Ausgeloescht
aus der großen, dunklen Tiefe und breche am Ufer zusammen, während der Leuchtturm strahlt und das Nebelhorn dröhnt.
Kapitel 40
AD Jones sitzt im Wohnzimmer und beobachtet mich. Ich habe ihn angerufen; er ist gekommen. Mercy Lane sitzt in Handschellen da und schweigt. Tommy ist angespannt. Kirby langweilt sich. »Sir?«, wage ich mich vor.
Ich kann seinen Blick nicht deuten. Er wirkt misstrauisch, verärgert und traurig zugleich. Nur Verwirrung entdecke ich nicht. Es ist, als hätte Jones erwartet, sich hier wiederzufinden. Überrascht ist er nicht, aber er möchte alles wissen, was geschehen ist.
»Ich werde hier etwas tun«, sagt er zu mir, als er schließlich das Wort ergreift. »Nur dieses eine Mal.« Er mustert Dali / Mercy, die in jeder ihrer Gestalten vollkommen ungerührt ist. »Weil sie Ihnen den Finger und das Haar abgeschnitten hat. Vor allem aber, weil Sie nicht abgedrückt haben, der Grund, weshalb Sie für mich noch ein Mensch sind.«
Ich schlucke und nicke. Ich kann nicht sprechen. Meine Kehle zieht sich mit der Kraft unvergossener Tränen zusammen. Trauer hat meinen Wunsch zu töten verdrängt.
»Das ist alles, Smoky«, fährt er fort. »Mehr bekommen Sie nicht für das, was Sie verloren haben. Einmal sehe ich darüber hinweg. Nur dieses eine Mal. Haben Sie verstanden?«
Ich kann bloß nicken.
»Okay«, sagt er. »Von nun an geht es folgendermaßen weiter.«
Die Lüge war primitiv, und primitive Lügen sind die besten. Angeblich wäre ich zu AD Jones gegangen und hätte ihm von meinem Verdacht erzählt, was die Identität Dalis betraf. Er hätte mir die Erlaubnis erteilt, auf eigene Faust herumzuschnüffeln. Alles andere folgte logisch daraus. Die Rückverfolgung der GPS-Peilung. Die Fahrt nach Vegas. Die Konfrontation aufgrund konstruierter Gefahr im Verzug.
Der AD wird Mercy Lane in Gewahrsam nehmen und an Bord seines Jets nach Los Angeles zurückbringen. Kirby wird im Hintergrund verschwinden. Sie war nie da. Tommy und ich fahren nach Hause, während der AD Callie und die anderen einfliegen lässt, die den Sicherungsangriff leiten sollen.
Die Story ist wacklig, voller Löcher, und sie geht aus dem Leim, aber sie reicht. Mit Gesetzesbrüchen kennen wir uns aus. So etwas tut man heimlich, mit wenigen Zeugen, und nur mit denen, denen man vertraut.
»Von diesem Augenblick an muss Ihre Beteiligung minimal sein«, sagt AD Jones zu mir. »Ich kümmere mich um alles andere.«
»Danke, Sir.«
Er seufzt. Sein Zorn ist verflogen, nur die Traurigkeit bleibt. Ihn traurig zu sehen ist so, als würde man beobachten, wie Regen auf einen Berghang fällt. Es hat etwas Einsames. Nach einer Weile faltet er die Traurigkeit weg, zurück in sich hinein, und es hört zu regnen auf. Nur der Berg bleibt, den solche Momente aushöhlen.
Mercy Lane räuspert sich und erregt unsere Aufmerksamkeit. »Machen wir einen Handel.«
AD Jones sieht sie finster an. »Womit können Sie denn schon handeln?«
»Ich habe alle Variablen abgewogen, und Sie lassen mir keine Wahl. Sie werden den GPS-Tracker hier finden und anderes auch. Ich könnte es mit einer Geschichte versuchen, nach der das FBI mich entführen und ermorden wollte, aber niemand würde mir glauben. Ich kann nur noch meine Haftbedingungen beeinflussen.«
»Einen Scheißdreck können Sie. Die Haft wird die Hölle sein, und dann werden Sie hingerichtet«, sagt Kirby. »Verlassen Sie sich drauf.«
Mercy ignoriert sie. »Am einfachsten lügt man, wenn man gar nicht lügen muss. Wenn Sie mir gewisse Annehmlichkeiten zubilligen und garantieren, dass Sie auf die Todesstrafe verzichten, werde ich alles gestehen und jede Gefängnisstrafe auf mich nehmen, die Sie verhängen wollen. Unsere Geschichten werden übereinstimmen, und niemand wird Ihnen auf die Schliche kommen.«
Sie ist gelassen, vernünftig, kalt. AD Jones starrt sie an. Ich berühre ihn am Arm.
»Sie gestehen hier und jetzt auf Video«, sage ich. »Es muss wasserdicht sein. Und Sie gehen für den Rest Ihres Lebens hinter Gitter.« Sie neigt den Kopf. »Einverstanden.«
Das ist Dali, das ist Mercy Lane. Ein Ausbund an Pragmatismus. Überleben ist das Einzige, worauf es ankommt.
»Ich weiß nicht«, murmelt AD Jones. »Da brauchten wir die Zustimmung des Justizministeriums.«
»Die bekommen wir nachträglich«, sage ich zu ihm. »Sagen Sie jemandem, der sich dafür interessiert, dass ich ihm einen Gefallen schuldig bin. Die wollen mich dort doch haben, nicht wahr?«
Er schweigt eine
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