Ausgeloescht
Akten?«
»Wir sind noch nicht ganz durch.«
»Jeremy Abbott verschwand in derselben Nacht wie Heather. Sein Wagen wurde mit laufendem Motor in seiner Einfahrt gefunden. Die Fahrertür stand offen, und einer seiner Schuhe lag neben dem Auto.«
»Man hat nie wieder etwas von ihm gehört?«, fragt Alan.
Burns schüttelt den Kopf. »Nichts. Genau wie bei Heather. Wie vom Erdboden verschluckt.«
Ich schaue Alan an. Er nickt. »Was ist?«, fragt Burns.
»Wir überlegen gerade«, antworte ich, »ob Jeremy vielleicht auch in Kürze irgendwo aus einem Wagen geworfen wird.«
Kapitel 14
Der Tag ist makellos. Der Himmel über Kalifornien ist blau von einem Horizont zum anderen, und die Sonne scheint mit sanfter Wärme. Ein Tag für T-Shirts und Jeans und auch für Sonnenbrillen, wenn man will. Eltern und Surfer schauen sich das Wetter an und denken an das Wochenende in der Hoffnung, dass diese unverhoffte Belohnung anhält.
Wir sind unterwegs zu Douglas Hollister, und ich bin aufgeregt. Nicht wie ein Kind, das in den Comic-Laden darf, sondern wie ein Raubtier, bevor es seine Beute reißt.
Ich habe mir von Heather Hollister ein Bild gemacht. Genau wie ich hat sie in jungen Jahren ein Elternteil verloren. Wie ich hat sie ihre Lebensaufgabe in der Arbeit eines Cops gesehen. Doch unsere Beweggründe waren verschieden: Sie wollte Gerechtigkeit für die Welt als Ausgleich für den Mangel an Gerechtigkeit, die ihrem Vater zuteil geworden war, während ich durch einen inneren Sirenengesang dazu verlockt wurde, Polizistin zu werden.
Nach allem, was man hört, hat Heather einen guten Job gemacht. Sie hat sich von ihrer Besessenheit nicht kaputt machen lassen. Sie hat sich für die Opfer interessiert, denen sie als Ermittlerin über den Weg lief. Und sie hat Zeit gefunden, zu heiraten und Kinder zu bekommen.
Jetzt hat sie ihren Mann und ihre Kinder verloren. Das Leben, das sie kannte, gibt es nicht mehr. Unsere Lebensgeschichten sind sehr verschieden und doch ähnlich.
Ich fühle mich ihr so verwandt, dass es eine schmerzliche Sehnsucht auslöst. Ich fühle mit jedem Toten, der in meine Zuständigkeit fällt. Jeder hatte ein Leben mit Hoffnungen und Träumen, mit Langeweile, Lachen, Tränen und täglichem Einerlei. Das gilt für alle, doch bei einigen kann ich es so deutlich sehen wie jetzt die Hügel neben dem Highway durchs Wagenfenster.
David Rhodes ist ein Schriftsteller, den ich sehr schätze, auch wenn er manchmal ein bisschen unzugänglich sein kann. In einem seiner Bücher gibt es einen Abschnitt, der einen Gedanken ausdrückt, der eine große Rolle für mich spielt: das Abgekapseltsein, das Leben als Insel, das jeder von uns führt.
Jeder Mensch denkt, dass sein Traum Verehrung verdient. Er kam von ihm, es gibt ihn nicht zweimal, also muss er einzigartig sein.
Gott sagt (mit donnernder, zorniger Surroundanlagen-Stimme, die das Gebälk der Welt zum Zittern bringt): TORHEIT!
Und der Mensch zittert.
Gott kauert sich in seinen weißen Gewändern hin und legt dem Menschen den Arm um die Schultern. Es ist eine erhabene Umarmung, Muttermilch, Vaterzorn, Freude am Erschaffen der Welt.
Gott sagt (nicht unfreundlich): Nun, da ich deine Aufmerksamkeit habe, hör mir zu: Jeder Traum ist schon einmal geträumt worden, tausend Mal, zehntausend Mal. Die Wünsche, die du für einzigartig hältst, hatten schon Millionen Träumer vor dir. Sie wachen jeden Tag auf, um den Lohnkrieg zu führen. Um für das Überleben ihrer selbst und derer zu kämpfen, die sie lieben. Um einen ordentlichen Anzug tragen zu können. Um kräftigen Wein trinken zu können. Um am Abend in den Armen eines geliebten Menschen zu liegen. Der Traum ist nie neu, mein Sohn. Nur der Träumer.
Gott lächelt den Sonnenuntergang.
O Mensch, liebliches Kind, wie ich deine Torheit liebe.
Man sagt, jeder Trottel kann ein Kind haben, und das stimmt. Äußerlich sind sie gleich. Die Lebensgeschichte ist in den Umrissen gleich. Aber die eigentliche Wahrheit lautet, dass keiner von ihnen gleich ist. Bei jedem verläuft das Leben anders. Nur die Weltverdrossenen glauben das nicht.
Tommy und Bonnie sind bestimmt nicht wie Matt und Alexa. Das ist in Ordnung. Sie sind sie selbst. Von Ferne besehen, mögen sie sich ähneln, aber bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass beide Lieder zwar schön und harmonisch sind, aber einen unterschiedlichen Klang haben.
So sehe ich jetzt Heather. Ich begreife sie nicht mehr als Opfer, mit dem mich bestimmte Dinge
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