Ausgeloescht
verbinden, die wir gemeinsam haben, sondern als Individuum, das der Welt mehr gegeben hat, als es von ihr bekam. Ihr Ehemann, Douglas Hollister, hat zwar nicht ihren Körper, aber ihr Leben zerstört.
Nun sind wir unterwegs zu diesem Mann, und ich hoffe, unser Besuch macht ihn fertig.
»Meinst du, Burns bleibt cool?«, fragt Alan.
Ich wende den Blick von den vorbeiziehenden Hügeln und meine Gedanken von Douglas Hollisters Untergang ab. »Was hast du gesagt?«
»Burns. Er war mir ein bisschen zu heiß auf die Sache. Ich mache mir Sorgen.«
Er hat recht. Burns geiferte schon, wenn er nur daran dachte, ein großes saftiges Stück aus Hollister herauszubeißen.
»Ich glaube, er wird sich zusammenreißen. Er ist schon zu lange Cop. Er wird den Kerl nicht gleich umbringen.«
Alan sieht mich von der Seite an, schaut dann wieder auf die Straße. »Hoffst du.«
Oder vielleicht auch nicht,
denke ich, sage es aber nicht laut.
Douglas Hollister wohnt in Woodland Hills in einem hübschen, zweigeschossigen Haus. Es ist weiß verklinkert und hat Kassettenfenster, und im Vorgarten steht ein einzelner, ausgewachsener Baum. Der Rest ist grüner Rasen, kurz geschnitten. Reizvoll, hübsch, aber einfallslos. So sehen Tausende von Häusern aus, die während des Baubooms in die Höhe gezogen wurden. Hollister lebt hier seit drei Jahren mit seiner neuen Frau Dana; daher vermute ich, dass sie das Haus gekauft haben, als die Immobilienpreise auf dem Höchststand waren.
»Was halten Sie von Dana Hollister?«, habe ich Burns gefragt.
»Ich glaube, sie ahnt nichts und liebt diesen Kerl«, hat er geantwortet, was unseren Vermutungen auf der Grundlage des Schwarz-Weiß-Fotos entspricht, das die beiden zeigt, wie sie aus dem Hotelzimmer kommen. »Dana betrügt seine Frau mit ihm, und das spricht natürlich gegen sie, aber sie schien mir nie eine große Leuchte zu sein. Eher dumm als bösartig.«
Er zählte die übrigen Fakten auf. Dana Hollister arbeitet seit ein paar Jahren im Immobiliengeschäft; sie hat damit angefangen, kurz bevor sie Douglas kennenlernte. Sie machte ihren Job ordentlich, kündigte aber vor einem Jahr nach dem Platzen der Immobilienblase. Jetzt versucht sie, sich selbstständig zu machen.
»Mit einem Andenkenladen oder etwas in der Art«, sagte Burns und schaute auf die Uhr. »Sie müsste jetzt dort sein. Der Laden hat jeden Tag geöffnet. Sie arbeitet hart, das muss ich ihr lassen.«
»Dann beobachten Sie die Familie noch immer?«, fragte Alan.
»Ja. Bis der Kerl im Knast sitzt«, hat Burns geantwortet, und seine Stimme war ausdruckslos.
Nun parkt Alan am Bordstein vor dem Haus und zieht so weit vor, dass Burns' Wagen bequem hinter unseren passt. In der Auffahrt steht ein weißer Honda Accord. Wir steigen aus. Ich muss mich schütteln, so kalt ist es während der kurzen Fahrt geworden. Der Februar in Südkalifornien ist launisch wie immer.
»Wie wollen Sie die Sache angehen?«, fragt Burns.
»Er wird gewarnt sein, wenn er Sie sieht«, antworte ich. »Und das ist gut. Ich werde uns vorstellen, und wir zeigen ihm unsere Dienstausweise. Das wird ihn noch nervöser machen. Danach überlassen wir Alan das Reden.«
Burns mustert Alan prüfend. »Ich habe Gerüchte über Sie gehört. Sie sollen bei Befragungen ziemlich scharf rangehen.«
Alan zuckt die Achseln. »Ist alles bloß Methode. Körpersprache, Augenbewegungen. Das kann jeder lernen.«
»Es kann auch jeder Golf spielen«, wendet Burns ein, »aber es gibt nur einen Tiger Woods.«
»Wir müssen ihn in die Defensive drängen«, sagt Alan, »aber wir dürfen dabei nicht aggressiv erscheinen. Es muss eher so sein, als kämen wir, um ihm eine schlimme Nachricht zu überbringen, und nicht, als würden wir ihn verdächtigen.« Er mustert Burns. »Meinen Sie, Sie kriegen das hin?«
»Keine Bange. Ich werde zerknirscht aus der Wäsche gucken.«
»Gut. Wir bringen ihn dazu, uns ins Haus zu lassen. Das Reden übernehme ich. Lassen Sie mich direkt neben ihm sitzen. Ich muss ihn genau beobachten können, wenn ich ihm sage, dass seine Frau am Leben ist. Die erste Reaktion ist die wichtigste.«
Wir gehen über einen tristen grauen Betonweg zur Haustür. Mir fällt auf, dass die Auffahrt neu gemacht worden ist. Mit Ziegeln gepflastert. Bei ein paar Nachbarhäusern ist es genauso. Ich kann es nicht leiden. Man sollte sein Haus anstreichen, einen Baum pflanzen, einen Garten anlegen, wenn möglich. Aber Auffahrten? Die sind dazu da, mit dem Wagen aus der Garage auf
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