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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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der Akte auf.
    »Ich weiß, was zwischen den Zeilen steht«, sagt Alan. »Burns - und vielleicht ein paar von seinen Freunden - führen eine Unterhaltung mit dem Stiefvater, bei der er Schläge einsteckt. Sie drohen, ihm das Leben zur Hölle zu machen, wenn er sich nicht verzieht. Die Gerechtigkeit der Straße.«
    Ich schreibe zwei Dinge an die Tafel:
Wurde Cop wegen Mord an Vater.
Und:
Verbindung Detective Burns.
    »Wir müssen Burns ausfindig machen«, sage ich. »Er hat sich für die Familie interessiert, besonders für Heather. Er dürfte Einblick haben.« Mir fällt noch etwas ein. »Hat der Psychologe Heather gefragt, ob der Stiefvater sie missbraucht hat?«
    Callie legt den Finger auf die Seite und blättert. Hält inne. »Ja, hat er. Sie sagte nein. Er habe ihr meist gar keine Beachtung geschenkt. Mommy hat seine ganze Liebe abbekommen.«
    »Glück gehabt«, sagt James. »Statistisch gesehen war Heather in großer Gefahr, missbraucht zu werden.«
    Lassen wir alle Vorurteile einmal beiseite - es ist tatsächlich so, dass Stiefkinder häufiger sexuell missbraucht werden als leibliche Kinder. Man nennt es den »Cinderella-Effekt«, und auch wenn viele entrüstet widersprechen werden, so kann ich es aus meiner Erfahrung bestätigen. Die jüngeren Kinder müssen meist körperliche Gewalt hinnehmen, während die älteren Opfer sexuellen Missbrauchs werden.
    »Wurde der Mord am Vater je aufgeklärt?«, erkundigt sich Alan.
    Callie blättert zurück. »Nein.«
    »Hat der Gutachter das aufgegriffen?«, frage ich.
    »Oh ja. Das hat ihn sehr beschäftigt.« Callie blättert um, dann noch einmal. »Er hat viel Zeit darauf verwendet.«
    »Zu welchem Schluss ist er gekommen?«
    »Dass der Tod ihres Vaters Heather dazu getrieben hat, Polizistin zu werden. Der Gutachter war allerdings überzeugt davon, dass es keine Obsession war ... Dann kommt das übliche Blabla, dass die Polizei als Gruppe zur Vaterfigur wurde und dass die Mutter sie betrogen hat, sodass Heather sich hauptsächlich mit patriarchalischen Gruppen identifizieren konnte...«
    »Toll«, sagt James.
    »Sie war getrieben, aber nicht obsessiv«, sage ich. »Getrieben zu was?«
    James überlegt. »Kompetenz«, sagt er dann. »Kompetenz als Gesetzeshüterin. Heather fühlt mit den Opfern. Schlampige Arbeit wäre ihr ein Gräuel.«
    »Stimmt, ihr Gerechtigkeitsgefühl dürfte stark ausgeprägt sein«, nehme ich den Faden auf. »Ungelöste Verbrechen sind eine schwere Last für sie. Wahrscheinlich ist sie die Art Cop, die Akten mit nach Hause nimmt, um nach Feierabend weiter daran zu arbeiten.«
    »Stimmt, das wird durch ihre Personalakte bestätigt«, sagt Callie. »Sie war die vorgeschriebenen vier Jahre auf Streife und hat offenbar einen guten Job gemacht. Zahlreiche lobende Erwähnungen, fast alle unverlangt und von Bürgern. Die einzigen Beschwerden aus dieser Zeit stammen von Kollegen.«
    »Von Detectives, stimmt's?«, meint Alan.
    Callie hebt erstaunt den Blick. »Ja. Woher weißt du das?«
    »Ich kenne die Sorte. Die Streifenpolizisten sind meist als Erste am Tatort, doch sie dürfen nicht ermitteln. Ihre Aufgabe ist es, den Tatort zu sichern und an die Ermittler zu übergeben. Die Streife macht die Dreckarbeit.« Er zuckt die Achseln. »Ein Cop wie Heather Hollister ist wie ein Pitbull. Sie verbeißt sich in den Fall. Sie findet, dass die Ermittler nicht gründlich genug vorgehen, und nervt sie damit. Vielleicht geht sie sogar hin, stellt auf eigene Faust Nachforschungen an und beschafft neue Beweismittel. Manche Ermittler sind dankbar dafür. Denen geht es um die Aufklärung der Tat, um das Opfer. Sie haben kein Problem mit Dienstgraden und Kompetenzen. Aber«, er zieht ein angewidertes Gesicht, »es gibt auch ein paar Blödmänner, die dem Kastendenken verhaftet sind. Denen geht es um Status und die Sicherung ihres Territoriums. Sie wissen es nicht zu schätzen, wenn ein Streifenpolizist mehr tut, als er tun soll, ungeachtet der Ergebnisse.« Er lächelt. »Solche Typen steigen meistens zum Polizeipräsidenten auf.«
    »Was kam nach den vier Jahren Streifendienst?«, frage ich Callie.
    »Sie wurde zum Detective befördert, begann beim Jugenddezernat und blieb dort fast zwei Jahre. Von da ging sie zur Sitte.«
    »Von der Mutter zur Hure«, meint Alan. »Manche Dinge ändern sich nie.«
    »Was meinst du damit?«, frage ich.
    »Zum Jugenddezernat kam sie, weil sie eine Frau war, denn Frauen finden oft besseren Zugang zu Jugendlichen. Dann wurde sie aus dem

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