Ausgeloescht
hat ein besseres Gespür für Menschen als ich. Ich selbst hatte nicht an so etwas gedacht. Es steht Burns ins Gesicht geschrieben, dass seine Beziehung zu Heather rein väterlicher Natur gewesen ist. Ich sah es auch an seinem hilflosen Zorn, als er uns sagte, dass er den Mord an ihrem Vater nicht hatte aufklären können, und ich hörte es an seiner Stimme, die wie die eines großen Bruders klang.
Burns scheint Alans Bemerkung gelassen hinzunehmen. »Ich will ehrlich sein und Ihnen sagen, welche Probleme ich habe, damit Sie sehen können, welche ich
nicht
habe. Ich hatte eine Schwester. Sie starb mit zwölf an Leukämie. Ich war damals neun.« Bei der Erinnerung presst er die Lippen zusammen, selbst nach so vielen Jahren. »Deshalb bekam ich einen guten Draht zu Heather. Zweitens hatte ich ein kleines Spielproblem. Poker, um genau zu sein. Manchmal habe ich achtundvierzig Stunden am Stück gespielt und bin dann zur Arbeit gegangen, aufgedreht und übermüdet.« Er lächelt, als wäre das gar keine so schlechte Erinnerung. »Wäre schön und gut gewesen, wenn ich meinen Lebensunterhalt damit verdient hätte, aber so war es nicht. Ich ruinierte mein häusliches Leben und bekam Schwierigkeiten im Job.« Er zuckt die Achseln. »Aber ich bekam es in den Griff, ein für alle Mal. Haben wir uns verstanden?« Er sieht Alan an, nicht mich. »Haben wir«, sagt Alan.
»Gut. Es war nie etwas Schlechtes an meiner Beziehung zu Heather Hollister. Niemals. Sie wollte Polizistin werden, sagte sie zu mir, und ob ich ihr helfen könne.« Er leert seine Tasse und stellt sie beiseite.
»Was haben Sie geantwortet?«, fragt Alan.
»Ich habe versucht, es ihr auszureden. Ich habe ihr gesagt, sie müsse zuerst einen guten Highschoolabschluss machen und dann auf dem College Kriminologie studieren. Ich wollte sie entmutigen. Du meine Güte, sie war erst vierzehn. Ich konnte sie mir nicht in blauer Uniform auf der Straße vorstellen und wollte es auch gar nicht.« Er schüttelt den Kopf. »Aber ich habe sie unterschätzt. Sie tat genau das, was ich ihr gesagt hatte: Sie machte einen erstklassigen Abschluss an der Highschool und studierte dann Kriminologie. Als sie zweiundzwanzig war, kreuzte sie bei mir auf und sagte, ich solle ihr helfen. Sie wollte sich bei der Polizeiakademie einschreiben.«
»Was ist mit ihrem Stiefvater?«, fragt Alan.
Ich beobachte Burns genau. Sein Gesicht verfinstert sich nicht. Es wird milde, und ein Lächeln streift die Mundwinkel. Wie die meisten Cops ist er ein vollendeter Lügner. Hätte er noch Kaffee in der Tasse, würde er jetzt bedächtig einen Schluck nehmen, um uns zu zeigen, dass die Frage ihn nicht im Geringsten berührt. »Pete? Was soll mit ihm sein?«
Ich berühre unter dem Tisch Alans Bein, und er überlässt mir die Gesprächsführung. »Hören Sie, Burns, unser Interesse gilt ausschließlich Heather. Wir können uns denken, was mit dem Stiefvater passiert ist, und es könnte uns gleichgültiger nicht sein. Aber haben Sie mal in Betracht gezogen, dass er bei der Entführung die Hand im Spiel gehabt haben könnte? Letzten Endes hat Heather dafür gesorgt, dass er vor Gericht kam und von hier verschwinden musste.«
»Ich weiß.«
»Und? Erzählen Sie uns von ihm.«
Burns hält sein Wasserglas auf eine Art, dass ich den Eindruck habe, er würde lieber an einer Kneipentheke sitzen. Er macht ein geringschätziges Gesicht. »Pete entsprach sämtlichen Klischees, die Sie sich vorstellen können. Ein kleiner, nervöser Typ, dem es einen Kick verschafft hat, Frauen zu schlagen, weil er bei Männern zu feige war. Er war ein paar Jahre zuvor in die Stadt geschneit und hat Gelegenheitsjobs angenommen. Ich weiß nicht mehr, wo Margaret ihn kennengelernt hat, aber er schätzte sie gleich richtig ein, wie solche Kerle es immer tun. Er konnte es wittern.« Wieder trinkt er einen Schluck Wasser, dass ich an Whiskey denken muss. »Gott sei Dank war Heather nicht schwach. Und er war kein Kleiderschrank.«
Ich weiß, was er meint. Die Ansicht, dass alle Schläger Feiglinge sind, ist Wunschdenken. Manche sind keineswegs feige; es macht ihnen Spaß, anderen mit ihrer bedrohlichen Größe ihren Willen aufzuzwingen.
»Wie alt war Heather, als Margaret und Pete geheiratet haben?«, frage ich.
»Knapp fünfzehn. Ich wusste nichts über Pete oder was er tat, bis Heather zu mir kam. Ich war ziemlich aufgebracht, denn ich hatte an dieser Familie persönlichen Anteil genommen. Sie hatten Schlimmes durchgestanden, und
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