Ausgeloescht
jemanden daran, mich auf den Arm zu nehmen.
»Nur die Ruhe, Callie«, sage ich. »So zerbrechlich bin ich nun auch wieder nicht.«
Jedenfalls nicht, solange das Licht brennt.
»Aha«, sagt Callie.
Kirby schlägt Callie auf den Arm. »Sie hat sich Sorgen um dich gemacht. Eine große alte Softy ist sie, genau wie ich vermutet habe.«
»Schlag mich noch mal, und wir werden schon sehen, wie soft ich bin«, erwidert Callie und wirft das Haar zurück.
Kirby grinst. »Das ist mein Stichwort. Ich musste einfach Hallo sagen und sehen, wie sie ankommt. Jetzt kümmere ich mich erst mal um meine Jungs.« Sie bleibt stehen, als sie an mir vorbeigeht, und stößt mich mit der Hüfte an. »Vielleicht nennen wir dich jetzt >Neun-Finger-Barrett<. Was hältst du davon?«
Sie ist zur Tür hinaus, ehe ich etwas erwidern kann.
Ich bin mit meinem Team allein. Nüchternheit setzt ein. Kirby wird gemocht, aber sie ist keine von uns. Zeit, dass wir unser wahres Gesicht zeigen.
»Zu schlimm mit dem Jungen«, sagt Alan.
Callie seufzt. »Leo hatte sich zu einem guten Mann entwickelt.«
»Wir werden ihm nicht gerecht, indem wir darüber reden«, sagt James und schneidet uns mit einer Ungeduld das Wort ab, die ein bisschen zu scharf ist. Als ich ihn anschaue, glaube ich in seinen Augen einen Funken von Trauer zu entdecken, der im nächsten Moment schon wieder verschwunden ist. »Schnappen wir uns den Hurensohn, der Leo das angetan hat. Du bist unsere beste Zeugin, Smoky. Was kannst du uns über ihn sagen?«
Ich werde euch alles sagen bis auf eines: Das, was ich gesehen habe. Wieso? Ich weiß es noch nicht. Es ist ein Gefühl, ein Wispern in meinem Unterbewusstsein.
»Wir übersehen etwas an ihm ... an dem, wer er ist«, beginne ich. »Widersprüche. Die Autounfälle. Die Fingerabdrücke. Dass er Heather Hollister und mich gehen ließ. Wenn er tatsächlich so nüchtern und pragmatisch ist, wie wir vermuten, müssen wir davon ausgehen, dass er alles absichtlich getan hat. Dass es irgendeinem höheren Ziel dient. Dem könnte man entgegenhalten, dass wir von Anfang an falsch gelegen haben.«
Ich erzählte ihnen alles über meine Gefangenschaft, woran ich mich erinnern kann. Die sonnige Blumenwiese und die theologischen Diskussionen mit Baby lasse ich aus.
»Wieder dieser Sadismus«, sagt James. »Dass er dir den Finger abtrennt, passt nicht ins Bild.«
Alan zuckt mit den Schultern. »Was er tut, ist reichlich verdreht. Vielleicht ist Sadismus der Altar, an dem er opfert, und das Profitstreben ist nur ein Nebel, in dem er die Wahrheit verbirgt. Sogar vor sich selbst.«
»Viele dieser Psychotiker entwickeln Selbsttäuschung zu einer Kunstform«, sagt Callie.
Außer denen, die sich nicht schämen für das, was sie sind.
Nichts von dem, was ich beobachtet habe, deutet darauf hin, dass Dali in die Kategorie gehört, die Callie angesprochen hat. Er weiß, was er ist, und er macht sich keine Sorge über das nächste Leben.
»Das alles führt uns im Augenblick nicht weiter«, erkläre ich. »Konzentrieren wir uns auf das, was Leo mir gesagt hat. Er glaubte, Hollister hätte Dali einen Tipp gegeben.«
»Wie es aussieht, müssen wir mit Hollister mal unter vier Augen reden«, sagt Alan.
»Leo sagte außerdem, dass ein guter Computerfachmann sich die Server ansehen soll, zu denen Hollister an seinem Arbeitplatz Zugang hatte. Er meinte, wir könnten dort vielleicht etwas finden.«
James nickt nachdenklich. »Vielleicht hat Dali einen Fehler begangen. Im digitalen Zeitalter ist es beinahe unmöglich, keine Spur zu hinterlassen. Vielleicht wusste er das. In dem Fall wusste er dann auch, dass er seine Spuren nur dann gut verwischen kann, wenn er sich der Hilfe von Leuten versichert, die dazu in der Lage sind.«
»Ich kann dir nicht folgen.«
Er winkt ab. »Bloß eine Vermutung. Callie und ich sollten einen Techniker darauf ansetzen. Wir besorgen den Durchsuchungsbeschluss. Du und Alan, ihr solltet Douglas Hollister befragen.«
»Wer ist eigentlich gestorben, dass du jetzt der Chef bist?«, sagt Alan.
»Liege ich denn falsch?«, erwidert James.
»Nein, James«, sage ich. »Die Aufgabenteilung ist korrekt. Fangen wir an.« Mein Handy klingelt. »Barrett«, antworte ich.
»Wer zum Teufel hat Sie diensttauglich geschrieben?«, fragt AD Jones. »Das war ich wohl selber, Sir.« »Das ist zu früh.« »Sir...«
»Sie kommen sofort zu mir rauf.«
Ich stecke das Handy in die Hülle zurück und mache mich auf den Weg. »Ich muss den AD sprechen,
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