Ausgeloescht
Seite um. »Offenbar hat der Ermittler den Gedanken, dass das Opfer zufällig ausgewählt wurde, ziemlich schnell fallen lassen.«
»Warum?«, frage ich.
»Ich bin mir nicht sicher, aber«, Callie deutet auf den Aktenstapel, »da ist noch eine Menge zu lesen. Gegen Hollister wurde gründlich ermittelt, aber man konnte ihm nichts anhängen. Keine verdächtigen Überweisungen, keine geheimen Konten auf seinen Namen, nichts. Auch nichts Belastendes auf seinem Computer oder Laptop, weder zu Hause noch in der Firma. Beide hatten eine hohe Lebensversicherung, aber keine war erst kurz zuvor abgeschlossen worden.«
»Wurde Heather für tot erklärt?«, fragt James.
Callie blättert. Sie findet nichts in der ersten und zweiten Mappe, aber am Ende der dritten. »Hier ist eine Aktennotiz aus dem vorigen Jahr. Hollister ließ sie nach sieben Jahren für tot erklären. Und jetzt kommt's: Er hat erst vor zwei Monaten die Lebensversicherung kassiert. Mehr als siebenhunderttausend Dollar.«
»Und dann taucht Heather wieder auf? Ein seltsamer Zufall.«
Was natürlich keiner ist. Ich gehe an die Tafel und schreibe:
Frau gefangen gehalten bis Auszahlung Lebensversicherung, dann Wiederauftauchen.
Ich kringle das ein. Doppelt.
»Hat Hollister wieder geheiratet?«, frage ich.
»Allerdings«, sagt Callie mit einem Haifischlächeln. »Die Dame auf dem Hotelzimmerfoto. Drei Jahre nach dem Verschwinden seiner Frau.«
Ehemann heiratet Geliebte,
schreibe ich, und:
Geduldig,
in Großbuchstaben. Wieder kreise ich es doppelt ein.
»Er selbst hat es getan«, sage ich. »Oder er hat jemanden beauftragt.«
»So sicher wie das Amen in der Kirche«, sagt Alan.
Folgen Sie den üblichen Ermittlungsschritten,
hatte der Entführer mir per SMS geschrieben. Allmählich wird der Satz verständlich.
»James, Callie - ich möchte, dass ihr die Akten sorgfältig durchkämmt. Stellt eine genaue Zeittafel auf und macht eine Zusammenfassung der relevanten Informationen. Ich brauche einen Grund für die Ausstellung eines neuen Haftbefehls.«
»Das ist viel spannender als Bora Bora«, murmelt Callie.
»Alan, du fährst mit mir zu Douglas Hollister. Irgendwie glaube ich nicht, dass Heathers Auftauchen Teil seines Plans war. Lassen wir die Bombe platzen und schauen mal, wie hoch er springt.«
»Gute Idee.«
Mein Handy klingelt. »Barrett.«
»Smoky.« Es ist AD Jones. »Ich brauche Sie in meinem Büro. Pronto.«
»Ja, Sir.« Ich lege auf. »Okay«, sage ich zu meinen Leuten. »Wer kann mir jetzt schon eine Antwort geben, ob er bei der neuen Sondereinheit dabei ist? Alan, wir haben schon darüber gesprochen. James?«
Er wirft mir einen finsteren Blick zu. »Warst du taub gestern Abend? Ich hatte dir doch schon gesagt, dass ich die Gründe für vernünftig halte, und egal wie du dich entscheidest, ich bin dabei.« Er vergräbt sich wieder in der Akte, mit der er sich beschäftigt hatte.
Ich drehe ihm in Gedanken den Hals um. »Callie?«
»Ich habe mit meinem Mann geredet. Nachdem ich ihn eingewickelt hatte mit meinen...«
»Hey, hey«, warnt Alan.
»... Kochkünsten«, sagt Callie augenzwinkernd. »Was dachtest du denn, was ich sagen würde? Jedenfalls sind wir beide einverstanden. Zumindest zu Anfang bin ich dabei. Wenn der Umzug nach Quantico ansteht, müssen wir noch mal darüber nachdenken.« Sie neigt den Kopf zur Seite und sieht mich erwartungsvoll an. »Wie hast du dich denn entschieden?«
»Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Aber ich danke euch allen.«
»Als ob wir zulassen würden, dass du dich allein abstrampelst«, sagt Callie tadelnd. »Du solltest uns besser kennen.«
Ich lächle den anderen zu und gehe zur Tür.
»Kochkünste?«, höre ich Alan sagen. »Dass ich nicht lache.«
»Na ja«, sagt Callie. »Der Nachtisch war ich.«
Kapitel 12
»Setzen Sie sich«, fordert AD Jones mich auf Er sitzt in dem abgenutzten Ledersessel, der bereits in seinem Büro stand, als ich ihm das erste Mal vorgestellt wurde. Dieser Sessel passt zu ihm. Wenn ich meinen Chef mit einem Wort beschreiben sollte, würde ich sagen, er ist ein Arbeitstier. Der Job bedeutet ihm alles. Er lebt dafür, sein Feld zu beackern. Nicht des Ruhmes wegen, sondern wegen der Freude an einer gut gezogenen, geraden Furche.
»Ich dachte, ich hätte achtundvierzig Stunden Zeit, Sir«, sage ich, nachdem ich Platz genommen habe.
Er macht eine wegwerfende Handbewegung. »Ich wollte selbst mit Ihnen reden, ohne den Direktor. Tut mir leid, dass Sie so unvorbereitet
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