Ausgeloescht
Alan«, sage sich über die Schulter. »Wir treffen uns im Foyer.«
»Viel Glück!«, ruft er mir nach.
»Herr im Himmel«, sind AD Jones' erste Worte, als er mich sieht.
»Nein, ich bin's nur, Sir«, witzle ich und setze mich auf einen der Ledersessel.
Jones ist aufgestanden, als ich durch die Tür gekommen bin. Nun nimmt er wieder Platz. Er betrachtet mich so lange und eingehend, dass es mir unangenehm ist.
»Machen Sie doch ein Foto, Sir. Davon haben Sie länger etwas.«
Das bringt mir einen mürrischen Blick ein. »Von dummen Bemerkungen abgesehen, Smoky, was machen Sie hier? Ich habe Ihren Bericht gelesen, wenn man das einen Bericht nennen kann. Sie haben vier Wochen Gefangenschaft und Folter hinter sich. Ihnen wurde ein Fingerglied abgetrennt, und Sie sind kahl wie eine Billardkugel und außerdem noch schwanger.«
»Vielen Dank, dass Sie mich daran erinnern, Sir.« Allmählich verliere ich den Humor, was den Verlust meines Haares angeht.
Er reibt sich mit beiden Händen durchs Gesicht, seufzt tief und schaut mich wieder an. Ich kann sehen, wie er versucht, sich unter Kontrolle zu halten. »Sie haben verbindlichen Genesungsurlaub, Smoky.«
»Davon lasse ich mich nicht abhalten, Sir.«
Wut lodert in seinen Augen auf, doch er zwingt sie nieder. »Warum?«
»Weil ich verrückt werde, wenn ich nicht an seiner Festnahme arbeiten kann. Eine andere Antwort werden Sie nicht bekommen.«
Er versucht es mit einem mitfühlenden Gesichtsausdruck. Er steht ihm nicht gut; Jones ist einfach nicht dafür geschaffen.
»Das verstehe ich, Smoky. Ich verstehe es wirklich. Aber es tut mir leid. Sie sind auf bezahltem Genesungsurlaub, bis ein Seelenklempner Sie wieder dienstfähig schreibt.«
Zorn erfasst mich so unvermittelt und mit solcher Wucht, dass mir ein bisschen schwindlig wird. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, doch ein wenig Bitterkeit sickert dennoch in meine Stimme.
»Ich kann den Befehl nicht befolgen, Sir.« Die Wörter klingen wie Fels, der über Fels knirscht.
Jones zeigt mit dem Finger auf mich. »Sie werden verdammt noch mal die Befehle befolgen«, brüllt er mich an, »oder ich lasse Sie aus dem Gebäude entfernen!« So viel zu seinem Mitgefühl.
»Sie können mich mal!«, rufe ich und springe auf. Es drängt mich, ihm noch mehr an den Kopf zu werfen, doch eine innere Stimme warnt mich:
Halte es zurück, sonst passiert etwas, das du nicht wiedergutmachen kannst.
AD Jones springt ebenfalls auf. So wütend habe ich ihn noch nie erlebt. »Nennen Sie mir einen einzigen guten Grund, Sie nicht zu feuern!«
»Weil ...« Meine Stimme schwankt. Ich packe die Schreibtischkante und sehe Jones in die Augen. »Weil er in unsere Welt gekommen ist und zwei von uns verschleppt hat und einer davon nicht mehr wiederkommt. Dafür muss er sich verantworten. Nichts und niemand wird mich daran hindern, ihn zur Strecke zu bringen.«
Ich sehe, wie Jones mit sich kämpft. In diesem Augenblick möchte er irgendetwas zerstören, aber nicht mich. Er lässt sich auf den Sessel sinken. »Scheiß drauf«, sagt er, und seine Stimme ist mit einem Mal müde und erschöpft. »Und scheiß auf Sie. Raus mit Ihnen. Schnappen Sie ihn.« Er sieht mich nicht an. »Wenn Sie es versauen, schmeiß ich Sie raus.«
Ich bin so erstaunt, dass es meine Wut für einen Moment erstickt. »Gut«, antworte ich.
Jones scheint es egal zu sein. Es kommt keine weitere Reaktion, also drehe ich mich um und gehe zur Tür. Als ich noch einmal über die Schulter blicke, sehe ich, dass er mir hinterherschaut. Die Traurigkeit in seinen Augen erschreckt mich. Er sieht aus, als betrauerte er jetzt schon meinen Verlust.
Wieso? Weiß er mehr als ich?
Kapitel 37
»Hartes Gespräch?«, fragt mich Alan, als ich losfahre. Er hat angeboten, sich hinters Lenkrad zu setzen, aber ich brauche das bisschen Ablenkung, das mir das Fahren verschafft.
»Er wollte, dass ich zu Hause bleibe. Er hat es sogar befohlen.« »Und?«
»Ich habe mich geweigert. Er hat nachgegeben.« Alan macht ein zweifelndes Gesicht. »Einfach so?«
Meine Hände krampfen sich um das Lenkrad. Mein verstümmelter Finger pocht. »Nein. Er hat gesagt, er feuert mich, wenn ich es vermassle. Könntest du mir zwei Advil aus meiner Handtasche holen?«
Er reicht mir zwei Pillen, nachdem er ein wenig in der Handtasche gewühlt hat. Ratschläge bietet er mir nicht, nur Schweigen. Gemeinsam beobachten wir, wie die Straße unter uns verschwindet. Der Himmel ist so, wie Kalifornien ihn
Weitere Kostenlose Bücher