Ausgeloescht
zäh und intelligent. Außerdem habe ich nicht erwartet, dass Sie ewig bei mir bleiben. Eine Beförderung ist längst überfällig.«
»Wissen Sie, Sir, da wäre nur eine Sache ...«
Er hebt die Brauen. »Und welche?«
»Ich habe mich noch nicht entschieden.«
Er sieht mich mit schmalen Augen an. »Sparen Sie den Quatsch für andere auf.« Er zückt seine Brieftasche und zieht eine Banknote heraus. »Ich wette einen Hunderter, dass Sie den Job annehmen. Wenn nicht, gehört der Schein Ihnen.«
Ich blicke auf den Hunderter, den er mir hinhält. Dann schaue ich weg. »Nein, danke«, sage ich.
Er hält eine Hand ans Ohr. »Ich habe nicht verstanden. Was haben Sie gesagt?«
»Verschonen Sie mich, Sir.«
Er schiebt den Schein in die Brieftasche und steckt sie wieder weg.
»Noch eine Sache, bevor wir zum Tagesgeschäft kommen.« Seine Haltung ändert sich ein wenig, wirkt milder, wie man es bei ihm selten erlebt. AD Jones ist ein Mann der alten Schule, zielstrebig und streng, dessen Gefühle nur der Spiegel zu sehen bekommt und sonst niemand. »Wenn Sie etwas brauchen - einen Rat oder jemanden zum Reden -, kommen Sie zu mir.«
»Danke, Sir. Das bedeutet mir viel.«
»Und wenn Sie Ihren neuen Job erst angetreten haben, müssen Sie natürlich aufhören, mich Sir zu nennen, und mich mit Vornamen ansprechen.« »Das wird mir schwerfallen.«
»Dann sollten Sie langsam mit dem Üben anfangen. Okay, und jetzt bringen Sie mich auf den neusten Stand, was die Frau angeht, die in Callies Hochzeit geplatzt ist.«
Ich erzähle ihm alles. Er schweigt dabei wie immer, hört sich erst alles an, bevor er Fragen stellt.
»Sie haben noch niemandem gesagt, wer die Frau ist?«
»Nein, Sir. Alan und ich wollen heute Nachmittag zu ihrem Ehemann und die Bombe platzen lassen.«
»Daraus wird nichts. Sie werden zu diesem Detective fahren und ihn einweisen. Wie hieß er noch?«
»Burns.«
»Burns, richtig. Er hat eine persönliche Verbindung zum Opfer und zum Verdächtigen. Er könnte Ihnen helfen, beide zum Reden zu bringen.« Gut überlegt. »Ja, Sir.«
»Halten Sie mich auf dem Laufenden. Und sagen Sie mir, wenn Sie dem Direktor Ihre Entscheidung mitteilen wollen.«
Callie und James haben sich in den Akten vergraben, als ich wieder ins Büro komme. James sitzt am Computer, während Callie ihm die Zeittafel diktiert.
»Können wir fahren?«, fragt Alan.
»Ja, aber nicht zu Hollister.« Ich erkläre es ihm.
Alan nickt. »Der AD hat recht. Es ist klüger, zuerst mit Burns zu reden.«
»Ja. Aber ich würde mich lieber außerhalb mit ihm treffen. Heathers Leidensgeschichte wird eine Riesensache, und ein Rudel sensationsgeiler Journalisten, das ihr Krankenzimmer belagert, kann sie jetzt am wenigsten gebrauchen.«
»Stimmt. Ich rufe Burns an. Vielleicht geht er mit uns Waffeln essen.« Alans Liebe zu Waffeln ist so rein und ewig wie Callies Liebe zu Mini-Schokodonuts.
Während Alan den Anruf macht, gehe ich zur Weißwandtafel und schaue mir die Fakten an, die wir bis jetzt haben. Heather Hollister hat alles verloren. Acht Jahre sind vergangen. Ihr Mann ist wieder verheiratet, ihre Söhne kommen bald ins Teenageralter. Die Welt hat sich verändert. Als sie entführt wurde, hatte der 11. September noch nicht stattgefunden. Wir waren nicht im Krieg mit dem Irak. Es fuhren noch keine Hybridautos auf den Straßen. Die meisten Leute gingen noch via ISDN ins Internet.
Was wäre mir lieber? Acht Jahre im Dunkeln eingesperrt sein und dann freikommen, um dann festzustellen, dass Matt wieder geheiratet hat und Alexa aufs College geht?
Oder das, was ich jetzt habe?
Ich trete von einem Bein aufs andere. Es bedrückt mich, dass ich nicht spontan auf diese Frage antworten kann. Sollte ich mir als selbstlose Mutter nicht unter allen Umständen wünschen, Alexa wäre noch am Leben?
Ihr Gesicht taucht vor mir auf, der Morgen ihres Todestages. Ich sehe sie beim Frühstück. Sie aß Cornflakes. Matt hatte verschlafen und stand noch unter der Dusche.
»Daddy ist faul heute Morgen«, sagte Alexa.
»Spät dran sein ist nicht das Gleiche wie faul sein, Schatz. Und sprich nicht mit vollem Mund.«
Sie bekam einen schelmischen Blick und grinste plötzlich, sodass Milch mit Cornflakeskrümeln aus ihren Mundwinkeln rann. »Grrr!«, machte sie.
»Ekelhaft!«, sagte ich und musste gegen meinen Willen lachen.
Sie bekam einen Lachanfall, worauf ihr die Milch aus der Nase kam, was zu heulendem Gelächter führte. Wir prusteten noch, als Matt die Treppe
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