Flecken zieren die rechte Hälfte seines Gesichts. Ihm fehlen je vier obere und untere Vorderzähne. Seine Haut ist grau, und in seinen Augen stehen Verzweiflung und Irrsinn.
    »Gut sehen Sie aus, Hollister«, sage ich. Es ist grausam, aber ich kann nicht anders, und ich will es auch gar nicht. Ich zeige auf die Prellungen. »Hat Ihnen das ein Freund geschenkt?«
    Hass verdrängt Hollisters Verzweiflung. »Fick dich, blöde Kuh.«
    »Haben Sie schon einen Geliebten hier? Lassen Sie mich raten. Er hat Ihnen die Zähne ausgeschlagen, damit sein Ding besser in Ihren Mund passt.«
    Alan blickt mich entsetzt an und legt mir warnend die Hand auf den Arm, doch ich will Hollister verletzen, will ihm wehtun, und sein Gesicht verrät mir, dass ich einen Volltreffer gelandet habe.
    »Du Drecksau!«, kreischt er. Tränen laufen ihm über die Wangen. Er will sich auf mich werfen, versucht mich über den Tisch hinweg anzuspringen, doch seine Fesseln reißen ihn so unvermittelt zurück wie einen Hofhund, der das Ende seiner Leine erreicht.
    Ich lache ihm ins Gesicht, während Alan entgeistert zuschaut. Hollister sinkt auf seinem Stuhl zusammen. Seine Wut verraucht so schnell, wie sie gekommen ist, und weicht Verzweiflung und Mutlosigkeit.
    »Dieser Dreckskerl lässt mich einfach nicht in Ruhe«, sagt er, mehr zu sich als zu uns. »Er ist zu groß ... ein Monster. Wenn ich mich wehre, wird es nur schlimmer.«
    Mein Hass verfliegt so schnell wie seine Wut. Ich fühle mich nur noch müde und ausgelaugt. »Damit zahlen Sie für Ihre Sünden, Douglas. Sie haben Ihren eigenen Sohn ermordet.«
    Zu meiner Überraschung nickt er. »Ja. Da haben Sie recht. Heather hat sich selbst zuzuschreiben, was ihr passiert ist, aber Dana? Und mein Junge? Nein,

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