Ausgeloescht
dann kommt dieses Stück Scheiße und stürzt sich auf sie wie ein Geier, der ein leichtes Fressen wittert.«
»Heather hatte ein Videoband?«, frage ich.
Er nickt. Wieder wischt ein bewunderndes Lächeln die zornige Verachtung weg. »Kluges Mädchen. Sie brachte es zu mir, und ich tat das einzig Richtige und ließ das Arschloch verhaften. Aber er hatte einen guten Anwalt, der dafür gesorgt hat, dass dem Video vor Gericht keine Beweiskraft beigemessen wurde.« Bei dem »guten Anwalt« bekommt seine Stimme einen sarkastischen Tonfall. »Was haben Sie unternommen?«, frage ich.
»Ich habe mir einen Bekannten geschnappt, einen Ehemaligen, der ungenannt bleiben soll und der ... sagen wir mal, sehr flexibel ist in der Wahl seiner Verhörmethoden. Mit diesem Bekannten ging ich den guten alten Pete besuchen. Margaret war mit Heather ins Kino gegangen.« Er stockt, und ich sehe zum ersten Mal einen Anflug von Scham auf seinem Gesicht.
»Heather hat es gewusst?«, frage ich. »Sie wusste, was geschehen würde?«
»Wie gesagt, sie war ein kluges Mädchen.« Noch ein Whiskey-Schluck von seinem Eiswasser. »Wir haben nicht geklopft. Wir warteten zehn Minuten, nachdem wir Margaret und Heather hatten wegfahren sehen, und gingen direkt ins Haus. Heather hatte die Tür für uns offen gelassen. Pete saß im Unterhemd in seinem Sessel, eine Flasche Bier im Schoß.« Er schüttelt den Kopf. »Dieser Kerl war die reinste Karikatur. Vielleicht schaute er sich Talkshows mit gewalttätigen Familienvätern an und ahmte die Typen dann nach. Ich weiß es nicht. Jedenfalls ging mein namenloser Freund hin, packte Pete an den Haaren und riss ihn nach hinten. Der Sessel kippte um, und wir machten uns an die Arbeit.« Unwillkürlich ballt er eine Hand zur Faust. Die Macht der Erinnerung.
»Zehn Minuten lang haben wir kein Wort geredet. Er muss mich erkannt haben, aber ich schätze, das hat ihm nur noch mehr Angst gemacht. Wir haben ihn tüchtig bearbeitet. Nicht so gründlich, dass er nachher nicht mehr laufen konnte, aber es hat wehgetan.
Als die zehn Minuten um waren und er zusammengekrümmt dalag, sich bepisst hatte und wimmerte wie ein Baby, redete ich mit ihm. Ich sagte ihm, er solle aus der Stadt verschwinden, noch diesen Abend. Wenn er Margaret je wieder anfasste oder sich noch einmal hier blicken ließe oder wenn er Beschwerde über mich einreichte, würde ich ihn umbringen. Und wenn er Heather je anfasste, würde ich ihn zu Tode foltern, und zwar ganz, ganz langsam.« Er zuckte die Achseln. »Er hat es kapiert.«
»Ist er abgehauen?«, frage ich.
»Oh ja. Er konnte gar nicht schnell genug wegkommen. Ich gab ihm sogar Geld, zweitausend Dollar aus einem Pokergewinn. Ich habe ab und zu nach ihm Ausschau gehalten, aber er ist nie wieder aufgekreuzt.« Er sieht mich an. Sein Blick ist nun wieder bekümmert. »Meinen Sie, er könnte etwas mit Heathers Entführung zu tun haben? Ich habe in diese Richtung ermittelt, aber nichts entdeckt. Und ich habe auch Pete nicht gefunden. Es gibt keinen Hinweis, dass er zu der Zeit oder später nach L. A. zurückgekehrt ist. Wo er sich früher immer aufgehalten hat, wurde er nicht mehr gesehen.«
Ich denke darüber nach. Die ganze Geschichte ist faszinierend und schrecklich zugleich. Heathers Komplizenschaft ist natürlich beunruhigend. Und von diesem Pete habe ich nur einen ungefähren Eindruck, der zudem von einem Mann vermittelt wurde, der ihn verabscheut. Aber trotzdem ...
»Das bezweifle ich«, antworte ich schließlich. »Ich kann es nicht hundertprozentig ausschließen, aber dieser Pete scheint mir kein Mann zu sein, der sich einen klugen Plan zurechtlegt. Diese Tat ist zu ausgeklügelt für einen wie ihn.«
Burns starrt in sein Whiskey-Wasser. »Da bin ich erleichtert.«
»Ich verstehe, warum Sie sich auf den Ehemann und Pete konzentriert haben«, sage ich, um wieder auf die laufende Ermittlung zurückzukommen. »Gab es noch andere Verdächtige?«
»Einen«, antwortet er zögernd. »Heathers Freund.«
»Sie hatte eine Affäre?«
Er seufzt. »Ja. Ein netter Kerl namens Jeremy Abbott. Immobilienmakler, geschieden, ungefähr im selben Alter wie sie. Sie haben sich ein halbes Jahr lang getroffen.«
»Bevor oder nachdem Heather auf den Verdacht kam, dass ihr Mann fremdgeht?«
»Keine Ahnung. Ich habe durch eine E-Mail von ihm erfahren.« »Warum wurde er als Verdächtiger fallen gelassen?«
Burns macht ein verwirrtes Gesicht. »Haben Sie es denn nicht gelesen? In den
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