Ausgeloescht
Er nickt.
»Das war eine Liebesgeschichte, keine Affäre«, meint Callie, nachdem auch sie sich das Bild angeschaut hat. »Diese Frau springt nicht in jedes Bett. Eindeutig Hausfrau, keine Studentin.«
Ich drehe das Foto um und finde einen Datumsstempel. »Wann wurde Heather entführt?«
»Am zwanzigsten April.«
»Einen Monat, nachdem die Fotos gemacht wurden«, sage ich. »Ich verstehe, warum Burns misstrauisch war.«
Ich gehe zur Weißwandtafel und schreibe:
Ehemann/Affäre PD-Fotos einen Monat vor Entführung.
Dann:
Ehemann erwägt Scheidung, sucht Anwalt auf.
»Noch einmal zu Heather. Ich möchte etwas über die Entführung hören.«
»Der Wagen des Opfers wurde um dreiundzwanzig Uhr dreiundfünfzig auf dem Parkplatz des Fitnessstudios gefunden. Die Wagenschlüssel lagen neben der Tür auf dem Pflaster. Keine Spuren eines Kampfes. Keine Zeugen.«
»Sie hatte den Schlüssel in der Hand und wollte aufschließen, als der Täter sie in seine Gewalt brachte«, folgert James. »Er hat sie überrascht.« »Was hat sie dort gemacht?«, frage ich Callie. »Sie ging einmal die Woche zum Fitness-Kickboxen.« »Wann war der Kurs zu Ende? Steht das da?«
»Klar doch. Die haben die gleichen Überlegungen angestellt wie du. Der Kurs fing um neunzehn Uhr an und endete um zwanzig Uhr. Das Fitnessstudio war nur zehn Minuten entfernt, und Hollister zufolge kam Heather immer sofort nach Hause. Als sie um elf noch nicht gekommen und auch nicht ans Handy gegangen war, rief er ihre Dienststelle an.«
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Nach drei Stunden? Warum hat er so lange gewartet?«
»Ich wette, er hat gesagt, dass er sich keine Sorgen gemacht hat, weil sie ja Polizistin ist«, meint Callie.
»Punkt für dich«, sage ich. »Wo hatte sie geparkt?«
»Das steht hier nicht.«
»Und niemand hat etwas bemerkt?«
»Nein. Waren wahrscheinlich alle zu sehr mit ihrem Muskelkater beschäftigt.«
Ich schüttle den Kopf. »Der Täter war selbstsicher, vielleicht ein bisschen zu sehr. Und er war risikofreudig. Ein gut beleuchteter Parkplatz kurz nach Ende eines Kurses. Ganz schön gewagt.«
»Streich das >gut beleuchtet<«, sagt Callie. »Es wurde festgestellt, dass dort, wo Heathers Wagen stand, drei Laternen ausgefallen waren. Sie waren fachmännisch zerstört worden.«
Ich wende mich an Alan. »Heather ist Polizistin. Wie hättest du dich als Entführer verhalten?«
Alan überlegt. »Sie war beim Morddezernat. Sie wusste also, dass in dem Moment, wenn sie zu ihm ins Auto steigt, ihre Überlebenschancen sinken. Ich an seiner Stelle hätte ihr die Pistole an den Kopf gehalten und ihr gesagt, sie soll keinen Mucks von sich geben. Cops wissen besser als jeder andere, dass man auf einen Bewaffneten hören sollte. Man kooperiert und wartet auf eine günstige Gelegenheit.«
»Er hat offenbar ihren Alltag ausgekundschaftet oder die Einzelheiten vom Ehemann erfahren«, sagt James. »Und das wiederum könnte er als zusätzliches Druckmittel verwendet haben: >Mein Komplize ist bei deinem Mann und den Kindern. Wenn du nicht tust, was ich sage, stirbt deine Familie. < Ist bloß eine Vermutung, aber fest steht, es gibt Mittel.«
»Es ist trotzdem noch riskant«, sage ich.
»Ja und nein«, meint James. »Im April geht die Sonne ungefähr zwischen viertel nach sieben und halb acht abends unter. Es war also dunkel, und der Kerl hatte die Straßenlaternen zerstört. Die Frauen kommen aus dem Fitnessstudio, sind erschöpft, denken nur daran, in ihre Fahrzeuge zu kommen und nach Hause zu fahren. Wie viele Vergewaltigungen passieren nach Einbruch der Dunkelheit auf den Parkplätzen von Einkaufszentren?«
»Tausende«, gebe ich zu.
»Die Frauen achten nicht auf die Umgebung und gehen geradewegs zu ihren Wagen. Der Kerl nähert sich Heather, drückt ihr den Lauf einer Waffe in den Rücken und flüstert ihr Drohungen ins Ohr, um sie in sein Auto zu kriegen. Er verlangt, dass sie sich ganz normal verhält und keinen Mucks von sich gibt.« Er zuckt die Achseln. »Riskant, ja, aber nicht allzu sehr, wenn der Kerl selbstsicher und aggressiv genug auftritt.«
»Heather hat dabei wahrscheinlich den Schlüssel fallen lassen, als Hinweis, dass sie entführt wurde«, sage ich. »Ihr ist klar, dass man ihren Wagen finden wird.« Ich schreibe die entsprechende Information an die Tafel. »Was passiert als Nächstes?«, frage ich Callie.
»Zwei Prozent von null, fürchte ich. Es ist, als hätte Heather sich in Luft aufgelöst.« Sie blättert eine
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