Ausgeloescht
brünettes Haar kurz, und es steht ihr gut. Ihre Augen sind von einem erstaunlichen Blau. Sie trägt Bluejeans und ein dünnes T-Shirt. Sie sieht bezaubernd und harmlos aus, wie eine Kobra mit eingefaltetem Nackenschild.
»Das war vielleicht ein Plan«, sage ich. »Wie lange hatten Sie diesen Fluchttunnel schon offen?«
Dali ist in jeder Hinsicht pragmatisch gewesen. Dazu hat auch ein Plan gehört für den Fall, dass wir sie eines Tages finden. Sie hat beschlossen, einen Sündenbock zu präsentieren, der nur auf uns wartet, und hat vor Jahren die notwendigen Spuren gelegt. Sie hat Eric Kellermans Fingerabdrücke in den Leichensäcken platziert. Sie hat den Symphorophilie-Fetisch nachgeahmt. Sie hat ihn ausgesucht, weil er so einmalig ist. Wenn ihr jemand auf die Spur käme, sollte er Eric Kellermans Leiche finden, zusammen mit seiner Sammlung von Autounfallsouvenirs und seinen Fingerabdrücken.
Dali wäre offiziell tot, und Mercy Lane wäre für immer in Sicherheit. Ich habe die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass sie zusammengearbeitet haben, sie aber verworfen: Dali arbeitet allein.
Sie zuckt mit den Schultern. »Das letzte Teil kam vor acht oder neun Jahren hinzu. Eric. Aber die Vorarbeiten hatten mich schon viel länger beschäftigt.« »Die Autounfälle.« »Ja.«
Ich spreche aus, was ich vermutet habe, nicht so sehr, um es bestätigt zu bekommen, sondern weil ich ihr zeigen will, dass ich es herausgefunden habe - jawohl, du warst nicht schlauer als ich, und am Ende gewinne ich. Ich möchte damit vor ihrem Gesicht wedeln und sie damit verhöhnen.
»Wenn wir Ihnen also auf die Spur kamen - oder sonst jemand -, konnten Sie Ihren Sündenbock Selbstmord begehen lassen und unwiderlegbare Beweise zurücklassen, die ihn mit den Verbrechen in Verbindung brachten: die Videos und Fotos der Autounfälle. Zu ungewöhnlich, zu eindeutig, als dass es ein Zufall sein konnte. Die Fingerabdrücke auf den Leichensäcken würden es bestätigen. So ist es doch, nicht wahr?«
»Im Großen und Ganzen. Es war ein guter Plan. Welchen Fehler habe ich begangen?«
»Sie haben mich entführt.«
Sie schüttelt den Kopf. Nicht aus Rechthaberei, sondern verächtlich. »Das ist Posieren und keine logische Überlegung. Sie unterschieden sich, was das Risiko angeht, nicht von irgendeiner anderen Einheit.«
Einheit. Mein Finger am Abzugbügel zuckt, als sie dieses Wort benutzt.
»Schön. Sagen wir einfach, dass ich besser beobachte als andere Leute. Ich habe etwas von Bedeutung gesehen, und dann haben Sie den entscheidenden Fehler begangen, indem Sie mich gehen ließen.«
»Was haben Sie gesehen?«
Ihre Stimme hat einen merkwürdigen Unterton, als sie diese Frage stellt. Sie ist nicht durch eitle Neugier motiviert. Sie will wissen, wo sie einen Fehler begangen hat. Wo hat ihr Pragmatismus ihr nicht weitergeholfen?
»Genug. Ich habe genug gesehen.« Ich lächle, und ich weiß, dass mein Lächeln grausam ist, noch schlimmer als das, mit dem ich Douglas Hollister bedacht habe. Mercy runzelt die Stirn. »Sie werden es mir nicht sagen.« »Nein.« »Kindisch.« »Aber befriedigend.«
»Und wie geht es jetzt weiter? Bin ich verhaftet?« »Ich fürchte, nein.«
Ihr Gesicht glättet sich. »Aha, ich verstehe. Sie werden mich töten.« Sie nickt. »Das ist klug. Praktisch.«
»Wie haben Sie Eric Kellerman dazu gebracht, sich selbst zu erschießen?«, frage ich.
»Ich habe Eric und eine junge Frau vor fast neun Jahren entführt. Ich überzeugte ihn, dass die junge Frau seine illegitime Tochter wäre. Eric war Waise, deshalb hatte es für ihn besondere Bedeutung. Ich folterte beide jahrelang, um Eric zu zeigen, wozu ich fähig war.
Vor einigen Jahren sagte ich Eric, dass ich seine >Tochter< in ein anderes Gebäude verlegt hätte. Ich ließ ihm die Wahl: Wenn er sich erschießt, sobald es so weit ist, würde ich sie freilassen, wenn nicht, würde ich sie im Dunkeln gefangen halten, bis sie alt und grau wäre.« Sie zuckt mit den Schultern. »Er hat seine Wahl getroffen, wie geplant.«
»Und? Haben Sie sie freigelassen?«
»Natürlich nicht. Ich habe sie vor fast zwei Jahren getötet.« »Warum?«
Mercy wirkt verdutzt. Die Frage kommt ihr offenbar dumm vor. »Eric war ausreichend vorbereitet. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass er einen sichtbaren Beweis wollte, dass sie noch lebte, standen mir mehr als einhundert Stunden Videoaufzeichnungen zur Verfügung. Die Frau verbrauchte Platz, Wasser, Essen und Strom. Ich habe sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher