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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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keinerlei messbare Prozessorlast auf den Servern. Sie selbst erzeugen keine Protokolldateien, und Hollister wird regelmäßig jeden Hinweis auf die Programme aus den Serverlogs gelöscht haben. Selbst wenn sie entdeckt wurden, wenn Hollister einen Herzanfall hätte oder von einem Auto angefahren würde - na und? Man hätte diese Sache als interessante, aber letztlich irrelevante Großtat irgendeines Hackers abgetan. Selbst wenn man sie nachverfolgt hätte - na, viel Spaß dabei, ihn über Hunderte von E-Mail-Adressen aufzuspüren. Die meisten sind wahrscheinlich unbenutzt, und auch die benutzten werden vielleicht nur verwendet, um die Nachrichten wiederum an andere Adressen weiterzuleiten, die sie dann ihrerseits weiterleiten, und so weiter und so fort, bis in die Unendlichkeit.« Er schüttelt in widerwilliger Bewunderung den Kopf. »Der Kerl ist brillant. Ganz zu schweigen davon, dass er dich vier Wochen lang festgehalten hat. Kannst du uns sagen, wo das Gebäude ist oder wie der Bursche aussieht?« »Nein.«
    »Das ist das gleiche Prinzip. Der Unterschied ist nur, dass Douglas Hollister eine Lebensversicherung abgeschlossen hat.« »Wie bitte?« In mir steigt Jagdfieber auf.
    »Er hat das Programm verändert oder es von jemandem verändern lassen. Es hatte einen eingebauten IP-Logger. Es funktionierte so: Dali griff gelegentlich direkt auf den Server zu, um Variablen in den Programmen zu ändern, zum Beispiel Schlüsselwortkombinationen hinzuzufügen oder zu löschen, oder E-Mail-Adressen. Hollister ließ von dem Programm jeden Zugriff protokollieren.«
    »Warum nicht einfach in die Serverlogdateien sehen?«, frage ich. »Wird nicht jede Anfrage protokolliert?«
    »Sicher. Sie gehen in die Millionen. So war es einfacher. Was protokolliert wurde, beschränkte sich auf die Programme an sich, und das bedeutete, dass die geloggten IPs zu Dali gehören mussten.«
    »Verdammt gut«, gebe ich widerwillig zu.
    »Und das ist noch nicht alles. Hollister hat eine Liste sämtlicher E-Mail-Adressen angefertigt, die Dali benutzt hat, und hat sie in ein selbst geschriebenes E-Mail-Programm eingegeben, dem er dann Zugriff aufs Internet gab. Er konnte es aus jedem Webbrowser aufrufen und zwei Dinge damit tun: eine E-Mail an diese Adressen senden oder eine Liste von ihnen an sich selbst schicken. Damit ist es offensichtlich, wie er aus dem Gefängnis die Warnmail an Dali gesendet hat.«
    »Vielleicht kam Hollister deshalb auf den Gedanken, Dali nicht auszubezahlen«, sagt Alan. »Weil er dachte, er könnte ihn erpressen.« »Eine Fehlkalkulation«, stellt James fest.
    Ich runzle die Stirn. »Es wäre seltsam, wenn Dali nicht einkalkuliert hätte, dass so etwas geschehen kann.«
    Callie sagt zum ersten Mal etwas. Sie ist still geblieben, aber ich habe gespürt, wie ihr Blick auf mir ruhte. »Ich glaube, das hängt damit zusammen, wovon ich schon gesprochen habe: Risikoabwägung. Er könnte die Möglichkeit, erpresst zu werden, gegen die Notwendigkeit abgewogen haben, diese Daten zu erheben, und dann kam er zu dem Schluss, dass das Risiko gerechtfertigt sei.«
    »Er hat Vorkehrungen getroffen«, fährt James fort. »Wir haben die benutzten IP-Adressen zu einer Reihe von Internetcafes zurückverfolgt, einmal zu einer Bibliothek - er benutzt allgemein zugängliche Systeme und zahlt höchstwahrscheinlich bar.«
    »Scheiße«, sagt Alan.
    In meinem Kopf rührt sich etwas. Ich runzle die Stirn, aber ich kann es nicht greifen.
    James sieht mir ins Gesicht. »Was ist?«
    »Ich weiß es nicht. Es kommt mir so vor, als hättest du mir gerade etwas gesagt, das jetzt versucht, sich mit einer anderen Information aus diesem Fall zu verbinden. Ich komme nur nicht darauf. Sag mir noch mal, von wo er ins Internet gegangen ist.«
    Er blickt auf eine Liste. »Internetcafe. Internetcafe. Internetcafe. Bibliothek ...«
    »Halt.« Ich spüre es. Es schwimmt auf mich zu, wird größer und deutlicher. »Bibliothek. Das ist es.«
    »Das ist was?«, fragt Alan. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Earl Cooper«, sage ich und lächle James an. »Was davon ist nicht wie alles andere?«
    »Die Bibliothek«, antwortet er und nickt. »Jetzt kapiere ich.« »Erkläre es bitte uns schlichteren Gemütern«, sagt Callie.
    »Cooper hat von mentalen Karten gesprochen. Wir finden Orte, an denen wir uns behaglich und sicher fühlen, sowohl bewusst als auch unbewusst.« »Ja, ich erinnere mich.«
    »Dali geht in Internetcafes, weil sie anonymen Internetzugang bieten.

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